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© Columbia University/ Curtis ChinBlut fließt durch die "mChip"-Kanäle: Mit geschätzten Produktionskosten von einem Dollar (knapp 70 Cent) pro Chip wäre die Untersuchung deutlich günstiger als eine Blutanalyse im Labor. Das gesamte Set inklusive Lesegerät soll knapp 70 Euro kosten.
Es ist so klein wie eine Kreditkarte und kann gleich mehrere Krankheiten erkennen: Forscher haben ein neues Chip-Labor vorgestellt, das Blutanalysen minutenschnell, billig und zuverlässig durchführen soll. Sie hoffen auf einen breiten Einsatz insbesondere in Entwicklungsländern.

Krankheiten einfach, schnell und kostengünstig zu diagnostizieren kann gerade in Entwicklungsländern die medizinische Versorgung deutlich verbessern. US-Forscher stellen nun im Fachmagazin Nature Medicine einen Chip vor, der etwa eine HIV-Infektion oder Syphiliserkrankung binnen Minuten nachweisen kann. Schon wenige Bluttropfen reichten für eine Analyse aus.

Die Wissenschaftler um Curtis Chin von der Columbia University in New York testeten Prototypen des sogenannten mChips an Patienten Gerät im Muhima-Krankenhaus in Ruandas Hauptstadt Kigali. Die Ergebnisse von Blutanalysen bekommt man dort momentan erst nach mehreren Tagen, weil sie in einem externen Labor zustandekommen.

Der Chip im Kreditkartenformat soll das Verfahren erheblich beschleunigen und eine ähnliche Trefferquote erreichen wie Laboruntersuchungen, dabei aber deutlich kostengünstiger sein. Bei HIV-Tests habe das Mini-Analysegerät in einem von 70 Fällen falsch gelegen. Das sei eine ähnliche Quote wie bei Blutuntersuchungen im Labor, so die Forscher.

Kliniken und Ärzte könnten mit Hilfe des Chips künftig zahlreiche Diagnosetests anbieten, ohne dass die Patienten "zum Blutabnehmen ins Krankenhaus gehen und dann tagelang auf ihr Ergebnis warten müssen", sagte Samuel Sia, der den Chip in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Claros Diagnostics entwickelt hat.

Das Mini-Labor besteht aus einem Mikrochip in einer Kunststoffhülle, erklärt Vincent Linder, Technologiechef von Claros Diagnostics. Der Chip könne eine einzige Blutprobe auf bis zu zehn Krankheiten untersuchen. Das Ergebnis wird auf einem Streifen angezeigt, ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest. Dazu ist beim mChip ein Handlesegerät notwendig, das nach Angaben der Forscher so leicht zu bedienen ist wie ein Handy.

Der Chip selbst kann nur einmal benutzt werden, wäre aber mit geschätzten Produktionskosten von einem Dollar (rund 70 Cent) deutlich günstiger als eine Blutuntersuchung im Labor. Das gesamte Set inklusive Lesegerät soll knapp 70 Euro kosten. Allerdings dürften diese Preise entscheidend von den tatsächlich produzierten Stückzahlen abhängen. Die Forscher hoffen, dass das Minilabor etwa für HIV-Tests bei Schwangeren in Afrika breite Anwendung finden könnte.

wbr/AFP