Vorfahren der Dinos machen Stadt zum einzigartigen Schaufenster ins Ökosystem vor 290 Millionen Jahren
Sauriefund Chemnitz
© Naturkundemuseum ChemnitzTeil des jüngsten Saurierfunds von Chemnitz.

Chemnitz. Urzeitforscher haben in Chemnitz das Fossil eines 290 Millionen Jahre alten Sauriers entdeckt, das nach Experteneinschätzung einzigartig gut erhalten ist. Bei dem rund 30 Zentimeter langen Reptil, dessen Form an heutige Leguane erinnert, ist nicht nur das Skelett komplett zu erkennen, sondern auch die Haut samt Schuppen. "Für Funde aus dem Zeitraum weltweit einmalig", urteilt Jörg Schneider. Der Paläontologie-Professor aus Freiberg gilt international als Autorität. "Das ist wie ein Sechser im Lotto", schwärmt Thorid Zierold, Kustodin des Chemnitzer Naturkundemuseums, in dem der Saurier gezeigt werden soll.

Derzeit wird das Fossil im naturhistorischen Museum im thüringischen Schleusingen präpariert. Der Präparator ist zugleich Finder des Stückes. Beim Besuch der 18 mal 24 Meter großen Grabungsstelle mitten in Chemnitz hatte der Experte ein Schwanzstück des Ur-Leguans im Tuff-Gestein ausgemacht. Bei dem dortigen Grabungsprojekt kamen in zwei Jahren fünf fossile Reptilien und drei Amphibien ans Licht. "Eine sehr gute Ausbeute", sagt der Chef des Schleusinger Museums, Ralf Werneburg, jener Wissenschaftler, der schon den einzigen zuvor je in Chemnitz entdeckten Saurier begutachtete. In den 70er-Jahren hatte man den einer Hundeschnauze ähnelnden Schädelknochen eines sogenannten Onchiodon-Sauriers entdeckt. Ansonsten beschränkten sich Chemnitzer Funde auf fossile Pflanzen, Insekten und Spinnentiere, bis man 2009 erstmals weitere Saurier fand.

Dass der jetzt gefundene Urzeit-Leguan, der Millionen Jahre vor den Dinosauriern lebte, so gut erhalten ist, verdanken die Forscher dem Vulkan, der die Region vor 290 Millionen Jahren in Schutt und Asche legte. Der Ausbruch konservierte schon die Vielfalt an prähistorischen Baumfarnen, die vor 100 Jahren ausgegraben wurden und heute als "Steinerner Wald" unter Urzeit-Botanikern weltweit Beachtung findet.

"Der Ascheregen hat alles sehr gut konserviert, und das an der Stelle, wo es sich befand", weiß Paläontologe Schneider. Das sei bei anderen Fundorten anders. In Arizona finde man vergleichbare Baumstämme nur entfernt vom Ursprungsort im Schlamm prähistorischer Flüsse. Die hiesigen Funde erlaubten erstmals Einblicke in Zusammenhänge des prähistorischen Ökosystems. "Der Saurier wurde konserviert, wie er vom Baum gefallen ist", sagt Schneider. Dass es sich um einen Baumbewohner handelt, schließen Forscher aus dem langem Schwanz. Der hilft Reptilien beim Klettern.