London - Mit Insektenvernichtungsmitteln behandelte Mückennetze zum Schutz vor Malaria bringen einer wissenschaftlichen Studie zufolge möglicherweise mehr Schaden als Nutzen. Zum einen würden die Stechmücken, die die lebensgefährliche Malaria-Krankheit übertragen, offenbar resistent gegen die Chemikalien in den Mückennetzen, erklärten Forscher des Instituts für Entwicklungsforschung im Senegal in einer am Donnerstag veröffentlichten Langzeitstudie. Zum anderen verlören Einheimische, die im Laufe der Zeit eine körpereigene Abwehr gegen den Erreger entwickelt hatten, diese Immunität möglicherweise, wenn es weniger Mücken gebe. Umso anfälliger seien sie dann, wenn die widerstandsfähigen Mücken sich ausbreiteten.

"Diese Erkenntnisse sind sehr besorgniserregend", stellten die Wissenschaftler um Jean-François Trape fest, die ihre Erkenntnisse in der britischen Fachzeitschrift The Lancet Infectious Diseases veröffentlichten. Die Forscher untersuchten mehr als 500 Dorfbewohner aus Dielmo im Landesinneren des Senegal sowie das örtliche Vorkommen von Stechmücken. Sie begannen ihre Beobachtungen, bevor im August 2008 mit Insektengift behandelte Mückennetze an die Menschen ausgegeben wurden, und setzen sie danach fort. Von August 2008 bis August 2010 gingen die Malaria-Erkrankungen demnach drastisch zurück und fielen auf unter acht Prozent des vorherigen Standes.

Gleichzeitig stellten die Forscher fest, dass der Anteil der Mücke Anopheles gambiae - welche gegen die Insektenmittel resistent ist - von nur acht Prozent im Jahr 2007 bis Ende 2010 auf 48 Prozent anstieg und dass von September bis Dezember 2010 die Malaria-Erkrankungen fast wieder den Stand erreichten, den sie zuvor hatten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben 2009 weltweit 781.000 Menschen an Malaria. Etwa neun von zehn Malaria-Toten werden in Afrika gezählt, und von diesen Todesopfern sind gut neunzig Prozent Kinder unter fünf Jahren.

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