Iserlohn. Die Kausalkette ist im Grunde ganz einfach: Wenn es wenig regnet, können die Wespen viel herumfliegen, wenn sie viel herumfliegen, können sie viel Nahrung sammeln, und wenn sie viel Nahrung sammeln, kann ihr Volk wachsen und gedeihen.
schädlingsbekämpfung
© unbekanntRober Zydek demonstriert, wie er Siliziumoxid in ein Wespennest stäubt.
Und wenn wir - wie in diesem Jahr - ein extrem trockenes Frühjahr hatten und auch gegenwärtig nicht über zu viel Niederschlag klagen können, „dann schießen die Wespennester wie Pilze aus dem Boden“, wie es Robert Zydek ausdrückt. Als führender Schädlingsbekämpfer im Iserlohner Raum mit Sitz in Nachrodt-Wiblingwerde und Materialdepot in Lasbeck versteht Zydek etwas von Wespen und vor allem davon, welche enormen Ausmaße das Wespenaufkommen in diesem Jahr annimmt. Momentan könnte er zusammen mit seinen vier Mitarbeitern rund um die Uhr Wespennester stilllegen. Rund 60 Aufträge aus dem ganzen Märkischen Kreis gehen täglich bei ihm ein. Von 8 bis 21.30 Uhr ist er bei der Arbeit, um der Nachfrage Herr zu werden. Denn wer ein Wespennest im Haus oder Garten hat, möchte es natürlich möglichst schnell loswerden. „Es ist extrem viel in diesem Jahr“, sagt Zydek, der seit 22 Jahren Schädlinge bekämpft und daher weiß, dass uns ein außerordentliches Wespenjahr bevorsteht.

Mit der Wespe ist es so, dass wir es in Mitteleuropa in erster Linie mit der Deutschen Wespe oder der Gemeinen Wespe zu tun haben. Diese Wespenarten fressen Holz ab und bauen sich mit den zerkauten und eingespeicherten Holzfasern ihre Nester in Hohlräumen - meistens in Erdlöchern, oft aber auch unter Dachziegeln oder anderen Löchern in Gebäuden. Frei hängende, runde Wespennester stammen von anderen Wespenarten, von der Sächsischen oder der Norwegischen Wespe, und stehen unter Schutz. Diese Wespenarten kommen aber deutlich seltener vor, als die Erdwespenarten, die sich derzeit auch in Iserlohn breit machen und voraussichtlich für einen Spätsommer sorgen werden, wie man ihn sich wespenreicher kaum vorstellen mag. Bis zu 5000 Tiere können die Nester in den Hohlräumen beherbergen. Und schon ein Stich ist wegen der hohen Giftdosis, die vor allem die Wächter vor den Nestern im Stachel tragen, nicht nur extrem schmerzhaft, sondern kann für Allergiker und Menschen mit schwachem Immunsystem schon sehr ernste Folgen haben. Das Ausrotten des Wespenvolkes im eigenen Haus oder dem Garten ist also durchaus anzuraten. Zumal Wespen als Räuber echte Fleischfresser sind und einen Grillabend genau so lieben wie wir Menschen.

Robert Zydek benutzt zur Bekämpfung der Wespen kein Gift sondern Siliziumoxid, das aus möglichst großer Entfernung in das Nest gestäubt wird. Dabei handelt es sich um ein scharfkantiges Pulver, das die Wespe tödlich verletzt. Denn Wespen haben bekanntlich kein innenliegendes Knochenskelett, sondern einen äußeren Chitinpanzer. Dieser wird von einer Wachsschicht umgeben, der den Flüssigkeitshaushalt regelt. Kommt die Wespe nun mit dem Pulver in Berührung, wird diese Wachschicht irreparabel verletzt, und die Wespe trocknet in kurzer Zeit aus. Der Einsatz dieses Pulvers hat im Vergleich zu einem Gift den Vorteil, dass die Wespen nicht aggressiv reagieren. Gleichzeitig bleiben keine Substanzen zurück, die spielenden Kindern gefährlich werden könnten.

Das Entfernen eines Nestes ist für den Profi also ein gefahrloses Kinderspiel. Doch auch wenn Robert Zydek alle Aufträge zeitnah erledigt und alle entdeckten Wespennester bekämpft - ein Jahr mit unangenehm vielen Wespen auf Eis, Cola und Kuchen steht uns wohl dennoch ins Haus.