In Lengenwang fliegt großes Festzelt durch die Luft - Blitz verletzt in Lager drei Pfadfinder - 17 Einsätze der Feuerwehr Marktoberdorf am Freitag bis nach Mitternacht

Marktoberdorf/Lengenwang/Eschenau - Die Serie der schweren Unwetter über dem Ostallgäu hat am Freitagabend ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht: In der Eschenau wurden drei Pfadfinder durch einen Blitzschlag verletzt, in Lengenwang ließ ein orkanartiger Sturm ein 500-Mann-Festzelt durch die Luft fliegen und in Marktoberdorf waren Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr bis nach Mitternacht damit beschäftigt, Keller auszupumpen (wir berichteten bereits kurz am Samstag). Auch einige andere Ostallgäuer Feuerwehren mussten an dem Abend ausrücken, um Unwetterschäden zu beheben.

«Das wird ein Lager sein, das man nicht so schnell vergisst», meinte gestern Sandra Hornen aus Kapellen nahe der holländischen Rückkehr nach ihrer Heimkehr vom Pfadfinderlager in der Eschenau bei Oberthingau. Knapp 200 Bewohner des Dorfes am Niederhein hatten zwei Wochen im Ostallgäu verbracht (wir berichteten darüber in unserer Freitag-Ausgabe). Dann am Tag vor ihrer Heimreise ein Unwetter, das noch weit dramatischere Folgen hätte haben können: Drei Pfadfinder wurden bei einem Blitzschlag leicht verletzt.

Der Blitz schlug am Freitagabend in einen Baum beim Lager. Ein 16-jähriger, der bei dem Baum gestanden habe, sei dabei am Oberarm verletzt worden, berichtete Hornen im einem Telefonat mit der AZ. Des weiteren wurde ein Betreuer verletzt. Dieser habe eine Stange in einem Zelt, das etwa 60 Meter von dem Baum entfernt stand, festgehalten.

«Wegen des nassen Bodens erhielt er so noch einen Schlag», so die Campleiterin. Ferner habe ein 13-jähriger, der Schutz unter einer Brücke gesucht hatte, bei dem Blitzeinschlag einen Schock erlitten. Alle drei Pfadfinder kamen leicht verletzt ins Krankenhaus, konnten aber bald wieder entlassen werden.

«Los, bloß weg vom Zelt»

Viel Glück im Unglück hatten die Lengenwanger Tourenfreunde, die am Samstag ihr 13. Weinfest eigentlich im 500 Besucher fassenden Vereinezelt veranstalten wollten. Sie feierten zwar, jedoch in einer Halle der Firma Kelz & Settele (K&S) - weil der Sturm am Vorabend ihr Zelt buchstäblich weggefegt hatte.

Vorsitzender Gerhard Hipp und seine Frau hatten am Freitagabend im Zelt, das vor dem Pfarrheim aufgestellt war, noch letzte Vorbereitungen getroffen. Sie gingen kurz ins Pfarrheim - und als sie herauskamen, sah Hipp, wie eine schwere Böe das Zelt anhob: «Ich rief meiner Frau bloß noch zu: Los, weg vom Zelt» - und dann war es um dieses auch schon geschehen. Obwohl das 10 mal 25 Meter große Zelt mit in einbetonierten Dübeln steckenden Eisenstangen und mit langen Spundnägeln am Boden verankert war, riß die Böe es hoch - und das 8 mal 10 Meter große benachbarte Küchenzelt gleich mit. Beide Zelte wurden auf das Dach der benachbarten Spengerlei Krösser geweht, wobei dieses beschädigt wurde. Zuvor hatte das fliegende Zelt noch zwei Straßenlaternen «wie Streichhölzer umgeknickt», beobachtete Hipp.

Auch wurde der Zaun des Kindergartens in Mitleidenschaft gezogen. Der Gesamtschaden liegt nach Schätzungen der Polizei bei über 50000 Euro. Glücklicherweise wurde aber niemand verletzt.

Eigentlich habe man danach das Weinfest absagen wollen, erzählte gestern der Tourenvereins-Vorsitzende. Doch habe Bürgermeister Josef Keller den Vereinestadel als Ausweichquartier angeboten.

Weinfest in Fabrikhalle

Gegen Mitternacht sei noch Anton Kelz, Geschäftsführer von K&S Anlagenbau, zu den Vereinsmitgliedern gestoßen und habe spontan seine neue Halle für das Fest zur Verfügung gestellt. Hipp: «Das muss man ihm ganz hoch anrechnen ...»

Gesagt, getan: Die Vereinsmitglieder packten kräftig zu, zogen mit Getränken, Essen, Kühlschränken und mehr von der Dorfmitte zu K&S um. Dort stieg dann am Samstag das 13. Lengenwanger Weinfest - trotz der «Unglückszahl» 13.

Überflutete Keller

Alle Hände voll zu tun hatten Freitagnacht auch viele Feuerwehrkräfte im Ostallgäu. Besonders gefordert war die Marktoberdorfer Wehr. Zwischen 19 Uhr und Mitternacht waren es aufgrund wolkenbruchartiger Regenfälle 17 Einsätze, die die rund 30 Kräfte beschäftigten, berichtete Kommandant Konrad Ott. In allen Fällen mussten Keller leer gepumpt werden. In einem Keller habe das Wasser mannshoch gestanden, so Ott. Aus einer äußerst misslichen Lage befreite die Wehr einen 60-jährigen Urlauber aus dem Raum Stuttgart,.

Dieser war wegen «Hochwassers» mit seinem Auto in der Unterführung in der Brückenstraße stecken geblieben. Die Floriansjünger organisierten einen Abschleppwagen, der das Auto herauszog. Der Fahrer blieb solange im Auto sitzen ...