Jetzt wissen wir genauer, was wir nicht wissen. Wissenschaftler konnten dank neuer Analysetechnik die Artenvielfalt auf der Erde genauer bestimmen. Die Erkenntnis: Auf der Erde leben fast acht Millionen Tierarten, doppelt so viele Pilz- wie Pflanzenarten. Vor allem aber: 86 Prozent aller Spezies sind noch unentdeckt.
Yeti-Krabbe
© APDiese erst 2005 entdeckte sogenannte Yeti-Krabbe (Kiwa hirsuta) gehört zur Familie der Springkrebse (Galatheidae).

Schätzungsweise 8,7 Millionen Arten leben auf der Erde, den Großteil davon hat der Mensch noch nie zu Gesicht bekommen. Das zeigt eine Untersuchung amerikanischer und britischer Forscher, die im Fachjournal PLoS Biology erschienen ist.

Bisherige Schätzungen zur globalen Artenvielfalt gehen weit auseinander: Experten sehen die Zahl zwischen drei und 100 Millionen. Mit einer neuen Analysetechnik sei es ihnen nun gelungen, die Spanne vorheriger Schätzungen stark einzugrenzen, schreibt das Team um Camilo Mora von der Universität Hawaii und der Dalhousie-Universität im kanadischen Halifax. Die Forscher nahmen das Wissen über Stamm und Klasse als Basis und schlossen daraus auf die Artenzahl. Dabei analysierten sie gut erforschte Stämme und folgerten daraus auf die Artenzahl von weniger bekannten.

So kamen sie auf 8,7 Millionen - plus/minus 1,3 Millionen. Bei ihrer Analyse zählten die Forscher nur die auf der Welt existierenden Lebewesen, die einen Zellkern haben, also sogenannte Eukaryoten. Lebewesen ohne Zellkern, etwa Bakterien, wurden nicht mit in die Schätzung aufgenommen. Der mit Abstand größte Teil der auf der Welt lebenden Arten seien Tiere (etwa 7,8 Millionen), gefolgt von Pilzen (etwa 610.000) und Pflanzen (etwa 300.000). Rund ein Viertel aller Arten lebe in den Ozeanen.

Nach Ansicht der Forscher kennt der Mensch bislang nur einen Bruchteil der enormen Vielfalt: 86 Prozent aller an Land und 91 Prozent aller in den Ozeanen lebenden Arten seien noch unentdeckt und nicht erfasst. Würden die verbleibenden Arten mit Hilfe heutiger Methoden und bei heutigen Kosten beschrieben, müssten mehr als 300.000 Taxonomen 1200 Jahre lang arbeiten, berichten die Forscher. Das Vorhaben würde 364 Milliarden Dollar (etwa 250 Milliarden Euro) verschlingen.