Bei einer Expedition auf der Suche nach Beweisen für das angeblich versunkene Inselreich Atlantis, will der US-Regisseur und Tiefseeforscher James Cameron tatsächlich Hinweise auf die ebenso mystische wie umstrittene vorantike Hochkultur gefunden haben.

Säulen des Herakles
© natgeoTV.comEiner der von Camerons Team „jenseits der Säulen des Herakles“ gefundenen bronzezeitlichen Anker.
West Hartford (USA) - Die Forscher um Cameron und den Archäologen und Expeditionsleiter Richard Freund von der University of Hartford bezeichnen die eigene Expedition als die „bislang umfangreichste und aufwendigste Suche nach dem einst von Platon beschriebenen „jenseits der Säulen des Herakles“ gelegenen Seemacht.

Begleitet von einem TV-Team von National Geographic begaben sich die Forscher sowohl im Atlantik als auch in Griechenland und im gesamten Mittelmeerraum auf die Suche.

Jenseits des Eingangs zum Mittelmeer, der Straße von Gibraltar, die von jeher immer wieder als Platons „Säulen des Herakles“ gedeutet wurde, entdeckten Cameron und Freund nach eigenen Aussagen sechs bronzezeitliche Steinanker, deren Alter sie auf 3.500 bis 4.000 Jahre schätzen und die somit in die Zeit der Atlantissage passen.

Ob es sich tatsächlich um Anker von Schiffen von Atlantis handelt, ist derzeit noch fraglich. Dennoch sei der Fund eines bronzezeitlichen Steinankers jenseits der „Säulen des Herakles“ schon für sich alleine eine sensationelle Entdeckung: „Diese 3.000 bis 4.000 Jahre alten Anker sind wirklich gewaltig und gehörten zu wirklich großen Booten. Der Fund beweist, dass antike große Boote bereits bis in diese Gegend segelten - und das vor rund 4.000 Jahren“, erläutert Richard Freund. Das Besondere daran ist, dass die bisherige Lehrmeinung davon ausging, dass Menschen den Atlantischen Ozean nicht vor dem 8. Jahrhundert v. Chr. befahren und die Handels- und Fischerwege sich auf das Mittelmeer beschränkt hatten. „Dieser Anker erzählt nun jedoch eine andere Geschichte.“

Santorin
© GemeinfreiSatellitenblick auf Santorin.
Doch wie passt der Fund zur Antlantis-Sage?
Schon Planton beschrieb Atlantis als eine aus konzentrischen Ringen strukturierte Insel, mit einer Stadt im Zentrum, deren Bewohner halb Mensch, halb Götter waren, in großem Wohlstand lebten, über mysteriöse Metalle und Materialien verfügten (...GreWi berichtete) und erfahrene Seefahrer gewesen sein sollen. Durch Gier und Sünde sollen die Atlanter den Gott der Meere, Poseidon, derart erzürnt haben, dass dieser die Insel durch Fluten und Erdbeben zerstört habe.

Tatsächlich gibt es eine historische Naturkatastrophe, die zeitlich zu Platons Bericht passt: Der Ausbruch des Vulkans Thera, der heute als Santorin bekannt ist, im Jahre 1650 v. Chr.

Auf Santorin haben Archäologen in den vergangenen Jahrzehnten die Überreste einer hochentwickelten Minoischen Zivilisation und eine Karte entdeckt, die eine Stadtmauer auf einer Insel mitten die der Caldera, also dem Vulkankrater zeigt (s. Abb. l.).

Minoisch Fresko Akrotiri
© GemeinfreiMinoische Stadtansicht, Teil eines Freskos aus Akrotiri.
Unter Atlantisforschern ist Santorin als Ort des sagenhaften Inselreichs zwar als umstritten, doch die Eruption des Vulkans und mögliche darauffolgenden Tsunamis, könnten durchaus zum Niedergang einer einstigen minoischen Hochkultur im Mittelmeer geführt haben, deren Reste dann von den Griechen als Vorgänger der Reiche Sparta, Korinth und Athens übernommen wurden und die den Grundstein der Atlantis-Sage legten - so zumindest eine von zahlreichen Atlantis-Theorien.

Die jetzt vor der Atlantikküste gefundenen Steinanker belegen zumindest eine fortgeschrittene Seefahrt zur Zeit der minoischen Kultur und könnten damit, wenn auch keinen Beweis für Atlantis, doch aber ein weiteres wichtiges Puzzleteilchen bei der Suche nach der Antwort auf das Atlantisrätsel darstellen.

- Wann und wo die National-Geographic-Dokureihe „Atlantis Rising“ auch im deutschen Fernsehen zu sehen sein wird, war bis zum Redaktionsschluss dieser Meldung leider noch nicht bekannt.