Daraa - Trotz eines massiven Vorgehens der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten hat die Opposition in Syrien für heute zu neuen Protesten aufgerufen. Am "Freitag des Trotzes" wolle das Volk "die Regierung stürzen", hieß es auf einer Website mit dem Titel "Die syrische Revolution 2011", die von jungen Regierungsgegnern eingerichtet wurde. Die Freiheit rücke näher. Die EU ist unterdessen uneins über Sanktionen gegen den langjährigen Staatschef Baschar el Assad.

Die syrische Armee hatte am Donnerstag ihren Rückzug aus der Protesthochburg Daraa im Süden des Landes begonnen. Sie war am 25. April mit tausenden Soldaten und Panzern in der Stadt eingerückt, um dortige Proteste zu unterdrücken. Hunderte Einwohner sollen seitdem festgenommen worden sein. In Sakba bei Damaskus nahmen Sicherheitskräfte und Soldaten nach Angaben eines Aktivisten am Donnerstag mehr als 300 Menschen fest, darunter religiöse Würdenträger.

Seit Beginn der Massenproteste in Syrien im März sind nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen bereits rund 600 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen in Daraa. Zudem seien mindestens 8000 Menschen festgenommen worden oder verschwunden. Die heftigsten Proteste ereigneten sich bislang nach dem Freitagsgebet.

Eine Liste mit Vertretern der Führung in Damaskus, die mit Einreiseverboten und Vermögenssperren belegt werden sollen, steht heute auf der Tagesordnung eines Treffens der EU-Botschafter in Brüssel, sagte ein EU-Diplomat. Diskutiert werden demnach rund 15 Namen von Führungsangehörigen, die von den Strafmaßnahmen getroffen werden könnten. "Ein Punkt ist aber noch offen: die Listung von Baschar el Assad", fügte der Diplomat hinzu.