Bei einem Selbstmordattentat auf ranghohe deutsche und afghanische Sicherheitsvertreter sind im Norden Afghanistans zwei Bundeswehrsoldaten und mindestens vier Afghanen ums Leben gekommen. Wie die Bundeswehr am Samstagabend mitteilte, wurden fünf weitere deutsche Soldaten verletzt. Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sagte, Deutschland halte am "Weg der Partnerschaft" mit Afghanistan fest.

Vier Bundeswehrsoldaten seien bei dem Attentat am Samstagnachmittag im Gouverneursgebäude in Talokan, der Hauptstadt der Provinz Tachar, leicht und ein weiterer schwer verletzt worden, teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr mit. Unter den Verwundeten ist der Kommandeur des Regionalkommandos Nord der NATO-Truppe ISAF, Markus Kneip, der nach Angaben des Leiters des Einsatzführungskommandos, Generalleutnant Rainer Glatz, leicht verletzt wurde.

Angaben über die weiteren Opferzahlen konnte die Bundeswehr zunächst nicht machen. Nach Angaben des afghanischen Innenministeriums liegt die Zahl der Verletzten bei mindestens zwölf. Der Sprecher der Provinzregierung von Tachar, Fais Mohammed Tawhidi, sprach zudem von vier getöteten Afghanen, darunter der Polizeichef von Nordafghanistan, Mohammed Daud Daud, und der Polizeichef von Tachar. Das Attentat wurde im Gebäude des Provinzgouverneurs Abdul Dschabar Takwa verübt. Dieser wurde verletzt.

"Nach allem, was wir jetzt wissen, müssen wir davon ausgehen, dass es ein Angriff mehrerer Selbstmordattentäter gewesen ist", sagte Glatz. Zum Zeitpunkt des Anschlags habe sich eine hochrangige deutsch-afghanische Delegation in dem Gebäude befunden.

Die deutschen Soldaten seien im Gouverneursgebäude gewesen, um über die Sicherheit in der Region zu sprechen, sagte de Maizière. "Gerade nach den Demonstrationen der letzten Tage sollte neues Vertrauen gestiftet werden", sagte er mit Blick auf Proteste gegen die NATO-Truppen in Talokan Mitte Mai. "Den Weg der Partnerschaft wollen solche Attentäter zerstören." Das werde aber nicht gelingen. "Wir werden den Weg der Partnerschaft nicht verlassen." De Maizière bat "die deutsche Öffentlichkeit, gerade jetzt" den Einsatz in Afghanistan zu unterstützen, "vor allem unsere deutschen Soldaten".

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich "schockiert und traurig". Dieser "terroristische Anschlag" zeige "eine mörderische Menschenverachtung", erklärte sie. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) erklärte, er sei "bestürzt über diesen barbarischen Terrorakt". Seit Beginn der deutschen Beteiligung am ISAF-Einsatz im Januar 2002 starben bei Gefechten und Anschlägen in Afghanistan 33 Soldaten. Erst am Mittwoch war bei einem Sprengstoffanschlag auf eine Bundeswehr-Patrouille in Nordafghanistan ein deutscher Soldat getötet worden.