Lab-grown human organs
Dank Stammzellen sind unsere Wissenschaftler in der Lage, winzige menschliche Gehirne unter Laborbedingungen zu erzeugen - und jetzt ist es sogar möglich, diese Organoide (humane Organe) in Tieren heranzuzüchten. Die ethischen Bedenken dieses Forschungszweiges wurden in der Vergangenheit bereits angesprochen und sie werden zukünftig wohl noch größer werden, wenn die bisher unveröffentlichten Forschungsergebnisse, die auf dem diesjährigen Treffen der Society for Neuroscience vom 11. bis 15. November 2017 vorgestellt wurden, bekannt werden.

Organoide können einen großen Nutzen zur Erforschung des Gehirns sein, da wir diese im Labor gezüchtete graue Masse für Studien verwenden können, die man ansonsten als unethisch bezeichnen würde, wenn darin ein lebendes menschliches Subjekt involviert wäre. Diese Organoide besitzen sowohl die physikalischen Eigenschaften als auch die Reaktionen des menschlichen Gehirns in seiner frühen Entwicklungsphase und sind deshalb hervorragend als Ersatz für Gehirnexperimente geeignet.

Wie die Wissenschaftler vom Allen Institute for Brain Science in Seattle auf der Konferenz verkündeten, haben sie bei ihren Experimenten eine unerwartete Interaktion zwischen den Organoiden und den Ratten und Mäusen festgestellt, die sie als Wirte benutzt hatten. Das Gehirn überlebte zwei Monate und konnte Verbindungen mit dem Kreislauf- und Nervensystem der Tiere herstellen. Die Tatsache, dass sowohl Blut als auch die Nervensignale zwischen den implantierten Zellen und den Wirten transportiert wurden, sehen die beteiligten Forscher als beispiellosen Fortschritt in diesem Bereich an.

Dennoch wirft die Tatsache, dass Organoide sich in einem Wirt integrieren lassen, weitere ethische Konflikte auf, denn schon in der Vergangenheit gab es heftige Debatten darüber, ob im Labor gezüchtete Gehirne auch ein Bewusstsein besitzen. Gegenwärtig dürften sich die meisten Wissenschaftler darüber einig sein, dass die hergestellten Organoide keines haben, doch es gibt eine deutliche Wahrscheinlichkeit, dass sie ein Bewusstsein erlangen könnten, sobald sie in lebende Tiere eingesetzt werden und dort heranreifen.

Die Organoidenforschung schreitet rasend schnell voran, was an sich eine gute Nachricht ist aber es bedeutet auch, dass wir keine Zeit verlieren dürfen, die ethischen Komponenten für die nächsten Schritte zu regeln. "Wir betreten hier völlig neue Wege", sagte Christof Koch, Präsident des Allen Instituts, in einem Interview mit STAT. "Die Wissenschaft entwickelt sich so rasant, dass die Ethik nicht mithalten kann."

Wie Professor Hongjun Songvon vom der Salomon H. Snyder Departmment of Neuroscience in Philadelphia gegenüber Futurism erklärte, ist diese Praxis im Grunde gar nicht neu. Schon vor fünfzig Jahren hätten Forscher menschliche Zellen in Nagetiergehirne verpflanzt. Der Unterschied zu heute bestehe lediglich darin, dass die gegenwärtig transplantierten Zellen in Strukturen organisiert sind.