Seit Jahrhunderten verflüssigt sich an drei bestimmten Tagen im Jahr das verklumpte Blut des Heiligen Januarius. Doch in diesem Jahr blieb das sogenannte Blutwunder aus, was von den Gläubigen als schlechtes Omen angesehen wird.
Blut Januarius
Der Erzbischof von Neapel, Crescenzio Sepe, mit dem Blut des Heiligen Januarius
Über das Leben des heiligen Januarius (San Gennaro) ist kaum etwas historisch bekannt. Er war Bischof von Benevent und wurde im Jahr 305 unter Kaiser Diokletian enthauptet, nachdem er der Legende nach unverletzt aus einem glühenden Ofen herausgegangen war und die wilden Tiere, die man auf ihn hetzte, sich ihm zahm zu Füßen legten. Eine Frau soll das Blut des Märtyrers nach seinem Tod in einer Phiole aufgefangen haben, wo es seit - zumindest belegt - erstmals 1389 für das Blutwunder sorgt.

Januarius ist auch Namensgeber des Doms in Neapel, wo seine Reliquien Grundlage der besonderen Verehrung des Blutwun- ders sind. Sein in Ampullen aufbewahrtes getrocknetes Blut verflüssigt sich jedesmal, sobald man es zu seinem Hauptfest am 19. September in die Nähe seines Kopfe bringt sowie meist am Samstag vor dem 1. Mai, dem Fest der Übertragung seiner Gebeine nach Neapel und unregelmäßig auch am 16. Dezember, dem Gedächtnistag der Warnung vor dem Ausbruch des Vesuvs im Jahr 1631. In den vergangenen 400 Jahren wurden aber noch rund 80 zusätzlich Verflüssigungen außerhalb dieser genannten Termine registriert. Wissenschaftlich erklären konnte man das Phänomen bisher nicht, da diese blutähnliche Substanz noch nicht analysiert wurde.

Eine Nichtverflüssigung zu diesen drei Tagen gilt für die Gläubigen als ein sehr böses Omen und genau das traf jetzt auch ein als das traditionelle Blutwunder am 16. Dezember ausblieb. Zum ersten Mal seit mehr als drei Jahrzehnten verflüssigte sich das eingetrocknete Blut des Heiligen nicht. Das macht viele Menschen Angst, denn als das Blutwunder im Jahre 1973 ausblieb, wurde die Bevölkerung von Neapel von der Cholera heimgesucht. Auch als es das letzte Mal in 1980 ausfiel, erfolgte noch im selben Jahr eine verheerendes Katastrophe: Ein Erdbeben forderte knapp 3.000 Menschenopfer.

Doch Monsignore Vincenzo De Gregorio soll die wartenden Gläubigen im Dom von Neapel beruhigt haben, nicht in Panik zu verfallen und sagte: „Wir dürfen nicht an Katastrophen und Unglücke denken." Ohnehin erkennt die Katholische Kirche das Blutwunder des Januarius nicht als offizielles Wunder an, duldet es lediglich als religiösen Volksbrauch.