Die Alzheimer Krankheit kann offenbar von zucker- und kohlenhydratreicher Ernährung begünstigt werden. Denn wenn der Insulinspiegel steigt, entstehen im Gehirn die für Alzheimer typischen Veränderungen. Alzheimer wird daher immer öfter als Diabetes Typ 3 bezeichnet. Den Insulinspiegel jedoch kann man beeinflussen - u. a. mit der Ernährung. Lässt sich sodann auch das Alzheimer-Risiko beeinflussen, indem man sich einfach so ernährt, dass der Insulinspiegel ausgeglichen bleibt?
Zu viel Zucker erhöht Alzheimer-Risiko
Je höher der Insulinspiegel im Körper steigt, umso besser scheinen die Voraussetzungen für die Alzheimer-Krankheit zu sein. Der Insulinspiegel steigt besonders dann, wenn reichlich Zucker und andere isolierte Kohlenhydrate verzehrt werden.
Denn Insulin ist ein Hormon, das immer dann ausgeschüttet wird, wenn Zucker oder andere Kohlenhydrate im Körper eintreffen. Es ist dafür zuständig, den Zucker in die Körperzellen zu transportieren und somit dafür zu sorgen, dass der Blutzuckerspiegel immer schön ausgeglichen bleibt.
Insulin wirkt im Gehirn anders als im Körper
Insulin hat neben der Blutzuckerregulierung noch weitere - sehr viel weniger bekannte - Funktionen im Körper. So fördert es beispielsweise die Einlagerung von Blutfetten in das Fettgewebe. Das ist einerseits vorteilhaft, weil auf diese Weise der Blutfettspiegel sinkt. Andererseits kann ein dauerhaft erhöhter Insulinspiegel natürlich auch zu Übergewicht führen. Denn in Gegenwart hoher Insulinwerte kann Fett nicht abgebaut werden.
Im Gehirn wiederum hat Insulin ganz andere Aufgaben. Die Gehirnzellen benötigen zwar genau wie andere Körperzellen ebenfalls Zucker zur Energiegewinnung. Doch können sie den Zucker insulinunabhängig aufnehmen. Sie brauchen dazu also kein Insulin. Dennoch ist Insulin auch im Gehirn äusserst aktiv. So ist es dort beispielsweise an der Regulation der Blut-Gehirn-Schranke beteiligt und folglich dafür verantwortlich, dass keine Schadstoffe aus dem Blutkreislauf ins Gehirn gelangen.
Sich erinnern klappt nur mit Insulin
Überdies ist das Gehirn-Insulin an der Kommunikation der Nerven- und Gehirnzellen beteiligt. Dockt Insulin im sog. synaptischen Spalt (der Verbindungsstelle zwischen zwei Nervenzellen) an seine Rezeptoren an, ermöglicht dies die Anlage neuer Erinnerungen und auch das Erlernen ganz neuer Dinge.
Nun ist aber genau DAS eines der ersten Symptome einer Alzheimer Erkrankung: Es können eben keine neuen Erinnerungen mehr angelegt werden, das Kurzzeitgedächtnis fehlt. Betroffene erinnern sich also noch wunderbar an eine Zeit vor zwanzig Jahren, doch wissen sie oft nicht mehr, was sie gestern oder vor fünf Minuten getan und erlebt haben.
Alzheimer-Ursache: Insulinmangel oder Insulinüberschuss?
Könnte ein Insulinmangel im Gehirn daher die Ursache von Alzheimer und Gedächtnislücken sein? Ganz oben schrieben wir aber davon, dass ein hoher Insulinspiegel Alzheimer begünstigen können soll. Was also ist richtig? Liegt das Problem nun in einem zu niedrigen oder viel eher in einem zu hohen Insulinspiegel?
Beides! Im Gehirn herrscht ein Insulinmangel, während im Rest vom Körper chronisch erhöhte Insulinspiegel vorliegen, die überhaupt erst zum Insulinmangel im Gehirn führten.
Doch eins nach dem anderen:
Man weiss, dass Alzheimer Patienten niedrige Insulinspiegel im Gehirn aufweisen. Also lag der Verdacht nahe, dass auch das Insulin an der Entstehung der Krankheit beteiligt sein könnte.
Insulin schützt Gehirn vor Alzheimer-Plaques
Bei Forschungen an der Northwestern University in Chicago konnte im Jahr 2009 eine Erklärung dafür gefunden werden, warum Insulinmangel im Gehirn dazu führt, dass die Erinnerungsfunktion bei der Alzheimer Krankheit ausfällt.
Insulin - so die Wissenschaftler - schütze die für Erinnerungen zuständigen Zellen im Gehirn vor Schäden durch die alzheimertypischen Ablagerungen. Fehlt Insulin, kann dieses nicht mehr an der Erinnerungsbildung mitarbeiten und gleichzeitig fällt der Zellschutz weg.
Jetzt heften sich die Ablagerungen an jene Nervenzellen, die für Erinnerungen zuständig sind, beschädigen diese mit Hilfe von freien Radikalen (wodurch auch die Insulinrezeptoren zugrunde gehen) und verhindern nun, dass neue Erinnerungen gespeichert werden. Gleichzeitig erhöht sich durch die beschädigten Insulinrezeptoren die Insulinresistenz der betroffenen Nervenzellen. (Insulinresistenz bedeutet, dass Zellen nicht mehr so gut auf Insulin reagieren können).
Alzheimer ist Diabetes Typ 3
Bei Alzheimer besteht im Gehirn also nicht nur ein Insulinmangel - ähnlich wie bei Diabetes Typ 1. Es besteht auch eine Insulinresistenz der Gehirnzellen - ähnlich wie bei Diabetes Typ 2. Kein Wunder wird Alzheimer immer wieder auch als Diabetes Typ 3 bezeichnet und kein Wunder hilft bei ersten Alzheimersymptomen nicht nur die Zufuhr von Insulin (über ein Nasenspray gelangt es ins Gehirn), sondern ebenfalls Medikamente, die die Zellen wieder empfindlicher für Insulin machen können, also die Insulinresistenz abschwächen.
Zwei Fragen stellen sich jetzt:
Wie kam es zum Insulinmangel im Gehirn? Und woher kommen die Ablagerungen, die ja offenbar nach wie vor die Ursache allen Übels zu sein scheinen. Es gibt eine einzige Antwort auf beide Fragen:
Sowohl der Insulinmangel im Gehirn als auch die Ablagerungen haben - so wird vermutet - ein und dieselbe Ursache: Ein hoher Insulinspiegel im Rest vom Körper.
Wichtige Alzheimer-Ursache: Chronisch hoher Insulinspiegel
Liegt im Körper ein chronisch erhöhter Insulinspiegel vor (Hyperinsulinämie), dann wird dadurch die Blut-Hirn-Schranke so geschädigt, dass nicht mehr ausreichend Insulin ins Gehirn gelangen kann. Insulinmangel entsteht. (Sie erinnern sich? Weiter oben haben wir erklärt, dass Insulin an der Regulierung der Blut-Hirn-Schranke mitbeteiligt ist.)
Die Ablagerungen nun gelten als Ergebnis von subtilen chronischen Entzündungsprozessen im ganzen Körper. Und was ist die Ursache der Entzündungsprozesse? Ein chronisch erhöhter Insulinspiegel! Und woher kommt der hohe Insulinspiegel? Sie wissen es längst:
Zucker - Ursache allen Übels
Werden ständig Mahlzeiten mit Zucker oder aus anderen isolierten Kohlenhydraten gegessen (Weissmehl- und Zuckerprodukte wie Teig- und Backwaren, Süssigkeiten, süsse Desserts und gesüsste Getränke), dann steigt erst der Blutzuckerspiegel und infolgedessen der Insulinspiegel. Diabetes Typ 2 kann entstehen und irgendwann steht auch Diabetes Typ 3 (= Alzheimer) vor der Tür.
In einer Studie der University of Washington sollte der Zusammenhang zwischen Zucker bzw. Insulin und Alzheimer an Freiwilligen überprüft werden. Die Männer und Frauen waren zwischen 55 und 81 Jahre alt und erhielten eine zweistündige Infusion mit Insulin und Zucker. Ihr Blutzuckerspiegel blieb dadurch normal, während gleichzeitig ein so hoher Insulinspiegel aufgebaut wurde, der jenem eines Diabetikers mit Insulinresistenz entspricht. Dann entnahm man den Teilnehmern eine Liquorprobe (Gehirnflüssigkeit) aus dem Rückenmark.
Zucker: Risikofaktor für Alzheimer
Schon dieser kurzfristige Anstieg des Insulinspiegels hatte enorme Auswirkungen auf das Gehirn der Probanden:
- Entzündungsvorgänge wurden in Gang gesetzt.
- Der F2-Isoprostan-Spiegel stieg. F2-Isoprostan ist eine Substanz, die in besonders hohen Mengen im Gehirn von Alzheimerpatienten vorkommt. F2-Isoprostan entsteht als Folge von oxidativem Stress, also dann wenn Fette (die Arachidonsäure) durch Einwirkung freier Radikale oxidieren.
- Die Menge der typischen Alzheimer-Ablagerungen nahm zu.
Kürzlich berichteten wir überdies davon, wie eine zucker- und fettreiche Ernährung sogar über negative Einflüsse auf die Darmflora die Gehirngesundheit beeinträchtigen kann. Zucker bzw. isolierte Kohlenhydrate können also gleich auf mehreren Wegen zu Alzheimer, Vergesslichkeit und Erinnerungslücken führen. Lassen Sie es besser nicht so weit kommen.
Beugen Sie Alzheimer vor!
- Machen Sie den Zuckerentzug.
- Ändern Sie Ihre Ernährungs- und Lebensweise. Informationen zur gesunden Ernährung finden Sie hier: Die basenüberschüssige Ernährung
- Bewegen Sie sich regelmässig - mit Sport, Yoga oder einfachem Spazierengehen.
- Nehmen Sie verstärkt Antioxidantien (Astaxanthin, OPC, Aronia etc.) und Omega-3-Fettsäuren (Krillöl, DHA-Algenöl) zu sich. Beide wirken Entzündungen entgegen und bekämpfen gleichzeitig freie Radikale - zwei Faktoren, die massiv an der Alzheimerentstehung beteiligt sind.
- Optimieren Sie Ihre Magnesiumversorgung. Magnesium wirkt unter anderem entzündungshemmend und antidiabetisch. Welche Magnesiumpräparate sinnvoll sind, erfahren Sie hier: Welche Magnesiumpräparate sind gut?
- Verbessern Sie die Gesundheit Ihres Verdauungssystems und bauen Sie Ihre Darmflora auf. Warum dies in der Alzheimer-Prävention sinnvoll ist, haben wir hier beschrieben haben.
- Weitere Tipps zur Alzheimerprävention finden Sie hier: Alzheimer vorbeugen
Kommentar: Wie im Artikel mehrmals hervorgehoben wurde, geht es besonders um den konstant erhöhten Insulinspiegel im Körper, der durch eine kohlenhydratreiche Ernährung hervorgerufen wird. Umgehen lässt sich dieser Prozess durch eine Ernährungsumstellung auf eine Paleo-Ernährung oder eine ketogene Ernährung.
Quellen:
- Fellman M, “Insulin is a Possible New Treatment for Alzheimer's”, Northwestern University, Februar 2009, (Insulin ist ein mögliches neues Therapeutikum gegen Alzheimer), (Studie als PDF)
- Craft S et al., “Cerebrospinal fluid and plasma insulin levels in Alzheimer's disease: relationship to severity of dementia and apolipoprotein E genotype”, Neurology, Januar 1998, (Zerebrospinalflüssigkeits- und Plasmainsulinspiegel bei Alzheimer: Zusammenhang mit Demenz-Schweregrad und dem Apolipoprotein E Genotyp), (Studie als PDF)
- Craft S et al., “Hyperinsulinemia Provokes Synchronous Increases in Central Inflammation and β-Amyloid in Normal Adults”, Jama Neurology, Oktober 2005, (Hyperinsulinämie löst gleichzeitige Zunahme von Entzündungen und Plaquebildung im Gehirn gesunder Erwachsener aus), (Studie als PDF)
- Reger MA, Craft S et al., “Intranasal insulin improves cognition and modulates beta-amyloid in early AD”, Neurology, Februar 2008, (Intranasales Insulin verbessert kognitive Fähigkeiten und beeinflusst die Beta-Amyloid-Ablagerungen bei früher Alzheimer Krankheit), (Studie als PDF)
- Baker LD, Craft S et al., “Insulin resistance and Alzheimer-like reductions in regional cerebral glucose metabolism for cognitively normal adults with prediabetes or early type 2 diabetes”, Archives of Neurology, Januar 2011, (Insulinresistenz und alzheimerähnlicher Rückgang im regionalen Gehirnglucosestoffwechsel bei Erwachsenen mit normalen kognitiven Fähigkeiten, mit Prädiabetes oder Typ-2-Diabetes im Anfangsstadium), (Studie als PDF)
- Craft S et al., “Intranasal insulin therapy for Alzheimer disease and amnestic mild cognitive impairment: a pilot clinical trial”, Archives of Neurology, Januar 2012, (Intranasale Insulintherapie bei Alzheimer und amnestischer milder kognitiver Beeinträchtigung), (Studie als PDF)
- Erickson MA, Banks WA, Owen JB, “Insulin in the brain: there and back again”, Pharmacology & Therapeutics, Oktober 2012, (Insulin im Gehirn: Hin und wieder zurück), (Studie als PDF)
- Craft S et al., “The Study of Nasal Insulin in the Fight Against Forgetfulness (SNIFF)”, ClinicalTrials.gov, Studie läuft noch, Studienstart September 2013, (Die Studie zu nasal verabreichtem Insulin im Kampf gegen Vergesslichkeit (SNIFF)), (Studie als PDF)
- Mascitelli L et al., “Nutrition and Alzheimer’s disease: The detrimental role of a high carbohydrate diet”, European Journal of Internal Medicine, April 2011, (Ernährung und Alzheimer: Die schädliche Rolle einer kohlenhydratreichen Ernährung), (Studie als PDF)
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