Der Brand an einem wichtigen Berliner S-Bahnhof wirkt sich weiterhin auf Nah- und Fernverkehr aus. Das war das erklärte Ziel derjenigen, die sich zu der Tat bekennen.

Der Brandanschlag gegen die Bahn am Berliner S-Bahnhof Ostkreuz war offenbar politisch motiviert. Die Polizei geht davon aus, dass ein im Internet verbreitetes Bekennerschreiben echt sei. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen. Wegen des Kabelbrandes war es vor allem am Montag zu schweren Störungen im Schienenverkehr gekommen. Zehntausende Menschen waren dadurch betroffen, auch der Fernverkehr war durch wegfallende Regionalzüge und fehlende Anschlussverbindungen beeinträchtigt. Am Dienstag lief noch immer nichts wie sonst.

Laut Bekennerschreiben wollten die Verfasser mit ihrer Tat ein Signal vor allem gegen die Atomindustrie und gegen Waffentransporte setzen. In dem Text heißt es: "Über die Schienen der Deutschen Bahn werden Atomtechnik und Atommüll transportiert." Beides sichere den Weiterbetrieb der Reaktoren und gewährleiste der Atomlobby und der Industrie hohe Profite. Zudem würden über die "staatseigene Deutsche Bahn" Waffensysteme transportiert und "in die weltweiten Kriege" geschickt. Unterschrieben ist das Schreiben mit: "Das Grollen des Eyjafjallajökull".

Bereits im November hatten militante Atomkraftgegner Feuer in einem Kabelschacht der Berliner S-Bahn gelegt und sich in einem Brief zu der Tat bekannt. Hintergrund waren damals Atommülltransporte per Bahn.

Bahnsprecher Burkhard Ahlert sagte der RBB-Abendschau, durch die Tat seien drei Stellwerke ausgeschaltet worden. Außerdem seien wichtige Informationsstränge zur Sicherheit und für Fahrtzielanzeigen sowie Lautsprecheranlagen durchtrennt. Mitarbeiter waren Stunden damit beschäftigt, die Verbindungen wiederherzustellen. Bei dem Anschlag war eine oberirdische Kabelbrücke in Flammen aufgegangen. Die Stromversorgung von Stellwerken, Signalen und Bahnhöfen wurde dadurch gestört.

Die Bahnpassagiere müssen sich nach Angaben des Bahnsprechers auch am Dienstag "weiterhin auf erhebliche Einschränkungen einstellen". Reisende sollten sicherheitshalber mehr Zeit einplanen und sich im Internet informieren.

Der Grünen-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus, Volker Ratzmann, sagte: "Wir verurteilen den Anschlag. Auch hier gilt, Gewalt ist kein Mittel der politischen Auseinandersetzung. Es ist unsäglich, die halbe Stadt lahmzulegen."

Der Kabelschaden nahe des Umsteigeknotens Ostkreuz hatte den S-Bahn- und Regionalverkehr am Montag großflächig lahmgelegt. Vor allem Richtung Osten konnten mehrere Strecken nicht bedient werden. Das Feuer beschädigte zudem mehrere Kommunikationskabel für den Datenverkehr. Die Internetseiten der Bahn und der Bahntochter Schenker waren vorübergehend nicht erreichbar. Online-Ticketbuchungen und Sitzplatzreservierungen waren zeitweise unmöglich. Auch das Netz des Telekommunikationsanbieters Vodafone war gestört.

Experten der Kriminalpolizei gingen relativ früh von Brandstiftung aus, da am Brandort an der Straße Markgrafendamm Spuren einer brennbaren Flüssigkeit gefunden wurden. An einem Brückenpfeiler über dem Tatort war angeschrieben worden: "Look down", "Schau hinunter".