Darüber, dass bei dem Unwetter ganze Straßen und etliche Keller überfluteten, ja, in einem Fall sogar ein Teil einer Schlafzimmerdecke unter der Regenlast einstürzte, haben wir berichtet.
Erdrutsch Rinteln
© pkWo vor dem Unwetter noch der Traktor fuhr, klafft jetzt nur noch ein großes Loch: in der Kirchstraße hat der starke Regen einen Erdrutsch ausgelöst.
Steinbergen (pk). Nicht bekannt war bisher, dass es infolge der Regenflut in der Kirchstraße in Steinbergen zu einem Erdrutsch gekommen ist, bei dem tonnenweise Erde und ganze Baumstümpfe, aber auch Bauschutt und Müll über Hunderte von Metern vor das Wasserwerk Engern gespült wurden.

Anwohnerin Frauke Heep war während des Unwetters gerade damit beschäftigt, ihre von den Wassermassen um- und durchspülte Scheune zu sichern: Gegenstände vom Boden mussten in Sicherheit gebracht, gegen Wasser und Schlamm in der Scheune musste angekämpft werden.

Als das Gewitter schon abgezogen war, hörte sie plötzlich erneut ein Grollen. Doch erst, als sie aus der Scheune trat, erkannte sie, was sie da gehört hatte: Unmittelbar neben der Scheune waren etwa 20 Quadratmeter Erde weggerutscht und durch den angrenzenden Hain, den Hang hinabgespült worden. Noch Hunderte Meter weit auf den Wiesen finden sich Schutt, Geäst und Müll: Plastiktüten, Autoreifen, metallene Gegenstände und so weiter. Das Wasser kam wohl vom Roten Tor, der Linden- und der Marktstraße.

„Ich habe eine Zeit lang in Tessin gelebt, dort ist so ein Erdrutsch nicht ungewöhnlich, aber hier habe ich das nicht für möglich gehalten“, erzählt Heep. Aber war der Erdrutsch tatsächlich nicht absehbar? Frauke Heep sagt, dass die Fläche zwischen Kirchstraße und der kleinen Zufahrt zu ihrem Grundstück ursprünglich eine Schlucht gewesen sei, in der manche Steinberger früher Schutt, Gartenabfälle und eben auch Müll entsorgten. „Über den Müll hat sich schon meine Urgroßmutter, die früher auf diesem Hof lebte, geärgert“, sagt die Steinbergerin.

Nachbar der Familie Heep ist Heinz-Jürgen Prasuhn, dem auch die Wiesen, auf die ein beachtlicher Teil des Schutts und Mülls gespült wurde, gehören. Auch er erinnert sich an die Schlucht, die „von der Gemeinde Steinbergen als Schuttkuhle genutzt“ worden sei. Auch sein auf der anderen Seite der Schlucht befindliches Haus wurde von Wasser umspült, ein Teil der abgerutschten Erde gehört zu seinem Grundstück.
Auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt die Stadt Rinteln, dass es sich bei dem betroffenen Gelände um eine aufgefüllte Schlucht handelt.

„Zwischen 1945 und 1971 wurde die Schlucht von der Gemeinde Steinbergen für Ablagerungen genutzt, teilweise befüllt, rekultiviert und bepflanzt“, schildert Volker Kierat vom Tiefbauamt.

Auf diese Weise entstand über die Jahrzehnte eine Fläche in einer Länge von etwa 200 Metern, die an der breitesten Stelle - die, die seit dem Erdrutsch fehlt - eine Breite von etwa 20 Metern aufwies.

Inwieweit die am Fuße des Hangs befindliche Trinkwasser-Versorgungsstelle durch den Erdrutsch gefährdet war oder (müllbedingt) ist, war bei Redaktionsschluss von den Stadtwerken nicht mehr zu erfahren.

Allerdings hatte der Landkreis gestern noch einen Mitarbeiter der Unteren Wasserbehörde nach Steinbergen geschickt, um den Schaden in Augenschein zu nehmen. Zu welchem Ergebnis dieser jedoch kam, war bis Redaktionsschluss ebenfalls nicht mehr in Erfahrung zu bringen.

Volker Kierat wird nun das Tiefbauamt und die Stadtwerke über den Erdrutsch informieren, die eine Einschätzung der Schäden vornehmen werden. Der Bauhof hat inzwischen den vermüllten und verdreckten zur Stadt gehörenden Weg abgesperrt.