Tengen. Das Unwetter der vergangenen Woche trifft die heimische Landwirtschaft enorm. Der Schaden wird im Kreis Konstanz auf drei bis vier Millionen Euro geschätzt. Die Ernteausfälle betragen teilweise 100 Prozent.
Ernteschäden
© suedkurierIm Dinkelfeld von Landwirt Stefan Leichenauer (li.) begutachten der Erste Landesbeamte Philipp Gärtner (Mitte) und Peter Ragg, Leiter der Landwirtschaftlichen Erzeugung am Amt für Landwirtschaft in Stockach (re.), die Schäden des Unwetters vergangener Woche.

Noch immer sind Hagelschätzer auf den Feldern der Landwirte am Randen und in Uttenhofen unterwegs. Peter Ragg, Leiter der Landwirtschaftlichen Erzeugung am Amt für Landwirtschaft in Stockach, hat seine Bestandsaufnahme inzwischen abgeschlossen. Auf drei bis vier Millionen Euro beläuft sich der Schaden, den der Hagelschlag am frühen Morgen des 13. Juli im gesamten Landkreis verursacht hat. Die Schäden in den einzelnen Gemeinden sind unterschiedlich, in einigen beträgt der Ernteausfall bis zu 100 Prozent. Im gesamten Landkreis sind 15 557 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche betroffen, in Tengen 2597 Hektar, in Engen 3011 Hektar. Auch in Uttenhofen, Talheim und Wiechs am Randen fällt die Schadensbilanz enorm aus.

„Es ist mir ein Anliegen, mein Mitgefühl auszudrücken, das ist fast Existenz bedrohend“, sagt der Erste Landesbeamte Philipp Gärtner gestern vor Ort. Landwirt Stefan Leichenauer zeigte ihm die Schäden auf seinen Feldern: Der Raps ist ausgeschlagen, die Ären von Dinkel und Weizen sind leer und grau, ihre Körner auf den Acker gefallen. Eigentlich hätte Stefan Leichenauer in diesem Jahr 62,8 Tonnen Raps geerntet. „57,5 Tonnen liegen jetzt im Dreck“, berichtet er frustriert.

Zwar decke die Hagelversicherung den entstandenen Schaden ab, aber auf den Folgekosten bleiben die Landwirte sitzen. Diese schätzt Leichenauer auf 100 Euro pro Hektar. Rückendeckung gibt es für die Bauern inzwischen von den regionalen Vermarktern. Die Zentralgenossenschaft etwa hält sich bereit, um bestehende Verträge neu zu bewerten.

Neben dem Ernteausfall ergeben sich weitere Konsequenzen und Probleme für die Landwirte: „Die Sprossen liegen auf den Äckern und locken Wild an“, erklärt Leichenauer. Außerdem kommt es durch die massiven Schäden nun zu einem Engpass beim Futtermittel und bei Biogasanlagen. Denn auch das Dauergrünland ist mitunter stark betroffen. „Das wäre der Puffer gewesen, aber das ist auch weg“, erklärt Leichenauer.

Deswegen fordert der Landwirt jetzt eine schnelle Entscheidung der Landesregierung. Würden die Bauern nach dem Abräumen der Felder schnell wachsende Pflanzen wie Hafer oder Gräser säen, könnten diese noch rechtzeitig als Futtermittel geerntet werden. Das Programm MEKA (Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleich) untersagt jedoch das Ernten dieser Zwischensaat. Daher hoffen die Landwirte auf die Erleichterung des laufenden landwirtschaftlichen Programms. „Das würde nicht der Umwelt den Segen bringen, sondern der Landwirtschaft“, erklärt Leichenauer.