Frau isst Keks
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Psychologen des National Institute of Aging in Baltimore untersuchten über 50 Jahre hinweg 1.988 Menschen hinsichtlich ihres Gewichts und ihrer Lebensumstände. Das Forscherteam um Angelina Sutin hat dabei feststellen können, dass nicht nur die Gene oder der sozioökonomische Hintergrund einen Einfluss auf Gewichtsveränderungen hatten, sondern auch der jeweilige Charakter.

Während der Langzeitstudie wurde jeder Proband siebenmal medizinisch untersucht. Zudem erfolgte mehrfach die Erstellung seines Persönlichkeitsprofils. Je nach Charakter zeigten sich Unterschiede, wie stark und wie schnell jemand zu- oder abnahm. Von der individuellen Persönlichkeit hing auch ab, wie anfällig ein Proband dafür war, in einen dauerhaften Kreislauf aus großen Gewichtsschwankungen zu geraten.

Die beeinflussenden Persönlichkeitsfaktoren unterteilten die Forscher in fünf Dimensionen: Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit. Neurotizismus beschreibt dabei die emotionale Labilität einer Person, beispielsweise ob jemand häufiger oder schneller als andere Menschen besorgt, ängstlich oder angespannt ist. Eine hohe Extraversion bedeutet, dass jemand aktiv, gesellig, optimistisch und begeisterungsfreudig ist. Die dritte Dimension, also die Offenheit für Erfahrungen, steht hingegen für das Interesse und die Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem. Dazu zählt auch, ob jemand viel ausprobiert oder sehr konservativ in seinem Denken ist. Die Dimension der Verträglichkeit gibt Aufschluss über das kooperative Verhalten eines Menschen sowie sein Mitgefühl und Vertrauen. Gewissenhaftigkeit, die fünfte Dimension, umfasst das Handeln einer Person, also ob jemand überlegt und diszipliniert agiert oder unzuverlässig ist.

Zwischen diesen fünf Dimensionen und den Gewichtsveränderungen der Probanden stellte das Forscherteam enge Zusammenhänge dar. Emotional labile, vor allem unter Depressionen leidende Personen litten während der Langzeitstudie unter Gewichtsschwankungen oder nahmen kontinuierlich zu. Ursache hierfür waren oft auch unterdrückte Aggressionen. Eine ähnliche Entwicklung des Gewichts zeigte sich bei den Probanden, die unkooperativ waren, anderen Menschen misstrauten oder unzuverlässig waren. Vor allem sehr impulsive Teilnehmer nahmen stark zu: Sie brachten bis zu elf Kilogramm mehr auf die Waage als andere Probanden. Aber auch sehr gesellige Personen waren anfällig für schnelle Gewichtszunahmen.

Gewissenhafte Probanden konnten ihr Gewicht dagegen länger halten. Der Grund liegt darin, dass disziplinierte Menschen sich selbst und damit auch ihr Essverhalten besser unter Kontrolle haben als Personen, die häufig unüberlegt handeln.

Studienleiterin Angelina Sutin erhofft sich nun individuellere Diät- und Ernährungsprogramme, die auch die Persönlichkeit und die Gefühle berücksichtigen.