Die gesetzlichen Krankenkassen ermuntern Ärzte ihre Patienten kränker zu machen, als diese es sind. Grund: Das bringt den Krankenkassen mehr Geld aus dem Gesundheitsfonds ein. Den Beitragszahlern entsteht dadurch ein Schaden in Milliardenhöhe!
Profit, Geld, Euro
Angeblich beträgt der Schaden bereits über 290 Milliarden Euro!
Diesmal geht es nicht um Medikamente, deren unterschätzte oder bewusst ignorierte Nebenwirkungen Tausende von Menschen in den Tod getrieben haben. Diesmal geht es um ein merkwürdiges Finanzgebaren von Krankenkassen, die direkt auf Kosten der Patienten ihren finanziellen Vorteil einheimsen. Nein, diesmal geht es um etwas ganz anderes...

Anatomie eines Kassenbetrugs

Über die Zusammenhänge wurde in verschiedenen Medien bereits berichtet.

In der online-Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen erfahren wir, dass der Chef der Techniker Krankenkasse in einem Interview mit der Zeitung sein eigenes Unternehmen und eine Zahl von anderen Krankenkassen beschuldigt hat, Betrug im großen Stil durchzuführen. Denn die Kassen würden Ärzte animieren, „bei den Abrechnungen ihre Patienten auf dem Papier kränker zu machen, als es tatsächlich der Fall sei“.

Die Frage ist natürlich, was ist hier so betrügerisch dabei?

Krankenkassen bekommen ihre Beiträge in der Regel nicht direkt von ihren Versicherten. Wer hätte das gedacht? Vielmehr geht das Geld an einen „Gesundheitsfond“, in den auch noch ein Zuschuss seitens des Bundes fließt. Dieser Fond verteilt dann das Geld an die Kassen unter definierten Bedingungen. Eine dieser Bedingungen ist die Abrechnung der Ärzte.

Daneben gibt es den sogenannten „Risikostrukturausgleich“, der sogenannte „strukturelle Nachteile bestimmter Kassen ausgleicht“. Denn es gibt Kassen, wie zum Beispiel die AOK, die traditionell bedingt mehr Pflichtversicherte und ältere Patienten haben und damit auch mehr Ausgaben für medizinische Leistungen erbringen müssen.

Je kränker desto lukrativer!

Für die Kassen gibt es einen Katalog mit 80 definierten Krankheiten, für die besonders hohe Beträge aus dem Fond abgerechnet werden können. Hierzu gehören die „Volkskrankheiten“ Diabetes, Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Genau hier kommt das immer wieder zu beobachtende Bestreben der Schulmedizin zum Tragen, mehr Krankheit zu „erzeugen“ als real (evidenzbasiert?) gegeben ist. Wir kennen diese Tendenz bereits im Zusammenhang mit Grenzwerten, deren beharrliche Senkung über Nacht ein neues Heer von behandlungsbedürftigen Kranken schafft, ohne dass es diesen auch nur einen Deut schlechter geht.

Falsche Dokumentation für finanzielle Vorteile?

In diesem Fall geht es nicht um Grenzwerte, sondern um die Darstellung und Abrechnung von Erkrankungen, an denen die betroffenen Patienten jedoch überhaupt nicht beziehungsweise nicht in der angeblich diagnostizierten Form zu leiden scheinen. Um an die gut dotierten Bezüge für diese 80 definierten Erkrankungen zu kommen, werden Ärzte (angeblich) mithilfe einer Art Prämienzahlungen pro Patient dazu ermuntert, diese als kränker zu dokumentieren als sie wirklich sind. Der Betrug besteht also darin, dass Ärzte und Krankenkassen bewusst eine falsche Dokumentation betreiben, mit dem Ziel von finanziellen Vorteilen. Diese Praxis weitete sich aus, als einige Kassen damit angefangen hatten und somit Vorteile bei den Ausgleichszahlungen einstreichen konnten. Um nicht ins Hintertreffen zu geraten, zog dann das Gros der anderen Kassen wohl nach.

Patienten werden in entsprechende Praxen gelotst

Es gibt sogar Kassen, die laut Focus.de so weit gehen und Firmen beauftragen, die „Versicherte abtelefonieren und diese in Arztpraxen lotsen, wo Ärzte dann die nötigen Diagnosen stellen können“. Aber die Diagnose einer schwereren Erkrankung mündet für den Patienten nicht in einer besseren oder erweiterten Behandlung (da er ja nicht so krank ist wie beschrieben). Für ihn/sie ändert sich rein gar nichts. Diese Firmen dagegen werben angeblich sogar mit den niedrigen „Folgekosten“ dieser Praxis.

Nachteile für Patienten!

Man könnte jetzt einwenden: OK, da mauscheln Kassen und Ärzte miteinander und betrügen den Staat. Zum Glück hat das wohl keinen Einfluss auf die Patienten, die gesünder sind als der Eintrag in ihrer Krankenakte vermuten lässt. Ein Beitrag vom MDR widerspricht diesem Gedanken. Der eben zitierte Chef der Techniker Krankenkasse äußerte sich in einem Interview mit der ARD folgendermaßen:
Für den Patienten kann das dramatische Konsequenzen haben. Wir stellen uns mal vor, ein naher Verwandter ist gestorben. Sie gehen zum Arzt, sie haben eine depressive Verstimmung - völlig klar, wenn ein naher Verwandter gestorben ist. Der Arzt diagnostiziert aber auf dem Papier eine Depression. Sie schließen eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab, zehn Jahre später kriegen sie eine Depression, sie können nicht mehr arbeiten wegen der Depression. Die Berufsunfähigkeitsversicherung wird sagen: ,Wir zahlen nicht. Du hast doch schon eine Depression gehabt und hast sie uns verheimlicht.
Ein Eisberg mit und ohne Spitze

Man könnte jetzt auf den Gedanken kommen, dass es sich hier wohl nur um Einzelfälle handeln kann. Denn korruptes Denken ist jedem guten Deutschen ein Gräuel. Wie es aussieht sind diese Einzelfälle keine Einzelfälle, sondern nur die Spitze eines massiven Eisbergs.

Es scheint eine Spitze ohne Eisberg zu geben - elf Krankenkassen, die sich zusammengeschlossen haben, um gegen das betrügerische Treiben vorzugehen. Diese „RSA Allianz“ hat eine Studie beim Iges-Institut in Auftrag gegeben, um der ganzen Sache auf den Grund zu gehen. Die Studie ist da, und zwar mit so deutlichen Ergebnissen, dass die ganze Sache wohl ein Fall für die Staatsanwaltschaft zu werden scheint.

Das Institut hatte 107 Verträge untersucht, die zwischen Kassen und Ärzten geschlossen worden waren. Resultat: „Es gibt viele Indizien, dass die Verträge nicht nur der besseren Versorgung der Patienten dienen, sondern der Optimierung der Zahlungen aus dem RSA“, so einer der Autoren der Studie vom Iges-Institut. Alle Verträge seien so aufgestellt, dass durch finanzielle Anreize Ärzte ermuntert werden können, Erkrankungen falsch zu kodieren, damit die Kasse bei ihrer Abrechnung vom Fond höhere Erstattungsbeträge berechnen kann.

290 Millionen Euro Schaden!

Das Institut hat dann auch noch berechnet, welchen Schaden diese Betrügereien verursachen. Der soll bei über 290 Millionen € liegen. Damit kommt ein weiterer schwerwiegender Nachteil auf die Patienten zu: Dieses Geld fehlt in der Kasse für deren Behandlung. Kein Wunder also, dass die ganze Welt nach „Kostenersparnis im Gesundheitswesen“ ruft, wenn das Geld nicht für die Behandlung, sondern für die finanzielle Gier der Versicherungen drauf geht.

Man muss sich dieses Szenario einmal auf der Zunge zergehen lassen. Patienten werden mit höheren Beiträgen oder zusätzlichen Kosten belastet, damit mit diesem Geld Kassen und Versicherungen gefüttert werden, die selbst aber keine entsprechenden zusätzlichen Leistungen erbringen. Da ist der Ruf nach Kosteneinsparungen nichts anderes als das Feigenblatt, mit dem man von den wahren Ursachen der Kostenexplosion ablenken will. Kein Wunder, wenn das Wort „Kosteneinsparung“ zum Synonym für höhere Beiträge für die Betroffenen wird.

Fazit

Die Schulmedizin und ihre Gesundheitspolitik hat sich mal wieder selbst übertroffen. Sie hat sich weniger bei ihrer eigentlichen Aufgabe übertroffen, der erfolgreichen Heilung von Erkrankungen. Vielmehr hat sie sich bei der Dokumentation ihrer Existenzberechtigung übertroffen.

Denn der offensichtliche Betrug dokumentiert nur zu deutlich, dass die Schulmedizin die Behandlung von Kranken nur auf ihre Fahne geschrieben hat, um auf Teufel komm raus Profit zu machen. Da ist der Betrug eine weitere Variante dieses Geschäfts.

Für die Patienten sieht es ein weiteres Mal ziemlich schlecht aus. Sie profitieren nicht nur nicht, sondern haben über höhere Beiträge irgendwann auch noch für den Betrug zu zahlen. Aber wer denkt denn heute noch an die Patienten, wenn es um die Behandlung von Erkrankungen geht? Um Gesundheit geht es hier doch schon lange nicht mehr...