Dass es Tornados nicht nur in den USA gibt, ist spätestens seit dem Tornado in Bützow im Mai 2015 bekannt. Damals wurden etwa 30 Menschen verletzt, die Schadenssumme belief sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Es gab jede Menge Augenzeugen und Videobeweise zu der Windhose.
Tornado
© Unbekannt
Tornados häufiger als allgemein hin bekannt

Nicht jeder Tornado verursacht derart große Schäden. Viele Tornados suchen Orte heim, ohne dass die Öffentlichkeit Notiz davon nimmt. So gab es im vergangenen Jahr laut der Tornadoliste von Thomas Sävert 36 bestätigte Tornados, zehn plausible Tornadoverdachtsfälle und 165 Verdachtsfälle, die allerdings nur bedingt aufgeklärt werden können. 2014 wurden demnach 52 Tornados bestätigt.

Auch in diesem Jahr notiert tornadoliste.de bereits sieben Verdachtsfälle. Das Tornado-Research-Projekt WTINFO untersuchte einen davon eingehend und erklärte ihn als bestätigt: am Ostermontag in Kaunitz bei Gütersloh am 28. März.

Tornado Kaunitz 28.03.2016
© WTINFO28.03.2016 Nordrhein-Westfalen | Gütersloh | Verl | Kaunitz
Zweiter Tornadoverdachtsfall aus 2016
abgeschlossen.

Am Ostermontag 28.03.2016 zog ein schwacher Tornado um 16:13 CEST aus dem südwestlichen Bereich des Ortes Kaunitz in Richtung Ortsmitte. Um 16:10 CEST erreichte bereits Niederschlag in Form von Hagelkörnern den westlichen Ortseingang von Kaunitz.
Doch was ist der Unterschied zwischen einem Verdachtsfall und einem bestätigten Tornado? Dieser Frage wollen wir uns im Folgenden stellen.

Bestätigung von Tornados kann schwierig werden

Die beste Gelegenheit, einen Tornado zu identifizieren, ist ein Video, das den Verlauf und den tatsächlichen Bodenkontakt der Trombe zeigt. Das Problem: In vielen Berichten fehlt solch ein Video. Im schlechtesten Fall gibt es keine Augenzeugen - und die Flur- oder Sachschäden sind geringfügig. In diesem Fall sind die Analysten gefragt.

Dabei ist eine Begehung in der Region großflächig vorzunehmen. Man versucht zu analysieren, welche Schäden vom vergangenen Unwetter stammen könnten. Zum Beispiel können Spuren auf dem Feld zu erkennen sein. Oder es wurden Bäume zu Fall gebracht oder Äste gebrochen. In diesem Fall prüft man, ob es sich um gesunde oder eher morsche Äste oder Bäume gehandelt hat.
Tornado in Bützow 2015
© dpaHier war der Fall eindeutig: Vergangenes Jahr sucht ein Tornado Bützow heim und verwüstete dort etliche Häuser. Etwa 30 Menschen wurden verletzt.
Tornado oder Fallböe?

Auch die Fallrichtungen der Bäume spielen eine große Rolle, um herauszufinden, ob es sich um einen Tornado oder eine Fallböe gehandelt hat. Denn nicht immer sind Tornados die Übertäter, die aus einer Schauer- oder Gewitterzelle heraus ihre Zerstörungskraft entfalten. Es gibt auch starke Fallböen - Down- oder Microbursts genannt -, die Schäden anrichten können.

Liegen die umgewehten Bäume einigermaßen parallel, kann diese etwa auf eine Fallböe hinweisen, da die Windrichtung dieselbe ist. Liegen die Bäume in alle Himmelsrichtungen, weist das wiederum auf das Rotationsmuster eines Tornados hin.
Ein Tornado fegte am 30. März 2016 durch Tulsa im US-Bundesstaat Oklahoma.
© APEin Tornado fegte am 30. März 2016 durch Tulsa im US-Bundesstaat Oklahoma. Nicht immer sind Tornados so sichtbar und haben solch eine Wucht.
Nadel in einem Heuhaufen

Bei einem längeren Bodenkontakt der Trombe kann man deren Zugbahn wie Fußspuren ablesen. Hat die Trombe jedoch nur kurzzeitig Bodenkontakt gehabt, gleicht die Suche wie bei der Nadel in einem Heuhaufen.

Letztendlich muss man anhand der Schadensstärke, der archivierten Satelliten- und Radarbilder sowie den Bildern der Verwüstung Rückschlüsse ziehen, ob es sich tatsächlich um einen Tornado handelte oder um eine starke Fallböe.

Dabei lässt sich auch analysieren, um welche Windgeschwindigkeiten es sich bei den einzelnen Ereignissen gehandelt haben könnte.

Insbesondere bei geringeren Schadensbildern ist eine eindeutige Klassifizierung allerdings zum Teil nicht möglich, sodass Verdachtsfälle nicht zur Gänze aufgeklärt werden können.