Hormone steuern die Entwicklung der geschlechtsspezifischen Merkmale, den sexuellen Antrieb und die Fruchtbarkeit, aber sie beeinflussen auch das Bindungsverhalten von Paaren. So gelten beispielsweise Oxytocin und Prolaktin als so genannte Bindungshormone, die bei sexuellen Aktivitäten ausgeschüttet werden und die Paarbindung fördern. Als Kitt für unbefriedigende Partnerschaften reichen sie aber nicht aus.

Sexualität ist ein zutiefst natürlicher Trieb, Partnerschaften einzugehen. Sie stellt einen wichtigen Bindungsfaktor dar, denn sie führt zu einer Annäherung der Geschlechter und damit zu körperlicher und oft auch seelischer Nähe. Begleitend findet eine Ausschüttung von Botenstoffen statt. Einige davon begünstigen die Bindung an den Intimpartner.

Hormone steuern Sexualreaktionen...

Die Zahl der Botenstoffe, die unsere Sexualität beeinflussen, ist groß. Einige fördern sexuelle Reaktionen, andere hemmen sie eher und wieder andere können beides.

Dopamin beispielsweise stimuliert den Wunsch nach Fortdauer der sexuellen Erregung und die Oxytocinsekretion, hemmt aber gleichzeitig die Prolaktinausschüttung. Die Sexualhormone (Östrogene, Testosteron) erhöhen die Ausschüttung von Dopamin im Gehirn.

Das allgemein als „Glückshormon" titulierte Serotonin - eigentlich ein Neurotransmitter, der Gefühle und Stimmungen moduliert - kann die Sexualreaktion sowohl hemmen als auch fördern.

Die Sympathikus affinen Botenstoffe Adrenalin und Noradrenalin fördern zwar die Erregung, verringern aber die Durchblutung und Anfeuchtung (Lubrikation) der Genitalien in Stresssituationen.

Sowohl Stickstoffmonoxid (NO) als auch das Vasoaktive intestinale Polypeptid (VIP), ein Gewebshormon, hingegen regen die genitale Durchblutung und Lubrikation an.

... und das Bindungsverhalten

Das „Kuschelhormon" Oxytocin scheint sowohl bei Frauen als auch bei Männern zu einem weicheren Verhalten zu führen, zeigt eine Studie aus Israel. Demnach zeigen Frauen mit höherem Oxytocin-Spiegel vermehrte Zärtlichkeit und bewundernde Gesten, Männer macht das Hormon einfühlsamer. Sie verbringen mehr Spielzeit mit ihren Kindern. Genau genommen intensiviert das Hormon bei Männern gefühlsmäßige Erinnerungen an die Art der mütterlichen Zuwendung in der Kindheit. Wurde diese überwiegend positiv erlebt, schätzt der jeweilige Mann diese Fürsorglichkeit noch mehr bei erhöhtem Oxytocin-Spiegel im Blut. Hingegen besitzen Männer, die mit mütterlicher Zuwendung das Gefühl „Angst" verbinden, diesen Bonus nicht.

Kleinkinder entwickeln dank Oxytocin eine starke emotionale Bindung zu ihren Eltern. Das hat auch biologisch einen Sinn: Enge Bindungen zu Bezugspersonen bedeuten, sich deren Fürsorge und damit das eigene Überleben zu sichern.

Bindungswünsche finden also nicht nur im Gefühlsbereich statt, sie dürften auch von der Natur bzw. vom Organismus gesteuert zu werden. Anscheinend braucht nicht allein unsere Seele, sondern auch unser Körper eine gewisse Stetigkeit und Kontinuität. Vereinfacht gesagt: Liebesbeziehungen haben ganzheitlichen Gesundheitswert - für Körper, Geist und Seele.