Der Katastrophenfall im Lkr. Passau bleibt aufrecht erhalten. Das teilte das Landratsamt am Sonntag mit. Nach den orkanartigen Stürmen vom Freitagabend müssten noch eine Reihe von Straßen und Einzelgehöften gesichert werden, heißt es. Wann der Katastrophenfall aufgehoben wird, werde heute entschieden, sagte Landrat Franz Meyer dem BR.
sturmschäden passau
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Tragische Unglücke nach dem Unwetter im Raum Passau: Im Zuge der Aufräumarbeiten kamen zwei Menschen ums Leben. Die Schäden sind immens. In Pocking starb ein Dachdecker, der bei Aufräumarbeiten abgestürzt war. Auslöser des Sturzes seien gesundheitliche Probleme des 68 Jahre alten Mannes gewesen, teilte das Landratsamt Passau mit. In Hauzenberg stürzte ein 94 Jahre alter Mann beim Aufräumen, er starb später im Krankenhaus.

Es gibt größtenteils wieder Strom

Nach dem schweren Unwetter sind die meisten Ortschaften im Landkreis Passau wieder mit Strom versorgt. Nur mehr kleine Weiler oder Gehöfte seien noch ohne Strom, teilte die Polizei heute mit. Im Laufe des Tages sollte auch hier die Versorgung wieder hergestellt sein. Bauernhöfe mussten zuvor mit Stromaggregaten versorgt werden, weil die Melkmaschinen wegen des Ausfalls nicht funktionierten.

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"Man ist schockiert"

Schwere Gewitter und Stürme hatten am Freitagabend im Landkreis Passau ganze Landstriche verwüstet. Der Passauer Landrat Franz Meyer: "Man ist schockiert, wenn man sieht, dass auf manchen Flächen quadratkilometerweise kein Wald mehr steht. Ein Bild, dass ich bisher noch nie so gesehen habe." Er sprach von einer "Veränderung des Landschaftsbildes in manchen Landkreisteilen". Er warnte zugleich: "Das Betreten von Waldstücken ist auf Wochen lebensgefährlich." Der im Landkreis Passau am Samstag ausgerufene Katastrophenalarm wurde vorerst aufrechterhalten. Am vergangenen Wochenende sind im Kreis Passau 2.350 Notrufe eingegangen, 1.500 davon in der Sturmnacht.
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Insgesamt ist im nördlichen Landkreis eine Fläche von 402 Quadratkilometer betroffen. Viele Waldbauern müssten wohl um ihre Existenz bangen, sagte Meyer dem BR. Am Sonntagnachmittag machte sich Landwirtschaftsminister Helmut Brunner vor Ort ein Bild von den Schäden. Auch er zeigte sich schockiert.
"Was am dramatischsten ist, sind die Waldbilder. Die Schäden, die sich über Generationen hinaus auswirken werden, weil im Gegensatz zur Landwirtschaft kann man nicht im Frühjahr säen und im Herbst ernten. In der Waldwirtschaft haben wir Umtriebszeiten von 80 bis 100 Jahren. Also sind mehrere Generationen von diesem Unglück betroffen."
Schwere Schäden auch im Raum Freyung

Auch den Nachbarlandkreis Freyung-Grafenau hat es schwer getroffen. Es sei zu erheblichen Schäden an privaten und gewerblichen Gebäuden, Infrastruktureinrichtungen, landwirtschaftlichen Flächen und in Wäldern gekommen, so eine Sprecherin im Freyunger Landratsamt zum BR.
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Obwohl die zuständigen Bauhöfe durchgehend im Einsatz sind, sind immer noch einige Straßen nicht befahrbar, andere nur einspurig. Wanderwege dürfen nicht benutzt werden. Außerdem, so die Sprecherin, sei unbedingt auf gerissene Stromleitungen zu achten.

Bei dem Gewitter sind im Kreis Passau auch zahlreiche Häuser abgedeckt worden. In den Gemeinden Obernzell, Thyrnau, Büchlberg, Hauzenberg, Sonnen und Breitenberg gab es zeitweise keinen Strom mehr. Auch das Telefonnetz brach in einigen Teilen des Landkreises zusammengebrochen. Insgesamt waren laut Kreisbrandinspektor Horst Reschke 700 Einsatzkräfte der Feuerwehren am Wochenende im Einsatz.

Tausende Haushalte ohne Strom

Das Unwetter in der Nacht auf Samstag hatte in zahlreichen Teilen des Freistaats schwere Schäden verursacht. Es gab laut Meteorologen Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 135 Stundenkilometern und literweise Regen. Dutzende Menschen wurden verletzt.

Wie die Bayernwerk AG mitteilte, mussten mehr als 40.000 Haushalte und Betriebe im Bayernwerk-Netzgebiet zeitweise ohne Strom auskommen. Am Sonntagmorgen seien noch rund 4.000 niederbayerische und etwa 200 oberbayerische Haushalte vom Netz gewesen. Landwirte hatten mitunter geklagt, dass sie ihre Milchkühe aufgrund des Stromausfalles nicht melken können. Bewohner stellten die Stromversorgung teilweise mit Notsromaggregaten sicher.