Obwohl sich die durchschnittliche menschliche Lebenserwartung seit den 1970er Jahren um fast 10 Jahre verlängert hat, geht diese deutlich erhöhte Lebensspanne aber auch mit einem biologischen Problem einher: Ab Mitte 20 beginnt unser Gehirn zusehends abzubauen und mit dem Rückgang von Volumen und Inhalt verliert es nach und nach funktionale Fähigkeiten. Das Risiko mentaler und neurodegenerativer Krankheiten steigt. In einer neuen Studie zeigen US-Forscher nun jedoch, dass Meditation dem Verlust der sogenannten grauen Hirnsubstanz entgegenwirken kann.
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© Dr. Eileen LudersMeditierende (unten) weisen deutlich weniger von Alterungsprozessen beeinträchtige Hirnareale (rot) auf als Personen, die nicht meditieren (oben).
Los Angeles (USA) - Wie das Team um Dr. Florian Kurth vom Brain Mapping Center der University of California in Los Angeles (UCLA) aktuell im Fachjournal Frontiers in Psychology berichtet, gründet die aktuelle Studie auf früheren Untersuchungen, die nahelegen, dass Menschen, die regelmäßig meditieren, weniger altersbedingte Schwund der weißen Hirnsubstanz aufweisen.

In Ihrer neuen Studie zeigen die Forscher um Kurth nun, wie durch Meditation auch die graue Hirnsubstanz, also jenes Gewebe, in dem sich mit den sogenannten Neuronen die Hirn-Nervenzellen befinden, vor der Degeneration geschützt werden kann.

Hierzu untersuchten die Wissenschaftler die Verbindung zwischen Alter und der grauen Hirnsubstanz und verglichen hierzu 50 Menschen im Alter von 24 bis 72, die schon seit durchschnittlich 20 Jahren meditieren, mit einer Kontrollgruppe von 50 Nicht-Meditierenden (s. Abb.).

Obwohl die Mitglieder beider Gruppen Anzeichen von Verlust der grauen Hirnmasse aufzeigten, stellten die Forscher dennoch fest, dass dieser Volumenschwund bei der Gruppe der Meditierenden deutlich geringer war als bei der Kontrollgruppe. Der Unterschied war derart deutlich, dass selbst die Forscher von dem Ergebnis der Untersuchungen überrascht waren.

"Wir hatten erwartet, dass ein möglicher Unterschied zwischen den Gruppen vergleichsweise klein wäre und sich nur auf bestimmte Regionen beschränken würde, von denen schon zuvor beobachtet werden konnte, dass sie durch Meditation aktiviert werden", erläutert Kurth. "Was wir aber statt dessen gefunden haben, war ein weitgreifender Effekt der Meditation auf das ganze Gehirn."

Eine wichtige Erkenntnis der Untersuchungen ist demnach, dass eine längere Lebenserwartung nicht automatisch auf Kosten eines gesteigerten Risikos neurodegenerativer Erkrankungen und damit mit der Einschränkung von Lebensqualität einhergehen muss. "Während bislang die meisten Untersuchungen darauf konzentriert hatten, Faktoren zu identifizieren, die das Risiko mentaler Krankheiten und neurodegenerativer Einschränkungen vergrößern, wurde der Suche nach Möglichkeiten des Erhalts der Gesundheit unseres Gehirns vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit geschenkt", stellt die Mitautorin der Studie Dr. Eileen Luders, ebenfalls UCLA, fest.

Trotz des erstaunliches Untersuchungsergebnisses geben die Autoren der Studie jedoch noch zu bedenken, dass auf der bisherigen Datengrundlage noch keine Schlussfolgerung über einen direkt kausalen Zusammenhang zwischen Meditation und dem Erhalt der grauen Hirnsubstanz gezogen werden könne. Über die Meditation hinaus, gäbe es noch viele weitere mögliche Faktoren - wie etwa der grundsätzliche Lebenswandel, Persönlichkeitseigenschaften und genetische Unterschiede - die zu den beobachteten Unterschieden der beiden Gruppen führen könnten.

"Dennoch sind unsere ersten Ergebnisse vielversprechend", so Luders abschließend. "Jetzt hoffen wir, dass unsere Ergebnisse weitere Studie zur Erforschung des Potentials der Meditation zum Erhalt des Gehirns und damit des Geisteszustand anregen werden. Je mehr Beweise wir dazu finden, dass sich Meditation günstig auf den Hirnalterungsprozess auswirkt, um so besser können auch wirksame Praktiken hierzu entwickelt werden."