Der am 21.07.2011 weiter an der japanischen Ostküste entlangziehende Taifun bringt starke Niederschläge und verschlechtert die Lage im Krisen-AKW.

Wie in den letzten Tagen seitens des japanischen Wetterdienstes, der Japan Meteorological Agency, vorhergesagt, sorgt Taifun Ma-on im Osten der Hauptinsel Nippons für extremen Starkregen. Laut einem Bericht der Mainichi Daily News traten in den am schlimmsten betroffenen Regionen des Landes Flüsse über die Ufer, wobei in der Präfektur Fukui ein Angler ums Leben kam. Einen weiteren Toten gab es in der Präfektur Kochi, wo ein 84 Jahre alter Mann, der seit Dienstag vermisst wurde, tot aufgefunden wurde. Darüber hinaus gab es offiziell etwa fünfzig verletzte Personen. Die Verkehrsinfrastruktur wurde in Mitleidenschaft gezogen, so dass es insbesondere bei der Bahn zu massenhaften Verspätungen und Ausfällen kam. Doch auch die Situation im havarierten Krisen-AKW Fukushima Daiichi, welches an der Küste liegt, verschlimmerte sich in den vergangenen 24 Stunden zusehends.

Regenwasser gelangt in Massen in die Keller der Anlage

Besonders der Starkregen wirkt allen Bemühungen, die immer noch dramatische Wasserproblematik zu entschärfen, entgegen. Nach einem gestern eilig herausgegebenen Bericht über die Situation in den Untergeschossen der Anlagen 1 bis 4 befand sich dort am 19.Juli noch etwa 95.480 Tonnen schwer verseuchtes Wasser. Kühlwasser, das seit Beginn der atomaren Katastrophe am 11. März in die Reaktoren 1 bis 3 eingespeist wurde, Reaktor 4 war am Katastrophentag nicht bestückt, sammelte sich dort in den letzten Monaten an, da die beiden inneren Reaktorenbehälter es aufgrund von Beschädigungen nicht halten konnten. Regenwasser dringt vor allem in die Reaktorblöcke 1, 3 und 4 ein, deren Außenhüllen durch Wasserstoffexplosionen in der Woche nach dem Beben völlig zerstört wurden. Die Löcher in den Dächern der weniger beschädigten Turbinenhäuser wurden in den letzten Tagen notdürftig überdeckt - doch wird dadurch sicherlich nur der weit kleinere Teil des eindringenden Niederschlags abgehalten.

„Müllwasser“-pegel steigen rapide

Erst seit Anfang Juli ist ein Abpumpen und Reinigen von etwa 800 Tonnen am Tag möglich. Teile dieses Wassers werden dann wieder als Kühlwasser verwendet, um so einen Kreislauf zu schaffen - immer neues „Müllwasser“ wird dadurch vermieden und die Pegel in den Kellern sinken sporadisch. Doch durch die großen Niederschlagsmengen welche Taifun Ma-on mit sich bringt, steigen die Wasserstände wieder. Alleine in Block 1 waren es laut Angaben der Betreiberfirma des AKW vierundvierzig Zentimeter innerhalb weniger Tage, was sicher ungefähr der Menge entspricht, welche man in der letzten Zeit abpumpen konnte.

Situation laut Tepco dennoch unter Kontrolle

AKW-Betreiber Tepco, Tokyo Electric Power Company, ließ zwar verlauten es bestehe keine Gefahr eines Überlaufens der Brühe in die Umgebung, aber man wolle die Situation weiter beobachten. Da sich der tropische Wirbelsturm ungewöhnlich langsam auf der See unweit des japanischen Festlandes fortbewegt, wird noch länger mit starken Regenfällen gerechnet. Noch Ende Juni hatte man fast täglich ein Ausfluten des radioaktiven Wassers befürchtet. Die Verseuchung von Boden, Grundwasser und Ozean wären um ein vielfaches größer gewesen als die bisherige Kontamination in der direkten Umgebung des Atomkraftwerks. Man hatte in der Verzweiflung schon begonnen, Sandsäcke vor die Ausgänge zu stapeln.

Wasser ein dauerhaftes Problem

Durch den möglichen sporadischen Einsatz des beschriebenen Kühlkreislaufs konnte die damalige Situation entschärft werden. Doch wenn nun innerhalb so kurzer Zeit die Pegel derartig gestiegen sind, werden trotz allen Bekundungen die alten Befürchtungen wieder wach. Sollte der Regen weiter in dieser Stärke fallen, wird sich sicher auch die Lage weiter verschlechtern. Zudem steht Japan erst am Anfang der Taifunsaison und die geplanten Schutzhüllen aus Polyester für alle zerstörten Blöcke lassen anscheinend noch eine Weile auf sich warten. Schon die Tepco-Analysen versprechen keine schnelle Lösung der Wasserproblematik - und diese beziehen sich lediglich auf die anstehenden Mengen und nicht auf die, welche noch dazukommen könnten.

Quellen: NHK-World, Japan Meteorological Agency, The Mainichi Daily News, Tepcobericht - Wasserproblematik (pdf) (5. Juli) - (19.Juli)