Diese Kunst am Bau ist 2600 Jahre alt: Archäologen in Sachsen-Anhalt haben in einem mühsamen Puzzlespiel die Trümmer einer 2600 Jahre alten Hauswand zusammengesetzt. Sie fanden leuchtende Malereien in Rot, Beige und Weiß.
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© DPALehmverputzte, bemalte Hauswand: Teile einer rund 2600 Jahre alten, bemalten Hauwswand aus der Eisenzeit hat das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle vorgestellt. Archäologen hatten die bemalte Wand vor zwei Jahren bei Grabungen an der ICE-Neubaustrecke Erfurt-Leipzig/Halle in einer prähistorischen Siedlung nahe Wennungen im Burgenlandkreis entdeckt - in rund 1500 Einzelstücken.

Halle - "Wir wissen jetzt, dass die Vorzeit nicht grau war, sondern prähistorische Häuser farbenfroh bemalt wurden", jubelt Sachsen-Anhalts Landesarchäologe Harald Meller. Zusammen mit seinen Mitarbeitern vom Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle hat er Teile einer rund 2600 Jahre alten, bemalten Lehmputzwand aus der Eisenzeit der Öffentlichkeit vorgestellt, die das belegen sollen.

Archäologen hatten die bemalte Wand vor zwei Jahren bei Grabungen an der ICE-Neubaustrecke Erfurt-Leipzig/Halle in einer prähistorischen Siedlung bei Wennungen im Burgenlandkreis entdeckt - in rund 1500 Einzelstücken, insgesamt rund 200 Kilogramm schwer.

In mühsamer Kleinarbeit hatten Experten die Fragmente wie bei einem großen Puzzle zusammengesetzt. Nach Angaben von Meller handelt es sich um den bisher größten Fund von Wandmalerei der Eisenzeit nördlich der Alpen. Die Archäologen konnten aus den Teilen ein Wandstück von rund zwei Meter Länge und anderthalb Meter Höhe wieder herstellen. Ein Stück davon soll ab dem kommenden Jahr in einem neuen Teil der Dauerausstellung in Halle gezeigt werden. Im dortigen Museum ist auch die rund 3600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra zu sehen.

"Möglicherweise zierte die bemalte Wand die Front eines bedeutsamen Hauses", mutmaßt Meller. Dominierende Farben der Malerei seien Rot, Beige und Weiß. Der Farbstoff sei das Eisenoxidmineral Hämatit, auch als Rötel bekannt. Neben typischen Ornamenten der Eisenzeit wie Dreiecken und sogenannten S-Haken sind nach Angaben der Experten auf den Teilen der Wand auch Ornamente von symbolhaftem Charakter zu erkennen.

Die prähistorische Anlage bei Wennungen hatte den Angaben zufolge einst die Größe von mehr als 200 Fußballfeldern. Die bemalten Lehmputzteile lagen in einer der rund 3000 Siedlungsgruben.

chs/dpa