Die Stärke des irdischen Schutzschilds nimmt seit Langem ab, Experten sind in Sorge. Nun zeigen Archäologen, dass es Schwankungen des Magnetfelds auch früher schon gab.

Tonkruggriff aus dem antiken Jerusalem
© Oded Lipschits, Tel Aviv University
Das Erdmagnetfeld ist das Sorgenkind der Geophysiker: Im Lauf des letzten Jahrhunderts hat seine Stärke vielerorts um etwa zehn Prozent abgenommen. Manche Forscher sehen darin Vorboten einer bevorstehenden Umpolung des Magnetfelds, wie es sie in der Erdgeschichte immer wieder gegeben haben soll. Bei dieser könnte der Schutzschild der Erde vorübergehend verschwinden, wodurch Menschen plötzlich großen Mengen kosmischer Strahlung ausgesetzt wären.

Eine neue Untersuchung nährt nun die Hoffnung, dass dieses Schicksal der Menschheit vorerst erspart bleiben könnte. Ein israelisch-amerikanisches Forscherteam um Erez Ben-Yosef von der Universität Tel Aviv hat anhand von 67 Tonkrügen aus dem antiken Jerusalem rekonstruiert, welche Stärke das Erdmagnetfeld dort in den Jahren 800 bis 200 v. Chr. hatte. Schon damals habe der Wert des Felds beträchtlich geschwankt, schreiben die Geoarchäologen. Im 8. Jahrhundert v. Chr. habe das Magnetfeld binnen 30 Jahren sogar ganze 27 Prozent seiner Stärke eingebüßt.

Das Team nutzte für seine Studie die Griffe von Krügen, auf denen der Stempel des jeweils herrschenden Adelsgeschlechts erhalten geblieben ist. Da jede Königsfamilie andere Insignien verwendete, können Archäologen das Alter der Gefäße recht zuverlässig bestimmen. Im Labor ermittelten die Forscher um Ben-Yosef anschließend, welchen Wert das Erdmagnetfeld hatte, als der Lehm im Ofen gebrannt wurde. Beim Auskühlen speichern Mineralien im Ton die Magnetfeldstärke. Indem die Wissenschaftler Stücke der uralten Materie im Labor erhitzen, können sie diesen Wert rekonstruieren.

Der Wert des Erdmagnetfelds vor knapp 3000 Jahren ist schon länger Gegenstand einer wissenschaftlichen Debatte. Forscher haben in der Vergangenheit wiederholt Indizien für eine plötzliche Zunahme der Feldstärke im 10. und 8. Jahrhundert v. Chr. präsentiert. Die Arbeit von Ben-Yosefs Team liefert weitere Hinweise für eine dieser "Eisenzeit-Spitzen". Nach wie vor lassen sich die abrupten Ausschläge der Magnetfeldstärke aber nicht schlüssig mit geophysikalischen Modellen des Erdinneren erklären.