Pflanzen hören Raupen knabbern und Menschen denken. Neueste Studie der Universität Missouri-Columbia stößt alte Gedanken wieder an, haben Pflanzen Gefühle und nehmen sie ihr Umfeld wahr?
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© PHILIPPE HUGUEN/AFP/Getty Images
Blatt für Blatt zupft er den Salat auseinander, schält die Zwiebel und schneidet sie in feine Streifen, die Tomaten werden in grobe Stücke geschnitten...

Was für uns nach einer leckeren Beilage klingt, ist für eine Pflanze womöglich das reinste Horror Szenario. Das lassen zumindest die Forschungsergebnisse der Universität Missouri-Columbia (MU) vermuten. Diese haben die Vibrationen einer Raupe beim Fressen von Blättern mit einem Lasermikrofon aufgezeichnet und eine Acker-Schmalwand, auch Schotenkresse genannt, mit diesen Schallwellen bestrahlt, noch bevor eine Raupe in den Raum gebracht wurde. Die Pflanze reagierte mit Ausscheidungen, welche für die Raupe giftig sind. Diese Erkenntnisse eröffnen ganz neue Welten für die Schädlingsbekämpfung und führen uns auf unbekannte Wege des Verständnisses der Welt, in der wir leben.

Den Lügen einer Pflanze auf der Spur

Erstmals im Frühjahr 1966 legte der führende amerikanische Lügendetektorspezialist der USA, Cleve Backster, einen Lügendetektor an eine Dracaena an, um zu messen wie schnell Wasser, welches er auf ihre Wurzeln gießt, in die Blätter steigt.

Nach der Verkabelung der Pflanze goß Backster anschließend die Blume. Dabei erwartete er, dass sich die Leitfähigkeit mit Aufnahme des Wassers erhöht und der Lügendetektor dies anzeigen würde. Doch das passierte nicht. Im Gegenteil, das Gerät schlug zwar aus, jedoch hatte die Pflanze nun eine geringere Leitfähigkeit. Eben diese Reaktion hat ein Mensch, wenn er kurzzeitig erregt ist.

"Haben Pflanzen etwa Gefühle?" fragte er sich. Um der Frage auf den Grund zu gehen, begann er eine Vielzahl von Experimenten. Er tauchte die Blätter einer Pflanze in heißen Kaffee, doch der Ausschlag des Geräts ist kaum nennenswert. Als Backster daran dachte, die Blätter mit einem Streichholz zu verbrennen, schlug der Detektor plötzlich stark aus und zeichnete die Kurven eines verängstigten Menschen auf.

Machmal ist das Androhen von Folter effektiver als die Folter selbst

Um seine Ergebnisse zu konkretisieren, dachte Backster darüber nach, die Streichhölzer aus dem Nebenraum zu holen und die Blätter der Pflanze zu verbrennen, dabei schlugen die Nadeln des Detektors noch heftiger aus als zuvor. Als er schließlich das Streichholz an die Blätter der Pflanze hielt, reagierte der Detektor kaum.

Um Zufälle auszuschließen, unternahm er weitere Versuche mit fünfundzwanzig Pflanzenarten und Früchten, z.B. Lattich, Löwenzahn, Zwiebeln, Orangen, Bananen usw. seine Experimente erstreckten sich über Monate. Die Ergebnisse waren ähnlich den Ergebnissen bei dem Versuch mit der Dracaena. Seine Vermutung: Pflanzen können Gedanken wahrnehmen. Jedoch wie? Funktioniert ihr Körper als eine Art Antenne? Er kam zu keiner Antwort, die Frage bleibt für den Großteil der Welt unbeantwortet. Haben Pflanzen Fähigkeiten, die das heutige Verständnis der Physik unserer Welt übersteigen?

Der Backster Effekt war geboren, bis heute sind die pflanzlichen Wahrnehmungen und emotionalen Reaktionen, die Backster festgestellt haben will, in der wissenschaftlichen Lehre äußerst umstritten. Unter strengen Versuchsaufbauten wurde der Backster Effekt kaum oder nur selten festgestellt. Ist das Versagen der Rekonstruktion der Versuchsanordnung Backsters auf das mangelnde Verständnis der Anatomie von Pflanzen zurückzuführen und wenn ja, wieso hat es bei Backster funktioniert?

Es bleibt abzuwarten, welche Erkenntnisse die Wissenschaft, mit den Erkenntnissen, dass Pflanzen hören können, zutage bringen wird. Vielleicht gibt es bald "Neganer" die sich von nichts außer Proteinbrei ernähren und auf Pflanzenschutzgesetze bestehen. Oder einen Weg gefunden wird Pflanzen das Leben zu nehmen ohne dass sie Leiden empfinden, also ohne daran zu denken, sie zu töten.

(km)