Der Stoffwechsel von Männer und Frauen unterscheidet sich deutlich von einander. Wissenschaftler der Forschungseinrichtung Helmholtz-Zentrum in München haben wesentliche Verschiedenheiten bei den Stoffwechselprodukten gefunden. Durch die Erkenntnis muss die medizinschen Diagnostik zukünftig differenzierter zwischen männlichen und weiblichen Patienten unterscheiden. Eine Studie mit über 3000 Teilnehmern konnte Unterschiede in der Mehrheit der Substanzen von Stoffwechselprodukten ermitteln.

Unterschiede von Männern und Frauen beim Stoffwechsel

Männer und Frauen unterscheiden sich deutlicher bei den Stoffwechselprodukten, als bisher angenommen. Forscher des Münchener Helmholtz-Zentrums haben in Blutproben von weiblichen und männlichen Probanden signifikante Unterschiede entdeckt. Von 131 Substanzen der analysierten Stoffwechselprodukten wiesen 101 wesentliche Unterschiede auf. Vor allem betroffen: Lipide und Aminosäuren. Jede Substanz, die in den Organismus gelangt, muss chemisch abgebaut werden. In der Biochemie und Medizin wird dieser Vorgang Stoffwechsel genannt. Stoffwechselprodukte sind Abbauprodukte, die durch die Zerlegung von Nahrungsmitteln oder Medikamenten entstehen. Der Abbau passiert beim Menschen vordergründig durch Enzyme und Körpersäfte in der Leber, Darm und für die Ausscheidung mittels Urin in der Niere. Demnach sind Stoffwechselprodukte beim Menschen Kot, Urin und Schweiß.

Differenzierte Therapie bei Krankheiten

Die neuen Forschungsergebnisse lassen sich umgehend nutzen. Hierzu verknüpften die Experten genetische Daten und einzelne Stoffwechsel-Profile. So konnten neue Erkenntnisse über die einzelnen Ursachen sowie den Verlauf von Krankheiten ermittelt werden. Eine weitere Hoffnung: Die neuen Ansätze könnten zukünftig neue Therapien und Arzneimittel ermöglichen, die auf das Geschlecht des Patienten abgestimmt sind. Daneben soll es möglich sein, auf dieser Grundlage spezielle Marker zu entwickeln, um Erkrankungen früher erkennen zu können. Denn in ihrem molekularen Profil müssen Männer und Frauen „in zwei komplett unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden“ schreiben die beiden Studienleiter Thomas Illig und Kirstin Mittelstrass im Wissenschaftsmagazin PLoS Genetics. Das bedeutet, dass wir auch geschlechtsspezifische Ansätze für die Behandlung von Krankheiten brauchen“, ergänzen die Forscher in dem Bericht.

Teil der Kora-Studie

An der repräsentativ durchgeführten Studie nahmen rund 3000 Probanden beider Geschlechts teil. Die Untersuchung ist Teil der groß angelegten Kora-Studie, die seit gut 20 Jahren das gesundheitliche Wohlbefinden von Bürgern aus dem Raum Augsburg untersucht. Hauptfragestellung der Langzeitstudie sind die Auswirkungen von Umwelt, Verhalten und Genen auf den Menschen. An der Großstudie sind mehrere Tausend Teilnehmer unterschiedlichen Alters beteiligt. An der Nebenstudie nahmen Epidemiologen, Bioinformatiker und Biochemiker teil. Damit ist die Untersuchung weltweit die erste Studie, die über Fachrichtungen hinaus genetische Einflüsse auf den geschlechtsspezifischen Stoffwechsel in dieser Form durchleuchtet hat. In naher Zukunft wollen die Forscher eine große Anzahl von Stoffwechselprodukten analysieren, um die bisherigen Daten zu sichern. (sb)