Im niederbayerischen Simbach ist die Leiche eines 75-Jährigen geborgen worden - das fünfte Todesopfer infolge der Überschwemmungen. Nach drei Vermissten wird noch gesucht.
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In der Hochwasserkatastrophe in Niederbayern ist die Zahl der Toten auf fünf gestiegen. Wie die Polizei mitteilte, wurde in Simbach am Inn die Leiche eines 75-jährigen Mannes geborgen. Nach drei weiteren Vermissten wird noch gesucht. "Da befürchten wir Schlimmeres", sagte Michael Emmer vom Polizeipräsidium Niederbayern.

Bereits am Mittwoch waren in einem überschwemmten Haus in Simbach die Leichen dreier Frauen geborgen worden, die alle aus einer Familie stammen. Die Opfer wurden laut Polizei 28, 56 und 78 Jahre alt. In der Nachbargemeinde Jubach wurde zudem kurz darauf eine 80-Jährige tot aufgefunden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach den Angehörigen ihr Beileid aus. Die Bundesregierung trauere um die Menschen, für die die Hilfe zu spät gekommen sei und sie trauere mit den Hinterbliebenen.

Neben der Suche nach Toten und Vermissten ist die Polizei auch noch mit Plünderern beschäftigt. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, die Beamten hätten in Eggenfelden zwei Plünderer aus dem Bereich Salzburg festgenommen. Diese wollten "das Leid der Menschen in Simbach am Inn ausnutzen". Hermann verurteilte die Taten aufs Schärfste. "Das ist unbegreiflich und schändlich."

Heftige Regenfälle hatten in mehreren Bundesländern zu schweren Verwüstungen geführt. Wie SPIEGEL ONLINE aus dem Verteidigungsministerium erfuhr, liegen bereits Anfragen der betroffenen Länder für Bundeswehrhilfen vor, die ersten Einsätze, etwa bei Hubschrauberflügen in Bayern, laufen bereits. Am Nachmittag will ein Krisenstab im Verteidigungsministerium über weitergehende Hilfen entscheiden.

Die Flut in Niederbayern hatte bayerische Hochwasserexperten überrascht. Der Hochwassernachrichtendienst des Augsburger Umwelt-Landesamts hatte wenige Stunden vor der Überflutung nur die niedrigste der vier Warnstufen angekündigt.

Laut Innenminister Hermann ist das Hochwasser nicht vorhersehbar gewesen. Gemeinsam mit Finanzminister Markus Söder, Umweltministerin Ulrike Scharf und Landwirtschaftsminister Helmut Brunner hatte sich Hermann bei einem Hubschrauberrundflug ein Bild von der Lage im Überschwemmungsgebiet gemacht. Nun gehe es auch darum, die Warnsysteme zu verbessern, sagte er.

In Niederbayern harren unterdessen viele Bewohner noch immer ohne Strom aus. Wie viele Menschen genau betroffen sind, konnte die Polizei nicht sagen. Am Mittwochabend seien es noch rund zehntausend Haushalte gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Unterdessen erwartet das Bayerische Landesamt für Umwelt keine Entspannung der Hochwasserlage. Die Wasserstände fielen zwar mancherorts, doch für Donnerstag warnt der Deutsche Wetterdienst vor weiteren Unwettern mit heftigen Regenschauern in ganz Bayern.

Das Landratsamt in Pfarrkirchen hatte am Mittwoch den Katastrophenfall ausgerufen, als die Fluten die Menschen in Triftern, Simbach am Inn und Nachbargemeinden überraschten. Keller, Tiefgaragen und Erdgeschosswohnungen wurden binnen kürzester Zeit überflutet, viele Autos mit dem Strom weggerissen. Etliche Bürger mussten mit Polizeihubschraubern gerettet werden. In Untertürk wurde ein ganzes Haus weggerissen. Der Sachschaden wird auf einen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt.

Hunderte Kinder mussten am Mittwoch bis zum Abend in zwei Schulen ausharren, weil die Zufahrtsstraßen nicht passierbar waren. Etwa 50 mussten in der Mittelschule von Triftern übernachten. Mehrere Schulen sollten auch am Donnerstag wegen des Hochwassers geschlossen bleiben. Der Energieversorger Bayernwerk teilte mit, dass Tausende Haushalte vorläufig weiter ohne Strom auskommen müssten.

Innenminister Herrmann kündigte finanzielle Hilfen für Betroffene an. "Wir werden so gut es geht helfen", sagte Herrmann dem Bayerischen Rundfunk. Ähnlich wie beim Hochwasser 2013 werde man 1500 Euro pro Betroffenem zur Verfügung stellen, sagte der bayerische Finanzminister Markus Söder.

Auch in Nordrhein-Westfalen leisteten die Retter in der Nacht Schwerstarbeit. In Baden-Württemberg hatte das Tief "Elvira" schon am Sonntagabend schwere Verwüstungen angerichtet. Vier Menschen waren dabei ums Leben gekommen. Auch in Frankreich starb eine 86-jährige Frau bei schweren Überschwemmungen.

cne/dpa