Erbsenkeimlinge
© Rasbak (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 3.0Erbsenkeimlinge
Crawley (Australien) - Viele Pflanzen- und Gartenfreunde sind bereits davon überzeugt, dass ihre Zöglinge besser gedeihen, wenn man mit ihnen spricht oder ihnen gar - bevorzugt klassische - Musik vorspielt. Was bislang wissenschaftlich noch nicht nachgewiesen wurde, könnte nun durch die Beobachtung einer weiteren Studie gestützt werden. In dieser zeigt eine australische Evolutionsbiologin, dass Pflanzen offenbar tatsächlich Töne, etwa fließenden Wassers oder summender Insekten wahrnehmen können.

Wie die Evolutionsbiologin Monica Gagliano von der University of Western Australia aktuell im Fachjournal Oecologia (DOI: 10.1007/s00442-017-3862-z) berichtet, hat sie Erbsenkeimlinge in Töpfen ausgepflanzt, die wie ein nach unten gerichtetes „Y“ geformt sind. Ein Arm dieser Töpfe reichte in einen von Wasser umflossenen Behälter - der andere in einen lediglich mit trockener Erde gefüllten.

In sämtlichen Versuchen bildeten sich die Wurzeln stets nur in jenen Arm aus, der vom Wasser umspült wurde. „Die Pflanzen ‚wussten‘ offenbar, dass das Wasser dort war, obwohl das einzige, was sie vom Wasser wahrnehmen konnten, dessen Fließgeräusch war“, so die Forscherin.

Wurden die Pflanzen jedoch sozusagen vor die Wahl zwischen dem von Wasser umflossenen Arm und einem Arm mit befeuchteter Erde gestellt, so bevorzugten die Wurzeln letztere Richtung.

Auf der Grundlage dieser Beobachtung schlussfolgert Gagliano, dass die Pflanzen zum einen in der Lage sind, Wasser aufgrund von Tönen bzw. Klangwellen zu orten, jedoch immer dann wenn Feuchtigkeit leichter zu erreichen ist, diesem Faktor den Vorzug geben.

Tatsächlich konnten Forscher um Heidi Appel von der University of Toledo schon 2014 nachweisen, dass Schaumkresse (Arabidopsis) offenbar in der Lage ist, zwischen den Fressgeräuschen von Raupen und vom Wind verursachten Vibrationen zu unterscheiden, um sich beim „hören“ der Fressgeräusche durch die Ausschüttung chemischer Gifte vor dem Angreifer zu schützen. Ihre Ergebnisse hat Appel ebenfalls in Oecologia (DOI: 10.1007/s00442-014-2995-6) als auch im Fachjournal Frontiers in Plant Sciences (DOI: 10.3389/fpls.2014.00565) veröffentlicht.

Hinzu konnte in anderen Experimenten aufgezeigt werden, dass eine bestimmte Frequenz des Insektensummens bei einigen Pflanzen sogar die Freisetzung von Pollen stimuliert und bestimmte Klänge sogar zu hormonellen Veränderungen bei den Pflanzen führen, die deren Sauerstoffaufnahmen und Wachstumsraten verändern. Eine andere Studie, die ebenfalls kürzlich in den Frontiers of Plant Science (DOI: 10.3389/fpls.2017.00100) veröffentlicht wurde, zeigt, dass Töne sogar die Genexpression von Pflanzen beeinflussen können. Für Gagliano legen alle diese Arbeiten nahe, dass Töne, Klänge und Geräusche Pflanzen ebenso wie Tiere und uns Menschen beeinflussen können.
...weitere Belege für meist ebenso ungeahnte wie erstaunliche Fähigkeiten von Pflanzen finden sie in den folgenden, früheren GreWi-Meldungen zum Thema: