Amman/Genf (Reuters) - Trotz internationaler Proteste geht Syrien weiter mit Gewalt gegen die Demokratiebewegung vor.

In der drittgrößten Stadt Homs und im südlichen Harra beschossen Panzer der Armee zahlreiche Wohnhäuser, wie Menschenrechtler berichteten. "Homs bebt, überall sind Explosionen zu hören vom Beschuss durch Panzer sowie von schwerem Maschinengewehrfeuer", sagte ein Aktivist am Mittwoch. Dabei seien mindestens fünf Menschen getötet worden. Aus Harra berichteten Menschenrechtler von 13 Toten. Angesichts der massiven Gewalt gegen die Zivilbevölkerung erhöhte Deutschland den diplomatischen Druck auf den umstrittenen Präsidenten Baschar al-Aassad.

Eine weitere Aktivistin sagte: "Das Regime setzt auf die Verliererkarte, indem es Panzer in die Städte schickt. Die Syrer haben das Blut ihrer Landmänner gesehen." In Harra starben am Mittwoch elf Menschen durch den Beschuss von Panzern, wie der Leiter der Nationalen Organisation für Menschenrechte in Syrien, Ammar Kurabi, berichtete. Ein Kind und eine Krankenschwester seien zudem durch Gewehrschüsse getötet worden. Die Angaben konnten nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.

In Damaskus nahm die Regierung nach Angaben von Bürgerrechtlern den Oppositionspolitiker Masen Adi von der Volksdemokratischen Partei fest. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte die Regierung auf, Massenfestnahmen von Demonstranten zu stoppen und die Rufe nach politischen Reformen ernst zu nehmen. Mitarbeiter der Vereinten Nationen und Menschenrechtsbeobachter müssten ins südliche Deraa gelassen werden, um sich ein Bild von der Situation der Bevölkerung machen zu können. Deraa gilt als Wiege der Protestbewegung.

Deutschland und die Europäische Union drohen jetzt auch dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad persönlich Sanktionen an. "Wenn Syrien nicht sofort und spürbar seinen Kurs ändert und die Repressionen stoppt", werde ein zweites Sanktionspaket folgen, kündigte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Andreas Peschke, in Berlin an. Dies würde auch Assad selbst treffen. Am Dienstag hatte die EU Einreiseverbote gegen enge Verwandte des Staatschefs verhängt. Die EU veröffentlichte eine Liste mit 13 Namen, zu denen auch die Chefs des allgemeinen und des militärischen Geheimdienstes gehören, nicht aber der Präsident selbst. Am Mittwoch sei außerdem der syrische Botschafter ins Auswärtige Amt einbestellt worden, um ihm die Forderungen zu verdeutlichen. Dies sei Teil einer konzertierten Aktion aller 27 EU-Mitglieder, sagte der Sprecher.