Göbekli Tepe Sanliurfa Edessa
© Teomancimit (WikiCommons), CC-by-SA 3.0Gesamtansicht des Grabungsfelds mit den Anlagen A–D, Zustand 2011.
Edingburgh (Großbritannien) - In einigen der Tiersymbole in den Steinstelen der steinzeitlichen Kultanlage Göbekli Tepe nahe Sanliurfa (Edessa) glauben schottische Forscher Reliefdarstellungen des Einschlags eines Schwarms von Kometenfragmenten auf der Erde vor 13.000 Jahren zu erkennen. Damit würden die Darstellungen kontroverse Theorien um eben einen solchen Einschlag als Ende einer vorgeschichtlichen Hochzivilisation bestätigen, deren Überlebende die Grundlage spätrer Hochzivilisationen weltweit gelegt haben sollen.

Wie Martin B. Sweatman von der University of Edinburgh und Dimitrios Tsikritsis aktuell im Fachjournal Mediterranean Archaeology and Archaeometry (DOI: 10.5281/zenodo.400780) berichten, konzentriert sich ihre astronomische Interpretation auf eine der tonnenschweren Steinstelen, die wegen ihrer größten Darstellungen als „Vulture Stone“ (Stein des Geiers) bezeichnet wird.

Mit Hilfe von Computersimulationen haben die beiden Forscher die Tierdarstellungen auf dem Monolithen mit zeitgenössischen astronomischen Konstellationen und Ereignissen in Übereinstimmung gebracht und auf diese Weise auch dessen Fertigung auf das Jahr 10.950 v.Chr. datiert.
Hintergrund: Göbelki Tepe

Die erst in den 1990er Jahren ausgegrabene megalithische Anlage von Göbekli Tepe nordöstlich der türkischen Stadt Sanliurfa gilt mit einem Alter von mindestens 12.000 Jahren als ältester bekannter Tempel der Menschheit. Das Zentrum mehrerer Steinkreise bilden zwei aufwendig verzierte und parallel gegeneinander ausgerichtete T-förmige Steinpfeiler (s.Abb.). Sowohl diese Zentralpfeiler als auch viele Steine der sie umgebenden Steinkreise sind mit Darstellungen wilder Tiere verziert, darunter Füchse, Katzen, Wildschweine, Spinnen, Raubvögel, Schlangen und Skorpione. Die Anlage gleicht eigentlich am ehesten ähnlichen Bauwerken auf Menorca. Allerdings wurde Göbekli Tepe bereits rund 8.000 Jahre vor (!) diesen errichtet.
In den symbolischen Darstellung auf dem Stein sehen die Forscher neben den entsprechend datierenden Konstellationen auch die Darstellung eines Kometen sowie eines kopflosen Menschen, den sie als Symbol für eine die damalige Menschheit treffende Katastrophe mit vielen Toten deuten.

Der „Vulture Pillar“ Göbekli Tepe
Der „Vulture Pillar“ (Illu.).
Zeitlich passt die auf der Theorie, dass die Tempelanlage auch als astronomisches Observatorium genutzt wurde (...GreWi berichtete) beruhenden Interpretation der Darstellung eines Kometen-Desasters damit zum Beginn der sogenannte Jüngeren Dryaszeit und damit dem Beginn einer rund 1000 Jahre andauernden kleinen Eiszeit vor, die verschiedenen Modelle etwa in einen Zeitraum von 10.730 - 9700 v. Chr. datieren.

„Wie es scheint, kündet Göbekli Tepe damit unter anderem auch als Erinnerung an dieses katastrophale Ereignis, das zur damaligen Zeit vielleicht als ’schlimmster Tag‘ in der Menschheitsgeschichte wahrgenommen worden war“, spekuliert Sweatman. Die Darstellungen in den Steinen selbst waren wohl noch Jahrhunderte und Jahrtausende für die Menschen von großer Bedeutung - nicht zuletzt, da die Menschen von langer Zeit unter den Folgen des Einschlags direkt und indirekt zu leiden hatten.

Hinweise darauf, leiten die Sweatman und Tsikritsis aus der Deutung anderer Symbole auf weitren Steinen ab, aus denen sie Hinweise für Langzeitauswirkungen des Einschlags auf die Rotationsachse der Erde ablesen.

Über die astro-historische Deutung hinaus könnte diese Lesart auch jene gerade in jüngerer Zeit immer wieder kontrovers diskutierte oder gar als widerlegt bezeichneten Theorien stützen, nach der die Erde immer wieder Perioden durchläuft, innerhalb derer Kometeneinschläge und ihre desaströsen Folgen wahrscheinlicher sind als zu Zeiten, wenn unser Planet keine Kometenbahnen durchkreuzt (...GreWi berichtete) und ein Kometeneinschlag vor rund 13.000 Jahren das Aussterben der Megafauna eingeläutet haben könnte (...GreWi berichtete)

Hintergrund: Eine Bestätigung für Graham Hancocks Theorie?


In seinem bereits 2015 erschienenen Buch Magicians of the Gods führt der Journalist, Autor und Alternativ-Historiker Graham Hancock seine Theorie von einer global wirkenden Hochzivilisation aus, die durch einen gewaltigen Kometeneinschlag vor 12-13.000 Jahren ausgelöscht wurde.

In einem Interview mit dem britischen The Telegraph erklärte Hancock: „Bei Göbekli Tepe handelt es sich um einen von zahlreichen anderen Orten weltweit, an dem Überlebende dieser Zivilisation zuflucht fanden und von hier aus erneut die Grundlage von Hochkulturen schufen.

...Zumindest zeitlich scheint die neue Interpretation der Säule des Geiers Hancock recht zu geben.