Rund 600 000 Menschen saßen vor zwei Wochen im Großraum Hannover im Dunkeln, als der Strom ausfiel. Grund für den Stromausfall war offenbar ein durchgebrannter Kondensator. Das nicht einmal fünf Euro teure Bauteil war durchgebrannt und hat so eine Reihe von Ereignissen begünstigt, die in dem 80-minütigen Stromausfall mündeten.

Ein durchgebrannter Kondensator ist als Ursache für den 80-minütigen abendlichen Stromfall vor zwei Wochen in Hannover ausgemacht worden. Nach Angaben des hannoverschen Versorgers Enercity sorgte der kaputte zwei mal vier Zentimeter großer Zylinder dafür, dass eine Schutzeinrichtung grundlos zwei Transformatoren im Umspannwerk Mehrum im Landkreis Peine abschaltete. Dadurch sei das hannoversche Netz vom Hochspannungsnetz getrennt worden und schnell zusammengebrochen, teilte Enercity am Dienstag in Hannover mit.

Der Kondensator koste neu keine fünf Euro, sagte der Geschäftsführer der Enercity Netzgesellschaft, Bernd Heimhuber. Wahrscheinlich sei er schon Tage oder Wochen vor dem Stromausfall am 13. Juli unbemerkt durchgebrannt. Bei dem Blackout fiel als erstes ein Block eines Kraftwerks in Hannover-Stöcken aus. Heimhuber zufolge kommt das allerdings alle paar Monate und ohne größere Folgen vor.

Das Umspannwerk in Mehrum habe danach mehr Strom aus dem Hochspannungsnetz nach Hannover leiten sollen, sagte der Geschäftsführer weiter. Die Trafo-Schutzeinrichtung habe den erhöhten Stromfluss wegen des defekten Kondensators aber fälschlicherweise als Überlastung eingestuft. Kurz nacheinander hätten sich beide Trafos in Mehrum abgeschaltet, obwohl der Stromfluss noch deutlich unter dem Grenzwert gelegen habe.

Schutzkonzept wird überprüft

Als Konsequenz aus dem Stromausfall will Enercity nun „das Schutzkonzept des Umspannwerks Mehrum überprüfen“. Zudem werde die Zahl der Leitungen von Hannover zum Umspannwerk von vier auf sechs erhöht, kündigte Heimhuber an. Um die Ursache des Stromausfalls zu finden, habe "Enercity" Tausende Störungsmeldungen ausgewertet. Nach der Eingrenzung des Fehlers auf das Umspannwerk habe man dort Schutzvorrichtungen ausgetauscht, einzeln getestet und schließlich den defekten Kondensator entdeckt.

Betroffen von dem Stromausfall waren 600.000 Menschen. Bislang haben nach Angaben von Enercity 60 Privatpersonen wegen defekter Haushaltsgeräte und acht Firmen wegen Produktionsausfällen dem Versorger Schadenersatzforderungen angekündigt. Man müsse vor allem für Schäden aufkommen, die durch den plötzlichen Stromausfall an Maschinen oder Geräten entstanden seien, sagte Heimhuber. Eine weitere Haftung sei gesetzlich nur bei vorsätzlichen oder grob fahrlässigen verursachten Netzunterbrechungen vorgesehen.

Nach Angaben der hannoverschen Stadtwerke, die sich „Enercity“ nennen, hatte der Stromausfall nichts mit dem Ausstieg aus der Atomkraft zu tun. „Im vorgelagerten Hochspannungsnetz waren stets genug Spannung und Strom vorhanden“, sagte Stadtwerke-Vorstandschef Michael Feist. Der Stromausfall am 13. Juli betraf das gesamte Stadtgebiet von Hannover und Teile von Umlandgemeinden.

gxb/dapd