Innerhalb von nur zwei Tagen starben in den USA drei Top-Journalisten. Kann es sich dabei noch um Zufall handeln? Eine Spurensuche.

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1975 kam bei den Senatsanhörungen des Church-Komitees heraus, dass das künstliche Auslösen von Krebs oder Herzinfarkten zu den möglichen Mordmethoden der CIA gehören.

Drei tote Journalisten

Stellen Sie sich einmal vor, innerhalb von zwei Tagen würden Günther Jauch, Claus Kleber und Frank Plasberg ums Leben kommen. Anne Will hätte in der gleichen Zeit einen Unfall knapp überlebt. Alle vier hätten sich journalistisch mit dem Irak-Krieg befasst und zwei davon wären zuvor von Terroristen entführt und wieder freigelassen worden. Würden Sie das für Zufall halten?

Das ist in etwa die Situation bezüglich der kürzlich innerhalb von zwei Tagen verstorbenen US-Journalisten. Zwar sind sie in Relation nicht ganz so bekannt, aber ich habe diesen Vergleich gewählt, weil die meisten vermutlich andere Journalisten, die ich nennen hätte können, nicht gekannt hätten. Ersetzen Sie die bekannten Namen ruhig durch Journalisten, die Sie kennen. Doch ganz so weit hergeholt ist der Vergleich nicht.

Tod im (selben) Krankenhaus

David Carr schrieb für die New York Times und trat regelmäßig im Fernsehen auf. Bob Simon arbeitete als Reporter für CBS und gewann 27 Emmys. Ned Colt war Reporter für NBC, einem der größten TV-Sender weltweit. Alle drei starben am 12. oder 13. Februar 2015 - innerhalb von weniger als 48 Stunden. Zwei davon, Carr und Simon, starben im selben Krankenhaus, Simon nach einem Autounfall. NBC-Luftfahrt-Experte Bob Hager überlebte am 12. Februar knapp einen Autounfall.

»Bürgerberg« vs. Janich?

Wie Wahrscheinlichkeiten gegenüber einem medial transportierten Ereignis verblassen, demonstrierte ich kürzlich mit Buchautor und Politikerschreck Tilman Knechtel alias »Bürgerberg« in einem Experiment. Als Bürgerberg rückt Knechtel regelmäßig mit der Kamera Politikern auf die Pelle, woraufhin die unwirsch regieren, worüber ich mich ebenso regelmäßig auf Facebook lustig mache. Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass ich ebenso unwirsch reagiere und sogar handgreiflich werde, wenn er mir auf die Pelle rückt? Für äußerst unwahrscheinlich nehme ich an, zumal ich stets betone, dass ich gerne mit jedem über jedes Thema diskutiere.

Verräterische Bärte

Trotzdem glaubten die meisten Menschen, dass genau das passiert ist, als wir solch ein Ereignis inszenierten. Sogar nachdem wir die Story aufgelöst hatten, behaupten noch immer ein paar Vollparanoiker, das Ereignis hätte stattgefunden und ich hätte Knechtel nach Veröffentlichung des Videos gezwungen, zu lügen, obwohl ich in meinem am Montag aufgenommenen Erklärungsvideo einen Dreitage-Bart habe.

Bürgerberg postete den am Freitag aufgenommenen »Eklat« am Sonntag und die ebenfalls am Freitag aufgenommene Auflösung am Dienstag - in beiden Videos bin ich frisch rasiert. Mir hätten also über Nacht ein Drei-Tage-Bart und entsprechend Haare am Kopf wachsen müssen. Apropos Bart: Vor einigen Jahren wurde der Öffentlichkeit ein Video von Osama bin Laden präsentiert, in welchem er wesentlich jünger aussah und einen schwarzen Bart trug. Immer wenn er sich zu aktuellen Ereignissen äußerte, fror das Bild ein. Beim Zuschauer blieb trotzdem hängen: Osama-Phantom lebt.

Es kam ja im Fernsehen

Ähnlich war es am 11.9.2001. Wer hätte vorher darauf gewettet, dass es 19 Arabern mit Teppichmessern gelingen würde, im am besten überwachten Luftraum der Welt Flugzeuge zu entführen und dann drei Wolkenkratzer, einen davon ganz ohne Flugzeugcrash, zum Einsturz in ihr eigenes Fundament zu bringen? Die Leute glauben es, denn es kam ja im Fernsehen.


Kommentar: Die Leute glauben es ohne jeglicher kritischer Überprüfung, weil sie ignorante autoritäre Mitläufer sind und daher alles glauben werden, was von einer Autorität aus dem Fernsehen kommt. Das sind laut Bob Altemeyer 45-50% der Gesamtbevölkerung. Lesen Sie sein Buch The Authoritarians, um mehr darüber zu erfahren. Das Buch ist unter diesem Link frei verfügbar.


Genau so glauben Menschen, es wäre ganz normal, dass drei Top-Journalisten innerhalb von zwei Tagen einfach so das Zeitliche segnen. »RT Deutsch« vermeldete zwischenzeitlich, man habe Informationen, die drei Journalisten hätten an einem Dokumentarfilm über 9/11 gearbeitet. Die Meldung ist inzwischen wieder von der Webseite verschwunden. Nun ist der vom russischen Staat finanzierte Sender in dieser Causa sicher nicht die beste Quelle, vor allem wenn der Informant nicht genannt wird. Andererseits wäre es nur allzu verständlich, wenn der Informant nicht genannt werden wollte.

Neue 9/11-Doku geplant?

Ist - abgesehen davon - die Story so unwahrscheinlich, auch wenn es keine handfesten Beweise für eine Verbindung dieser Journalisten gibt? Schließlich starben sowohl Carr als auch Simon im selben Krankenhaus, befanden sich also am gleichen Ort.

Und wenn tatsächlich eine Doku über 9/11 geplant war, wäre es sicherlich nicht so unwahrscheinlich, dass Simon seinen NBC-Kollegen und Luftfahrtexperten Bob Hager hinzugezogen hätte. Er wird einen Teufel tun, nach seinem knapp überlebten Unfall dazu noch ein Sterbenswörtchen zu sagen.

Gefangen im Irak

Es gibt noch einen weiteren fantastisch anmutenden Zufall. Ned Colt wurde 2004 im Irak gekidnapped und drei Tage als Geisel festgehalten. Bob Simon wurde 1991 für 40 Tage im Irak als Geisel gehalten. Spätestens seit diesen Entführungen wurden die beiden von den US-Geheimdiensten sicherlich in Manndeckung genommen. Schließlich könnten die beiden in Gefangenschaft »umgedreht« worden sein.

Ebenfalls möglich wäre, dass die beiden für die CIA oder zumindest eng mit ihr zusammengearbeitet haben. Schließlich ist es kaum wahrscheinlich, dass sie sonst zu den »embedded« Journalisten gehört hätten. David Carr führte einen Tag vor seinem Tod noch ein Interview mit Edward Snowden. Alle drei verstorbenen Journalisten hatten also Top-Level Informationen, sicherlich auch über den 11. September.

Krankheiten als Waffe

Zwar war Carr zum Zeitpunkt des Interviews schon schwer krank - er litt unter Morbus Hodgkin, einem bösartigen Tumor. Doch zum einen machte ihn eben dies gefährlich, weil er nicht mehr viel zu verlieren hatte. Zum anderen starb er letztlich an einem plötzlichen Herzstillstand. Ned Colt starb an einem Herzinfarkt.

Auch NBC-Star Tim Russert starb am 13. Juni 2008 plötzlich an einem Herzinfarkt, zwei Tage nachdem er in einer Sendung die Vermutung geäußert hatte, der Afghanistan-Krieg wäre schon vor dem 11.9. geplant gewesen. Jahre zuvor hat er Aufmerksamkeit erregt, weil er Georg Bush und John Kerry nach ihrer Mitgliedschaft bei Skull & Bones gefragt hatte.

1975 kam bei den Senatsanhörungen des Church-Komitees heraus, dass das künstliche Auslösen von Krebs oder Herzinfarkten zu den möglichen Mordmethoden der CIA gehören. Sie sind schwer nachzuweisen und liefern eine plausible Erklärung.

Frage nach der Wahrscheinlichkeit

Das Problem: Meine experimentelle Inszenierung mit Bürgerberg haben wir aufgelöst. Morde von Geheimdiensten werden praktisch nie aufgeklärt. Nicht einmal die Ermordung von John F. Kennedy (hier seine Rede über Geheimgesellschaften auf Deutsch) ist bis heute geklärt.

Wenn Knechtel und ich zehn Jahre lang geschwiegen hätten, wären zehn Jahre lang all diejenigen als Verschwörungstheoretiker bezeichnet worden, die das Experiment durchschaut haben. Genau so ergeht es jedem investigativen Journalisten, bis ein Geheimdienst-Mord offiziell auffliegt, was äußerst selten passiert.

Fragen Sie sich also stets, für wie wahrscheinlich Sie ein Ereignis gehalten hätten, bevor es eintrat. Das beweist nichts, sagt ihnen aber, dass höchstwahrscheinlich etwas nicht stimmt.