Einschläge auf dem Mond
© M. Jutzi und E. Asphaug, NatureVier Phasen des Einschlags des nach den Berechnungen der Forscher einst vorhandenen kleinen Mondes mit dem heutigen Erdmond. Diese könnte die unterschiedlichen Hemisphären des Erdtrabanten erklären.

Santa Cruz/ USA - Warum sich die von der Erde abgewandte "Rückseite" des Mondes mit ihren schroffen Gebirgszügen derart von der eher von flachen Ebenen dominierten, der Erde zugewandten Seite des Mondes unterscheidet, war jahrzehntelang ein Rätsel. Mit einem neuen Computermodell glauben US-amerikanische und Schweizer Wissenschaftler nun eine Antwort gefunden zu haben: Unser Mond könnte einst mit einem ehemals zweiten Mond zusammengestoßen sein.

Im Fachmagazin Nature haben Professor Erik Asphaug von der "University of California Santa Cruz" und Dr. Martin Jutzi von der "Universität Bern" die Ergebnisse ihrer Simulation vorgestellt, die auf den bisherigen Modellen der Entstehung des Erdmondes vor rund 4,53 Milliarden Jahren durch eine Kollision der noch jungen Erde mit einem etwa marsgroßen Himmelskörper basiert (...wir berichteten).

Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass die ins All geschleuderten Trümmer dieses gewaltigen Zusammenstoßes auf der heutigen Umlaufbahn des Mondes nicht nur einen, sondern zwei Trabanten formten, welche die Erde lange Zeit gemeinsam umkreisten und später dann der kleinere der beiden Monde auf den heutigen Mond stürzte. Die Trümmer dieser Kollision wiederum, so die Forscher hätten dann die kilometerdicke und gebirgige Landschaft auf der "dunklen Seite" und dortige Kruste des Mondes geformt.

Der zweite Mond habe wahrscheinlich einen Durchmesser gehabt, der etwa einem Drittel des Mondes entsprochen habe so die Forscher. Insgesamt 70 Millionen Jahre nach der Entstehung der beiden Trabanten, während derer der kleine Mond seinen großen Bruder auf einem der sogenannten trojanischen Punkten (60 Grad vor und hinter dem Mond) begleitet hatte, wurde das System jedoch instabil und die Monde gingen auf Kollisionskurs zueinander. Dieser Zusammenstoß sei mit rund zwei bis drei Kilometern pro Sekunde jedoch aufgrund des gemeinsamen Orbits relativ langsam vor sich gegangen.

Bei einer Aufschlagsgeschwindigkeit von 2,4 Kilometern, schwappte im Modell der Forscher der damals auf dem heutigen Erdmond noch vorhandene Magmaozean auf die erdabgewandte Seite über und könnte damit recht gut die dortige gebirgige Landschaft und zugleich dem Umstand erklären, warum die Dicke der Mondkruste der Erdseite deutlich dünner ist als jene auf dessen Rückseite.

Tatsächlich hatten erst kürzlich Wissenschaftler Hinweise auf vergleichsweise jungen Vulkanismus auf der von der Erde abgewandte Hemisphäre des Mondes entdeckt und vermutet, dass hier noch vor 800 Millionen Jahren flüssige Lava ausgetreten war.

Bestätigt werden könnte das Modell von Asphaug und Jutzi schon bald von den noch für dieses Jahr angesetzten beiden Mond-Satelliten der "Grail"-Mission ("Gravity Recovery and Interior Laboratory") der NASA, die hochauflösende Gravitationsfeldmessungen der Kruste und des Mantels des Mondes anfertigen sollen.

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