Sex - Mann & Frau
© colourbox.comIst das Wettrüsten mit Parasiten für die sexuelle Fortpflanzung verantwortlich?

Es scheint so, als müssten wir den Parasiten dankbar sein. Denn ohne sie hätte sich wohl der Sex nicht so stark verbreitet, vermuten Wissenschaftler. Eine neue Studie liefert Belege für diese Hypothese.

Eigentlich macht sexuelle Fortpflanzung wenig Sinn. Zumindest vom evolutionären Standpunkt aus gesehen. Sie erfordert weit mehr Energie als die Jungfernzeugung. Männer etwa sind biologisch betrachtet reiner Luxus, da sie selbst direkt keine Nachkommen produzieren können. Das bedeutet, die Anzahl der Nachkommen wird nicht so hoch sein, wie er durch die ungeschlechtliche Fortpflanzung wäre.

Doch natürlich ist das nur die eine Seite der Medaille. Denn durch die Jungfernzeugung wird nur die Erbinformation der Mutter an die Nachkommen weitergegeben, sie bleibt also weitgehend gleich. Die geschlechtliche Fortpflanzung erlaubt jedoch eine Vermischung und neue Kombinationen der Gene. Das kann erhebliche Vorteile haben - wie etwa bei der Abwehr von Parasiten.

Wettrüsten mit Parasiten

Auf diesen Aspekt stützt sich die „Red-Queen-Hypothesis“, zu Deutsch die „Rote-Königin-Hypothese“. Der Bezeichnung leitet sich von der Geschichte „Alice im Wunderland“ ab. Dort sagt die Rote Königin zu Alice: „Hierzulande musst du so schnell rennen wie du kannst, wenn du am gleichen Fleck bleiben willst.“

Dieses Zitat übertragen die Wissenschaftler auf ein regelrechtes Wettrüsten zwischen Wirt und Parasit. Der Wirt versucht, sich vor einer Infektion zu schützen. Dagegen wird der Parasit immer neue Strategien entwickeln, um ihn doch zu befallen. Haben die Angreifer sozusagen einen Organismus „geknackt“, werden sie wahrscheinlich auch die Nachkommen leicht infizieren können, wenn diese sich nicht verändern und entwickeln. Dazu ist die zweigeschlechtliche Fortpflanzung notwendig.

Bakterien löschen eingeschlechtliche Populationen aus

Diese Argumentation leuchtet zwar ein, doch könnten auch andere Faktoren eine Rolle dabei spielen, dass sich die sexuelle Fortpflanzung so weit verbreitet hat. Wissenschaftler der Indiana University haben die Red-Queen-Hypothese daher isoliert im Labor getestet. Für die im Fachmagazin Science veröffentlichte Untersuchung wählten sie den Spulwurm Caenorhabditis elegans. Dieser kann sich sowohl geschlechtlich als auch ungeschlechtlich fortpflanzen. Dabei selektierten die Forscher die Tiere. Einige Populationen konnten sich nur durch Jungfernzeugung vermehren, andere hatten beide Optionen.