Im Südosten der Türkei ist es zu einem Attentat auf eine Polizeistation gekommen: In Cizre detonierte Sprengstoff auf einem Lkw. Erneut soll die PKK verantwortlich sein.
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© Stringer/ Reuters
Bei einem Bombenanschlag auf ein Polizeipräsidium im türkischen Kurdengebiet sind mindestens acht Polizisten getötet worden. Das zuständige Gouverneursamt der betroffenen Provinz Şırnak bestätigte entsprechende Medienberichte. Demnach wurden mindestens 45 weitere Menschen verletzt, als am Morgen nahe der Zentrale der Antiaufruhrpolizei in Cizre im Südosten des Landes eine Autobombe explodierte. Mediziner berichten von 64 Verletzten.

Auf Bildern des Nachrichtensenders NTV war ein dreistöckiges Gebäude in Schutt und Asche zu sehen, über dem eine hohe Rauchsäule aufstieg. Ein Materiallager stand in Flammen. Laut CNN Türk eilten Dutzende Krankenwagen und zwei Hubschrauber zu der Explosionsstelle am Stadtrand. Bislang bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Das Gouverneursamt sprach von einer Tat der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei (PKK).


Kommentar: Die Frage ist, wer steckt wirklich hinter der PKK? Sind es wirklich Kurden, oder wahrscheinlicher (ausländisch) bezahlte Söldner und Agenten unter dem Deckmantel der PKK, um Spannungen und Haß zwischen den Bevölkerungsgruppen zu sorgen?

Die Stadt Cizre an der türkisch-syrischen Grenze wird mehrheitlich von Kurden bewohnt. Anfang des Jahres kam es dort zu Auseinandersetzungen zwischen der türkischen Regierung und der kurdischen Minderheit. Soldaten und Polizisten hatten sich wochenlang Häuserkämpfe mit Anhängern der kurdischen Arbeiterpartei PKK geliefert, bei denen ganze Straßenzüge zerstört wurden. Auslöser für diese Gefechte war eine Aktion der PKK, bei der Aktivisten der Organisation in einigen Städten einseitig Autonomiegebiete ausgerufen und diese mit Straßengräben und Barrikaden gegen die Sicherheitskräfte verteidigt hatten.

Seit 1984 mehr als 40.000 Tote

Die türkische Armee geht mit aller Härte gegen die PKK im Südosten des Landes vor, vor allem, nachdem im Juli 2015 der Waffenstillstand zwischen der Partei und der Führung in Ankara von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan aufgekündigt worden war. Seitdem gibt es auch vermehrt Anschläge, die von den Behörden zuvorderst der PKK zugeschrieben werden und bei denen Hunderte Sicherheitskräfte getötet wurden. Seit 1984 wurden in dem Konflikt zwischen der PKK und der türkischen Regierung mehr als 40.000 Menschen getötet.

Erst Anfang der Woche gab es zwei verheerende Anschläge in der Region. In der Stadt Elâzığ wurden bei einem Anschlag auf das dortige Polizeihauptquartier sechs Menschen getötet und fast 200 weitere verletzt. Zuvor explodierte in der Nacht eine Autobombe im Zentrum der weiter östlich gelegenen Stadt Van. Dieser Anschlag galt ebenfalls dem ansässigen Polizeihauptquartier, drei Menschen wurden getötet, mehr als 70 weitere verletzt.

Der schlimmste Terroranschlag der vergangenen Tage galt einer kurdischen Hochzeitsfeier in Gaziantep, bei dem mehr als 50 Menschen getötet worden. Für diese Attacke machte die Türkei die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) verantwortlich. Drei Tage danach überquerte die türkische Armee die Grenze nach Nordsyrien und schaltete sich erstmals direkt in den dortigen Krieg ein. Zusammen mit Kämpfern der Freien Syrischen Armee nahm sie die seit gut zwei Jahren vom IS kontrollierte syrische Grenzstadt Dscharabulus ein - auch um kurdische Kämpfer zurückzudrängen, ein zusammenhängendes Herrschaftsgebiet dieser Einheiten im Norden Syriens und so ein Übergreifen der Autonomiebestrebungen auf türkisches Territorium zu verhindern.

ZEIT ONLINE, Reuters, AFP, AP, dpa, kg