Ein junger Mann stirbt in einer Münchner Klink an den Folgen der Infektion. „Das ist ein Skandal“, sagen Ärzte. In Bayern erfasst die Epidemie immer mehr Erwachsene - weil sie nicht geimpft sind

München - Seit Wochen und Monaten warnen Ärzte vor einer „Masern-Epidemie“. Jetzt hat sie ihr erster Todesopfer gefordert: Ein 26-jähriger Weilheimer starb in einer Münchner Klinik. „Dass ein Mensch in Deutschland an Masern stirbt, ist ein Skandal“, sagt der Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Bayern (BVKJ), Sean Monks. Eigentlich hätte Deutschland laut WHO die Krankheit bis 2010 eliminieren sollen. Statt dessen nehmen die Infektionen zu.

.Schon im März war der Weilheimer gestorben. Er war wegen eines Tumors in der Klinik. „Diese Erkrankung war aber nicht bösartig und hätte sicher nicht zum Tod geführt“, sagt Karl Breu, Leiter des Gesundheitsamtes in Weilheim.

Gerade bei Erwachsenen ist der Verlauf der Masern oft schwer. „Je älter man ist, desto häufiger gibt es Komplikationen“, erklärt Martin Terhardt vom BVKJ. Neben Augen- und Lungenentzündung ist besonders die Entzündung des Gehirns gefährlich, die Masernenzephalitis. „Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit, sondern eine potenziell tödliche Infektion“, betont Terhardt. „Das Wort Kinderkrankheit kommt daher, dass Masern extrem ansteckend sind und daher früher viele Kinder erkrankten. Inzwischen stecken sich auch immer mehr ungeschützte Erwachsene an.“ Das liegt an der niedrigen Impfquote. „Die Impflücken sind besonders bei jungen Erwachsenen groß“, sagt Experte Terhardt.

Anfang April hatte das Gesundheitsministerium eine Impfkampagne gestartet. Nach Baden-Württemberg gibt es in Bayern die meisten Fälle. 2010 waren es 219, in diesem Jahr bis März schon 110 Masernfälle.

Schon vor dem Ausbruch des Ausschlages kann ein Betroffener die Masern weitergegeben. Auch der 26-Jährige Weilheimer hat im Krankenhaus andere angesteckt, darunter sogar Ärzte. Terhardt: „Dass es im Krankenhaus ungeimpftes Personal gibt, ist nicht zu akzeptieren.“