Forscher klären Zielgenauigkeit der Fledermausart
Fledermaus
© AFPDie Fledermausart Gemeiner Vampir wird einer wissenschaftlichen Untersuchung zufolge nicht vom Geruch des Blutes zu ihrer Beute gelockt, sondern von dessen Wärme. Das Tier könne Wärme auf 20 Zentimeter Entfernung orten, stellten Forscher fest. (Archivbild)

Die Fledermausart Gemeiner Vampir wird einer wissenschaftlichen Untersuchung zufolge nicht vom Geruch des Blutes zu ihrer Beute gelockt, sondern von dessen Wärme. Die auf dem amerikanischen Kontinent lebende Fledermaus erkenne eine Wärmequelle "auf 20 Zentimeter Entfernung", erklärte der Forscher David Julius von der Universität von Kalifornien in San Francisco in einer Studie.

Die Fledermaus nehme genau wahr, wo die Venen am dichtesten unter der Haut liegen und wo sie das Opfer folglich beißen muss, um ihm esslöffelweise Blut abzusaugen. Möglich ist dies, weil der Gemeine Vampir einen Eiweißstoff für sich umgewandelt hat, den alle Säugetiere herstellen und der sie vor Verbrennungen schützt, wie Julius erläuterte.

Jedes Lebewesen hat verschiedene Rezeptoren, mit Hilfe derer es äußere Reize wie Druck oder Geruch wahrnimmt - das Protein TRPV1 springt etwa auf Wärme an und meldet Verbrennungsgefahr an das zentrale Nervensystem, wenn die Hauttemperatur auf über 43 Grad Celsius steigt. Zusätzlich zu dem normalen Protein produziert der Gemeine Vampir mit dem lateinischen Namen Desmodus rotundus aber die verkürzte Variante TRPV1-S, die schon auf viel niedrigere Temperaturen um dreißig Grad reagiert, wie der Molekularbiologe Julius und seine Kollegen in der in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Untersuchung feststellten.

Andere Fledermausarten, die sich von Obst, Nektar oder Insekten ernähren, haben die verkürzte Proteinvariante demnach nicht, weil sie nicht auf einen "Wärmemelder" angewiesen sind. Die Studie bestätigte den Wissenschaftlern zufolge außerdem, dass die Fledermaus von ihrem Erbmaterial her dem Hund und der Kuh nähersteht als dem Menschen und dem Nagetier, was lange Zeit angenommen worden war - denn auch Hunde, Kühe, Schweine und Maulwürfe können die verkürzte Variante des Proteins bilden, während etwa Menschen und Affen nicht dazu in der Lage sind.

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