Eine aktuelle Studie deutscher und schwedischer Wissenschaftler hat ergeben, dass unsere Angst vor Schlangen und Spinnen evolutionär bedingt und in unseren Genen fest verankert ist.

Schlange
Obwohl die meisten Menschen, vor allem diejenigen, die in kälteren Klimazonen leben, noch nie einer Giftschlange oder Riesenspinne in freier Wildbahn begegnet sind, hat doch ein beträchtlicher Prozentsatz unserer Bevölkerung eine besondere Abneigung bzw. Angst gegenüber diesen Tieren. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Hirnwissenschaften (MPI CBS) in Leipzig und der Uppsala University in Schweden wollten die Ursachen hierfür ergründen und haben hierzu eine Studie mit Kleinkindern durchgeführt.

Wie auf CBS.mpg.de berichtet wird, konnten die Wissenschaftler feststellen, dass trotz der Tatsache, dass sie noch nie solchen Lebewesen begegnet waren und auch nicht das Alter hatten, um überhaupt zu begreifen, dass diese Tiere gefährlich sind, bereits sechs Monate alte Kleinkinder immer noch ein gewisses Maß an Stressreaktionen zeigten, wenn sie Spinnen- oder Schlangenbilder gezeigt bekamen.

"Wenn wir den Babys statt einer Blume oder eines Fisches gleicher Größe und Farbe Bilder einer Schlange oder einer Spinne zeigten, reagierten sie mit deutlich größeren Pupillen", erklärte die an der Studie beteiligte Wissenschaftlerin Stefanie Hoehl. "Diese Veränderung der Pupillen ist bei konstanten Lichtverhältnissen ein wichtiges Signal für die Aktivierung des noradrenergen Systems im Gehirn, das für Stressreaktionen verantwortlich ist. Dementsprechend scheinen auch die jüngsten Babys von diesen Tiergruppen gestresst zu sein. Wir schließen daraus, dass die Angst vor Schlangen und Spinnen evolutionären Ursprungs ist. Ähnlich wie bei Primaten ermöglichen es bestimmte Mechanismen in unserem Gehirn, Objekte als »Spinne« oder »Schlange« zu identifizieren und sehr schnell darauf zu reagieren. Diese offensichtlich ererbte Stressreaktion wiederum veranlasst uns dazu, zu lernen, dass diese Tiere gefährlich oder widerlich sind."

Studie aus 2015 kam zu völlig anderen Ergebnissen

Anfang des Jahres 2015 hatten US-Wissenschaftler der Columbia University ebenfalls verkündet, dass Arachnophobia, die Angst vor Spinnen, eine evolutionäre Reaktion auf die große Gefahr durch die Gifte dieser Gliederfüßer sein könnte, der unsere Vorfahren einst ausgesetzt waren. Dem widersprach jedoch noch im selben Jahr eine Untersuchung der University of Virginia in Charlottesville, die in ihrer im Journal of Experimental Child Psychology veröffentlichte Studie zu dem gegensätzlichen Schluss kam, dass unsere Angst vor Spinnen und Schlangen nicht damit zusammenhänge, dass unsere Vorfahren vor Hunderttausenden von Jahren diesen drohenden Gefahren in der Wildnis ausgesetzt gewesen wären und sich diese Ängste in den Genen abgespeichert hätten. Sie hatten Tests mit sechs bis neun Monate alten Säuglinge durchgeführt und stellten fest, dass die Babys überhaupt keine negativen Angstreaktionen zeigten, wenn man ihnen Bilder von Schlangen oder Spinnen zeigte. Die Wissenschaftler schlussfolgerten deshalb, dass die Furcht vor diesen Tieren nicht aufgrund von bösen Erfahrungen unserer Vorfahren herrührt, die in unserem Erbgut vorprogrammiert ist, sondern sie erst nach der Geburt entwickelt und erlernt wird.

Die deutschen und schwedischen Forscher sehen in ihrer aktuellen Studie die Angst vor Schlangen und Spinnen nun aber doch evolutionär im Erbgut verankert und man sieht, dass Studien offenbar sehr unterschiedlich ausfallen und bewertet werden können - vor allem, wenn es um das menschliche Verhalten geht.