In der Toskana gestartet, in Burghausen gelandet - immerhin 1300 Kilometer. Und das Ganze um die Alpen herum. Forscher sind entzückt, was dieser Waldrapp geleistet hat.
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© dpaDer Waldrapp "Goja" (undatiertes Archivbild).

Wien/Burghausen. Ein Vogel verblüfft die Forscher: Das frühreife Vogelweibchen „Goja“ hat es als erster Waldrapp seit Jahrhunderten alleine von der Toskana um die Alpen herum nach Oberbayern geschafft. Wissenschaftler versuchen dort seit Jahren, die Ibis-Art, die im Alpenraum wegen des Menschen ausgestorben ist, wieder anzusiedeln und den Tieren ihr altes Zugvogelverhalten beizubringen. Dafür werden die Vögel per Hand aufgezogen. Den Weg in ihr südliches Winterquartier zeigen ihnen Menschen im Ultraleichtflugzeug.

„Goja“ emanzipierte sich nun als Erste von den Zweibeinern: Sie legte die rund 1300 Kilometer lange Strecke vom italienischen Naturschutzgebiet Laguna di Orbetello an Graz und Wien vorbei bis nach Burghausen in Bayern alleine zurück, sagte am Montag Johannes Fritz, Biologe und Leiter des in Österreich und Deutschland arbeitenden Waldrappteams. „Sie ist der erste Waldrapp, der es um die Alpen herum geschafft hat.“ Vergangenen Donnerstag sei der Vogel, der Mitte Mai in der Toskana startete, in Burghausen gelandet.

„Das ist überraschend früh für Goja, wir hätten sie eigentlich erst im April 2012 erwartet“, sagte der Forscher. Denn das Waldrapp-Weibchen sei noch nicht geschlechtsreif - was sie jetzt schon im Brutgebiet will, ist den Wissenschaftlern ein Rätsel: „Sie ist eben ein bisschen frühreif.“

Bisher haben die Forscher die Vögel stets per Ultraleichtflugzeug hin und her begleitet. Auch Goja bekam mit anderen Jungvögeln vergangenen Herbst den Weg in den Süden gezeigt. „Man muss einem Jungvogel einmal diese Zugstrecke zeigen, das merkt er sich dann ein Leben lang“, sagte Fritz. Zwei Jahre später sollen die dann geschlechtsreifen Vögel zurück nach Bayern finden.

Warum das junge Vogelweibchen schon ein Jahr früher startete, blieb zunächst unklar. Da sie noch keinen GPS-Sender trug, können die Wissenschaftler ihre Flugroute nicht nachvollziehen.

Ihr restliches Leben muss Streberin „Goja“ nun ohne menschlichen Routenplaner auskommen. Die Forscher hoffen, dass sie wieder nach Italien zurückkehrt und im kommenden Jahr weiteren Artgenossen den Weg nach Bayern zeigt. Dann könnten die Waldrappen dort auch brüten und ihrem Nachwuchs die jahrhundertelang vergessenen Zugrouten wieder beibringen.

dpa