Zu wenig Sonne, zu viel Regen: Meteorologen sprechen bereits vom schlechtesten Sommer seit elf Jahren. In manchen Städten lässt das nasskalte Wetter sogar die Unfallzahlen drastisch ansteigen.

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Die Ausgangsposition des Sommers 2011 war denkbar schlecht: Er folgte auf das zweitwärmste Frühjahr, das der Deutsche Wetterdienst in NRW seit dem Zweiten Weltkrieg registriert hat.

Schlechtester Sommer seit elf Jahren

Zudem muss sich der Sommer mit einer extrem freundlichen Vorjahresausgabe vergleichen lassen: 2010 war es im Juli in Düsseldorf mit durchschnittlich 21,6 Grad 3,4 Grad zu warm. Die Sommerflaute 2011 - das Ergebnis überzogener und nicht erfüllter Erwartungen? Nicht ganz.

"Tatsächlich erleben wir derzeit den schlechtesten Sommer seit elf Jahren", sagt Günther Hamm, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Essen. Der Juli war in Düsseldorf durchschnittlich 16,6 Grad warm - und damit 1,6 Grad zu kalt. Die Sonne schien nur 77 Stunden, 45 Stunden weniger als im langjährigen Monatsmittel.

Dafür fielen 81 Millimeter Regen pro Quadratmeter - zehn zuviel. Damit kam das Rheinland noch trocken weg: Während es im Westen NRWs nur "zu feucht" war, fiel im Nordosten Deutschlands zum Teil das 400- oder 500-fache der üblichen Niederschlagsmenge.

Herbst im Hochsommer - das schlägt nicht nur auf die Stimmung. "Etwa vierzig Menschen kommen täglich mit einem grippalen Infekt zu uns", sagt Jörg Müller-Behrendt, Düsseldorfer Apotheker. "In normalen Sommern sind es nur fünf." Auch Apothekerin Petra Hermann bedient derzeit bis zu 20 Grippe-Patienten täglich - die für die Jahreszeit typischen Allergiker dagegen bleiben weg.

Ernteausfall und mehr Unfälle

Die Landwirte fürchten angesichts der Nässe um ihre Ernte. "Probleme machen vor allem Getreide und Raps", sagt Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW. "Momentan hat das Getreide einen Feuchtigkeitsgehalt von 27 Prozent. Zum Lagern und wirtschaftlichen Ernten bräuchten wir 14 Prozent."

Der Ernteausfall liege schon jetzt bei zehn Prozent. Und er könnte noch größer werden: Je länger das Getreide feucht bleibt und mit der Ernte gewartet wird, desto schlechter die Qualität.

Selbst auf den Straßen macht sich die herbstliche Witterung bemerkbar: Im Stadtgebiet Düsseldorf gab es im Juli 2415 Unfälle - 100 mehr als im Vorjahresmonat. Die Zahl der Unfälle, die aufgrund von unangepasster Geschwindigkeit passierten, hat sich sogar fast verdreifacht: von 36 im Juli 2010 auf 91 im Juli 2011.

Was die Verkehrswächter sonst im November beobachten, spielt sich in diesem Jahr schon früher ab: "Die Wetterverhältnisse ändern sich, aber viele Autofahrer passen ihre Fahrweise nicht an", sagt Dieter Wahler, Verkehrsanalyst der Polizei Düsseldorf. Er rät Autofahrern, Bremswege großzügiger zu kalkulieren, solange das Wetter so herbstlich bleibt.

Das muss es nicht, meinen Meteorologen. Den Experten zufolge besteht noch Hoffnung auf einige echte Sommertage, von denen man ab einer Temperatur von 25 Grad spricht. In dieser Woche werde es dazu zwar nicht mehr kommen, sagt Jürgen Weiß von Meteomedia. "Abgerechnet wird aber erst zum meteorologischen Ende des Sommers am 31. August", betont Weiß. Und auch wenn sich für die zweite Monatshälfte noch keine seriösen Prognosen erstellen ließen: "Grundsätzlich ist ein schöner Spätsommer durchaus möglich."