Ermittler am Tatort in  auf Malta Mord an Journalistin Daphne Caruana Galizia
© ReutersErmittler suchen den Tatort nach Spuren ab. Das Auto von Daphne Caruana Galizia wurde durch die Explosion völlig zerstört.
Am Montag wurde die investigative Journalistin Daphne Caruana Galizia in der Nähe ihres Wohnorts in Malta durch eine Autobombe getötet. Sie hatte den Premierminister und andere Regierungsmitglieder mit Korruptionsvorwürfen in Bedrängnis gebracht.

Die bekannte Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizia wurde am Montag in Malta durch eine Autobombe getötet. Sie hatte die Offshore-Geschäfte des maltesischen Premierministers im Rahmen des Panama Paper-Skandals aufgedeckt. Die 53-Jährige wurde in der Nähe ihres Wohnorts in Bidnija im Norden Maltas getötet, berichtete die Times of Malta. Nach Angaben der Polizei ereignete sich die Explosion gegen 15 Uhr Ortszeit.

Caruana Galizia leitete das sehr beliebte Blog "Running Commentary", das sich mit Skandalen im Mittelmeerraum beschäftigt. Einen dieser Skandale brachte die Journalistin selbst ins Rollen, als sie zu Beginn des Jahres den maltesischen Premierminister Joseph Muscat, dessen Frau und Regierungsmitglieder beschuldigte, in Panama Offshore-Firmen zu besitzen - die allesamt in den geleakten Panama-Papieren auftauchen.

Muscat wies die Vorwürfe zurück, doch die Angelegenheit veranlasste ihn dazu, im Juni kurzfristig Neuwahlen anzusetzen, die seine sozialdemokratische Partit Laburista leicht geschwächt für sich entscheiden konnte. Muscat verurteilte den Mord an der Journalistin in einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz:
Ich verurteile vorbehaltlos diesen barbarischen Angriff auf eine Person und die Meinungsfreiheit in unserem Land. Jeder weiß, dass Frau Caruana Galizia eine harsche Kritikerin von mir war, sowohl politisch als auch persönlich, wie auch für andere.
Für den Mord könne es jedoch "keine Rechtfertigung in irgendeiner Weise" geben. "Ich werde nicht ruhen, bevor der Gerechtigkeit genüge getan ist", fügte er hinzu. Malta Television berichtete, dass sich die Journalistin vor zwei Wochen an die Polizei wandte, weil sie Morddrohungen erhalten habe.


Sven Giegold, Abgeordneter der Grünen/EFA-Fraktion im EU-Parlament, zeigte sich von dem Tod der Journalistin "tief schockiert". Caruana Galizia war Zeugin des Untersuchungsausschusses zu Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Sie habe "eine entscheidende Rolle bei der Aufdeckung schwerwiegender Vorwürfe zu Geldwäsche und Korruption in Malta, einschließlich Anschuldigungen gegen hochrangige Mitglieder der maltesischen Regierung" gespielt, so Giegold.

Im vergangenen Jahr wurde Caruana Galizia von der US-Zeitung Politico zu den 28 Menschen gerechnet, die Europa "prägen, erschüttern und bewegen". Die abschließenden Sätze ihres letzten, wenige Stunden vor ihrem Tod veröffentlichten Blogeintrags lauteten:
Überall, wo man jetzt hinsieht, sind Gauner. Die Lage ist verzweifelt.