Eine neue Studie stellt die Ergebnisse einer in 2014 erstellten DNA-Analyse in Frage und kommt zu dem gegensätzlichen Schluss, dass die Ureinwohner der Osterinsel - auch Rapa Nui genannt - keine Vermischung mit den rund 4.000 Kilometer entfernten südamerikanischen Völkern hatten.
Easter Island 1
© BBC
Die Osterinsel ist zwar nur eine kleine Landmasse von knapp 160 Quadratkilometern, doch birgt sie viele Geheimnisse. Ihre fast 900 kolossalen, seltsamen Steinstatuen - die sogenannten Moai - sowie das Schicksal seiner Ureinwohner sind Rätsel, die unsere Forscher seit Jahrzehnten beschäftigen. Es gab und gibt viele Spekulationen zu der Geschichte der Insel und seiner Bewohner, doch nur wenige davon konnten bisher auch wissenschaftlich belegt werden und selbst bestimmte Ansichten, die als gesichert galten, mussten schon oft im Nachhinein korrigiert bzw. verworfen werden. So auch jetzt aktuell wieder.

Im Jahr 2014 schien eine genetische Studie darauf hinzudeuten, dass die heutigen Bewohner der Osterinsel etwa acht Prozent ihrer DNA von ihren südamerikanischen Vorfahren geerbt haben, doch nun widerspricht eine zweite Studie der University of California in Santa Cruz diesem Ergebnis. Die US-Wissenschaftler haben die Genome von Ureinwohnern der Osterinsel sequenziert, die sowohl vor und nach dem europäischen Kontakt geboren wurden und dabei keinerlei Hinweise auf die Abstammung südamerikanischer Völkergruppen gefunden. "Wir waren wirklich überrascht, dass wir nichts gefunden haben", wird der Anthropologe und Leiter der Studie, Lars Fehren-Schmitz, im Science Magazine zitiert. "Es gibt eine Menge Belege, die plausibel erscheinen, also waren wir auch davon überzeugt, dass wir einen direkten Beweis für den voreuropäischen Kontakt mit Südamerika finden würden, doch er war nicht da. Diese Studie unterstreicht den Wert alter DNA, um Hypothesen über die Dynamik vergangener Populationen zu untersuchen."

Bei allen Proben fand sich nur Erbmaterial polynesischer Abstammung, was bedeutet, dass keinen eindeutigen Beweis für einen Genfluss zwischen den Bewohnern der Osterinsel und Südamerika gibt, der vor 1815 n. Chr. stattfand. Allerdings heißt es nicht zwingend, dass es nicht trotzdem einen rein kulturellen Austausch zwischen den beiden Populationen gegeben haben könnte, der aber überraschenderweise zu keiner Vermischung geführt hat.