Meteoriteneinschlag
© Donald Davis, gemeinfreiKünstlerische Darstellung des Einschlags eines großen Asteroiden auf der Erde im Präkambrium (Illu.).

Mexico City/ Mexiko - Schon lange ist bekannt, dass Gesteinsbrocken, die - einst losgeschlagen aus Mond und Mars - die Erde erreichen können. Doch auch der umgekehrte Weg ist vorstellbar. Während auf diesem Weg bislang lediglich der Transport von Erdmaterial zu Mond, Venus und möglicherweise auch auf den Mars für möglich gehalten wurde, zeigt eine neue Studie mexikanischer Wissenschaftler, dass Erdmeteoriten sogar bis ins Jupitersystem vordringen können. Könnte auf diese Weise auch die Saat irdischen Lebens etwa in den Wasserozean auf Jupitermond Europa und darüber hinaus gelangt sein?

Losgeschlagen werden Mond- und Marsmeteoriden beispielsweise durch den Einschlag von Kometen oder großer Asteroiden, bei deren Kollision Auswurfmaterial so weit von den Himmelskörpern losgeschlagen wird, dass es das Schwerkraftfeld ihres Mutterkörpers (in diesem Fall Mond oder Mars) verlassen können und durchs All bis zur Erde reisen können.

Dieses Szenario vor Augen, stellen sich Forscher schon lange die Frage, wie viel Auswurfmaterial eines Asteroideneinschlags auf der Erde auf gleiche Weise auf andere Himmelskörper im Sonnensystem gelangt sein könnte.

Bisherige Simulationen haben sich dieser Frage angenommen und postuliert, dass irdisches Auswurfmaterial relativ einfach auf den Mond oder bis zur Venus gelangen kann, jedoch nur wenig dieser Erdteilchen den Mars erreichen, da sie hierzu sowohl die Schwerkraft der Sonne als auch die der Erde überwinden müssten.

Wie das Team um Mauricio Reyes-Ruiz von der "Universidad Nacional Autonoma de Mexico" nun mit einer neuen und zugleich bislang umfangreichsten Simulation jedoch zeigen, könnte Erdmeteoriden sogar das Jupitersystem erreichen.

Wie die Forscher vorab auf "arxiv.org" berichten, haben sie in ihrem Computermodell die Bewegung von 10.242 Partikeln an Auswurfmaterial simuliert und diese unterschiedlich schnell beschleunigt.

"Was sie entdeckt haben, ist eine wirklich Überraschung", kommentiert der Arxiv-Blog (technologyreview.com/blog/arxiv) "Zunächst konnten sie zeigen, dass doppelt so viel irdisches Material auf den Mars gelangen kann als bisherige Studien dies vermutet hatten. Zum anderen belegen die Simulationen bei höherer Auswurfsgeschwindigkeit, dass die irdischen Auswürfe in einem solchen Fall mit höherer Wahrscheinlichkeit ins Jupitersystem gelangen können als auf den Roten Planeten."

Dies wiederum könnte signifikante Auswirkungen für jenes Theoriemodell haben, welches davon ausgeht, dass irdisches Leben ins All und auf andere Himmelskörper gelangt sein könnte.

In ihrem Computermodell folgten die Wissenschaftler dem Auswurfmaterial 30.000 Jahre lang bis in Jupitersystem und orientierten sich somit an der von Biologen angenommenen maximalen Überlebensfähigkeitsdauer extremophiler, also extrem überlebensfähiger, irdischer Bakterien unter den Bedingungen des freien Weltraums (...wir berichteten, s. Links).

Könnte irdisches Leben also auch Jupitermonde wie Europa erreicht haben, auf dem es - unter einem Eispanzer - aller Wahrscheinlichkeit nach einen gewaltigen Ozean flüssigen Wassers gibt (...wir berichteten, s. Links). "Allerdings haben die mexikanischen Forscher in ihren Berechnungen diese Detailfrage nicht untersucht und nur den Flug der Erdmeteoriden zum Jupiter berechnet.

Eine weitere erstaunliche Erkenntnis der Simulationen ist die Tatsache, dass irdisches Auswurfmaterial nicht nur zahlreiche Himmelskörper im Sonnensystem erreichen, sondern dieses auch verlassen können. Tatsächlich endeten in den Simulationen sogar deutlich mehr Partikel im interstellaren Raum als an allen anderen Orten im Sonnensystem.

"Sollte sich bakterielles Leben also im Innern des irdischen Auswurfmaterial erhalten haben und sogar noch überlebensfähiger sein als Biologen dies bislang für möglich halten, könnte irdisches Leben sich schon jetzt auf dem Weg zu entfernten Sternen sein", spekuliert der Arxiv-Blog.

- Die vollständige Studie finden Sie hier.

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