Unmittelbar vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft wird in Frankreich weiter gestreikt. Jetzt sind auch Züge auf den Linien zum Stadion in Paris betroffen. Auch die Piloten der Air France und die Müllabfuhr wollen die Arbeit niederlegen.
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Einen Tag vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft hat die Streikwelle in Frankreich auch Bahnverbindungen zum Stade de France erfasst, den Schauplatz des Eröffnungsspiels. Die staatliche Bahngesellschaft SNCF teilte mit, zwei Drittel der Züge auf der Linie, die das Pariser Zentrum mit den nördlichen Vororten verbinden, seien ausgefallen. Seit Wochen wird bei der SNCF gegen neue Arbeitszeitregelungen gefochten.

Die Bahngesellschaft SNCF will einen Notfall-Plan erstellen.

Das Unternehmen teilte mit, es werde ein Notfallplan erstellt, um zu gewährleisten, dass Fußballfans morgen Abend mit der Bahn das Nationalstadion erreichen können. Gastgeber Frankreich empfängt dort um 21 Uhr Rumänien. Die Besucher sollten sich möglichst früh auf den Weg machen. Die U-Bahnzüge der Metro sind bislang nicht vom Streik betroffen. Morgen sollen zusätzliche Züge eingesetzt werden.

Streiks bei der Air France

Behinderungen drohen auch im Flugverkehr. Nach dem Scheitern von Verhandlungen mit Pilotengewerkschaften steht die Fluggesellschaft Air France vor einem Streik. Das Unternehmen erwartet, dass an diesem Samstag 20 bis 30 Prozent ihrer Flüge ausfallen. Die Piloten wehren sich gegen Sparmaßnahmen, der Konflikt schwelt schon länger.

Streiks gibt es auch bei der Müllabfuhr. Folge sind überquellende Mülleimer in Teilen von Paris und Marseille. Mitarbeiter der Stadtreinigung blockieren eine Reihe von Mülltrennungs- und Verbrennungsanlagen und Depots von Mülllastern. In der größten Abfallverbrennungsanlage im Großraum Paris stimmten die Mitarbeiter nach Angaben der Gewerkschaft CGT für eine Fortsetzung des Streiks bis kommenden Dienstag.

Regierung verurteilt "ideologische Streiks"

Der sozialistischen Regierung ist es damit nicht gelungen, die Gewerkschaften vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft zu einem Ende der Streiks zu bewegen. Entsprechend gereizt reagierte die Regierung. Das "Chaos" müsse endlich enden, sagte Umwelt- und Energieministerin Ségolène Royal im Sender i-Télé und verurteilte "ideologische Streiks". Sportminister Patrice Kanner kritisierte mit Blick auf die EM: "Wer das Fest verdirbt, schadet dem Ansehen Frankreichs." Die Gewerkschaften wehren sich gegen die Rolle des Spielverderbers. Der Generalsekretär der CGT, Philippe Martinez, sagte, die Europameisterschaft solle "in den Stadien und Fan-Meilen wie ein echtes Volksfest ablaufen". Die Protestbewegung sei aber "nicht vorbei" - und könne noch ausgeweitet werden.

In Frankreich machen Gewerkschaften schon seit drei Monaten gegen eine umstrittene Arbeitsmarktreform mobil, mit der Staatschef François Hollande Unternehmen im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit mehr Flexibilität einräumen will.