Naked Attracktion
Vorläufiger Gipfel der Obszönität im deutschen Fernsehen: "Naked Attraction"
Seit kurzem läuft auf RTL2 die Ekel-Show "Naked Attraction". Das Format kommt ursprünglich aus England und hat auch dort für Empörung gesorgt - genutzt hat es freilich nichts. Nun also auch bei uns. Bei der Show ziehen sich Kandidaten für ein Dating aus und werden in einer grotesken Fleischbeschauung von möglichen Dating-Partnern bewertet - und zwar von oben nach unten. Die Passauer Neue Presse beschreibt es so:
Verglichen mit "Naked Attraction" gönnt sogar die unterirdische Insel-Nacktshow "Adam sucht Eva" von RTL ihren Kandidaten noch so etwas wie Würde, das neue Format zielt komplett unter die Gürtellinie. In der Kuppelshow präsentieren sich Kandidaten in farbig erleuchteten, zunächst blickdichten Glasboxen einem Single auf Partnersuche.Nach und nach wird ihr Körper dann von den Zehen an entblößt, das Gesicht ganz zum Schluss. Sixpack oder Waschbärbauch? Große oder kleine Brüste? Wo sitzen welche Tätowierungen und wie sieht es mit der Körperbehaarung aus? Nichts bleibt verborgen. Der Single entscheidet per Augenschein, wen er kennenlernen will. Gefallen ihm untere Partien nicht, kann er einen Bewerber abwählen, bevor er dessen Gesicht gesehen hat. Reden dürfen die Nackedeis bis kurz vor Schluss sowieso nicht. Das Ganze ist Fleischbeschau pur. Soziologen dürften ihre Freude haben an dem an Dekadenz kaum zu überbietenden TV-Format.
Ein Zeichen der Zeit, dass in dieser Ekel-Show kein Hehl daraus gemacht wird, dass der Mensch völlig egal ist - es zählt nur der Körper, und zwar der untere Teil. Hier wird ein wahrhaft unmenschliches Bild von Beziehungen propagiert: Die Fähigkeit, miteinander zu sprechen, ist nur ein unwichtiges Ärgernis. Was zählt, sind stattdessen Genitalien, Tatoos und Körperbehaarung. Dazu passt auch, dass einige der "Kandidaten" bei Naked Attraction wohl Pornodarstellerinnen waren.

Manch einer mag vielleicht einwenden, man müsse das ja nicht schauen und es gäbe Schlimmeres. Meinetwegen, aber das Problem ist, dass die Medien die Grenze dessen, was noch als "ok" durchgeht, immer weiter verschieben - Stück für Stück. Was heute noch für Schlagzeilen sorgt, ist morgen schon ganz normal. Und dann wird die Grenze wieder ein Stückchen weiter verschoben, und wir merken es nicht einmal.

Stellen Sie sich vor, jemand aus den 50er-, ja selbst aus den 60er- oder 70er-Jahren würde eine Zeitreise in unsere Gegenwart machen: So jemand würde wohl seinen Augen nicht trauen und denken, er wäre in der Hölle gelandet! Wie schlimm kann es noch werden? Betrachtet man die Entwicklung der letzten Jahre, gibt es wohl keine Grenze nach unten, solange die Menschen nicht merken, was hier eigentlich passiert. Diese Trash-TV-Show jedenfalls erinnert mich an den Science-Fiction-Roman "Empyrion-Saga" von Stephen Lawhead, bei dem eine finstere Macht in bizarren Messen die unterdrückten Menschen ungezügelt ihre Körperlichkeit ausleben lässt, wobei die eigentliche menschliche Energie abgesaugt wird.

Auch ein Zeichen der Zeit: Dieser Müll hat offenbar großen Erfolg und geht nun schon in die zweite Runde. Bald schon wird so etwas wohl als "normal" angesehen werden und die Fernsehproduzenten müssen die nächste Grenze überschreiten - die Spirale dreht sich unaufhaltsam weiter nach unten.