Nach Beben der Stärke 5,9 werden US-Regierungsgebäude geräumt

Washington - Ein Erdbeben der Stärke 5,9 auf der Richterskala hat die Ostküste der USA am Dienstagnachmittag (Ortszeit) erschüttert. Nach Angaben des geologischen Dienstes der US-Regierung lag das Epizentrum in dem Ort Mineral im US-Bundesstaat Virginia, 130 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Washington. Dort wurden zahlreiche Ministerien - unter anderem das Pentagon - vorübergehend geräumt. Auch in New York, 350 Kilometer weiter nördlich, bebte die Erde so heftig, dass zahlreiche Bürohäuser evakuiert werden mussten. Verletzt wurde ersten Angaben zufolge niemand, es kam aber einem Sprecher der Washingtoner Feuerwehr zufolge zu Schäden an etlichen Gebäuden. Unter anderem wurde die Kathedrale der Hauptstadt beschädigt. Ein Sprecher der Episkopal-Kirche sagte, drei der vier Turmspitzen des Hauptturmes seien herabgestürzt.

Auswirkungen des Bebens waren noch in Toronto und Boston zu spüren, knapp 1000 Kilometer vom Epizentrum entfernt. In Washington wankte die Erde fast eine Minute lang. Im Pentagon brachen offenbar mehrere Wasserrohre. Das Gebäude wurde ebenso wie das Weiße Haus, das Kapitol und der Supreme Court vorübergehend geräumt. Auch die Touristenattraktionen entlang der National Mall zwischen Kapitol und Lincoln Monument wurden gesperrt. Es kam zu Stromausfällen, Mobiltelefone funktionierten zeitweise nicht.

Präsident Obama weilte während des Bebens auf der Atlantik-Insel Martha"s Vineyard südöstlich von Boston. Auch dort waren die Erdstöße zu spüren. In New York musste Staatsanwalt Cyrus Vance eine Pressekonferenz zum Fall Strauss-Kahn im 26-stöckigen Federal Courthouse abbrechen. Die Flughäfen von New York und Washington wurden vorübergehend gesperrt.

Die beiden Atomreaktoren eines Kraftwerks am Lake Anna im Bundesstaat Virginia, in unmittelbarer Nähe des Epizentrums, wurden abgeschaltet. Laut Betreiber haben Dieselreaktoren die Kühlung übernommen. Experten hatten seit längerem die Sicherheitsvorkehrungen in dem Kraftwerk im Falle seismischer Erschütterungen als unzureichend kritisiert. Insgesamt befinden sich neun Kernkraftwerke im Erdbebengebiet. Zwar gilt fast die Hälfte der USA als erdbebengefährdet, Erschütterungen dieser Stärke sind aber äußerst selten an der US-Ostküste. Zuletzt dürfte ein Beben vergleichbarer Stärke die Washingtoner Region im Jahr 1755 erschüttert haben. In New York wurde 1884 ein Beben der Stärke 5,5 gemessen.