Mindestens 340 Tote nach Stürmen - Schicksal hunderter Menschen ungewiss

Washington - Nach der verheerenden Tornado-Serie im Süden der USA droht den Menschen dort jetzt auch noch eine Flutkatastrophe. Die Behörden der Bundesstaaten Louisiana und Mississippi warnten am Samstag davor, dass in den kommenden Tagen der Mississippi massiv über seine Ufer treten könnte. Für beide Staaten gilt der Notstand. Dort waren bei den heftigen Gewittern und Tornados vom Mittwoch mindestens 33 Menschen ums Leben gekommen.

Schlimmstenfalls drohe den Anwohnern des längsten Flusses der USA bis Mitte Mai ein Hochwasser von etwa 2,40 Metern Höhe, lautet die Warnung. Helfer begannen damit, Häuser mit Sandsäcken zu sichern. "Wir tun alles, um für den schlimmsten Fall vorbereitet zu sein, hoffen aber das Beste", sagte der Gouverneur von Louisiana, Bobby Jindal.

Das Hochwasser ist eine Belastungsprobe für die Dämme, die teilweise aus dem Jahr 1927 stammen. Am oberen Flusslauf des Mississippi im Bundesstaat Illinois standen bereits erste mobile Häusersiedlungen unter Wasser.

340 Tote

Das verheerende Ausmaß der Tornados wird immer deutlicher: Bis zum Samstag bargen Helfer 340 Tote aus den verwüsteten Gebieten. Suchtrupps hatten nur noch wenig Hoffnung, Überlebende unter den Trümmern zu finden. Das Schicksal Hunderter Menschen blieb ungewiss. "Die Rettungsarbeiten sind beendet", sagte der Gouverneur von Alabama, Robert Bentley, in Birmingham. "Wir haben mit den Aufräumarbeiten begonnen." Der Nationale Wetterdienst sprach von der zweitgrößten Tornadokatastrophe in der Geschichte des Landes.

Noch an diesem Wochenende sollten die ersten Opfer beerdigt werden. Bei den Stürmen, die am Mittwoch durch mehrere US-Staaten getobt waren, starben allein in Alabama mehr als 250 Menschen. "Es ist, als würde man nach einem furchtbaren Traum wachwerden und dieser Traum hört einfach nicht auf", sagte ein Überlebender in der schwer verwüsteten Stadt Tuscaloosa.

Vor der aufgehenden Sonne bot sich dort am Samstagmorgen die Silhouette einer Blech-und Geröllwüste. Baumstämme ohne Äste ragten in den Himmel. Helfer hatten teils mit Taschenlampen eine weitere Nacht nach möglichen Lebenszeichen unter den Trümmern gesucht.

Eine Million Haushalte blieben allein in Alabama weiter ohne Strom, einige hatten auch kein Wasser. Hunderte Sturmopfer suchten Unterschlupf in Notlagern des Roten Kreuzes. Die Organisation schickte psychologisch geschultes Personal, um den traumatisierten Opfern Beistand zu leisten. In Alabama, Mississippi und Georgia wurde der Notstand ausgerufen. Präsident Barack Obama versprach Aufbauhilfe. "Ich habe noch nie eine derartige Verwüstung gesehen", sagte Obama bei einem Besuch in der Katastrophenregion.

Die Tornado-Serie, die seit Mittwoch in Alabama, Mississippi, Arkansas, Georgia und Tennessee getobt hat, nähert sich einem traurigen Rekord: Im März 1925 starben in den USA 747 Menschen bei einer ähnlichen Sturmserie.