Israeli flag golan
Die israelische Regierung behauptet, dass sie am späten Mittwochabend Dutzende von "iranischen Militärstandorten" in Syrien angegriffen hat, und zwar als Reaktion darauf, dass der Iran angeblich 20 Raketen auf israelische Militärbasen in den Golanhöhen abgefeuert hat. Es gibt jedoch keine Beweise dafür, dass der Iran oder sonst jemand in Syrien "Raketen" auf israelische Ziele im Golan abgeschossen hat, obwohl diese Behauptung als nützliche Rechtfertigung für den israelischen Angriff auf syrische Luftabwehrpositionen diente, der im Gegensatz dazu tatsächlich stattfand.

Nach Angaben der IDF wurden "50 iranische Ziele" in Syrien getroffen. Fünf syrische SA-22 (Pantsir S1)-Systeme waren ebenfalls betroffen, da diese Systeme der IDF zufolge die israelischen Flugzeuge ins Visir nahmen. Diese Behauptung ist jedoch zweifelhaft, da die SA-22 hauptsächlich für tief fliegende Flugzeuge und insbesondere für Marschflugkörper und andere Flugkörper, die in extrem niedriger Höhe fliegen, entwickelt wurde. Es waren diese Systeme in Verbindung mit älteren syrischen Luftverteidigungssystemen aus der Sowjetzeit, die in den letzten Jahren durch das russische Militär aktualisiert wurden und die im vergangenen Monat etwa 70 % der auf Syrien abgefeuerten Marschflugkörper der USA, Großbritanniens und Frankreichs neutralisiert haben.

Wie man aus einem früheren Angriff, bei dem mindestens ein israelischer Jet abgeschossen wurde, folgern kann, wurden in der vergangenen Nacht hauptsächlich Luft-Boden-Raketen eingesetzt, die aus großer Höhe abgefeuert wurden - weit über die Reichweite der SA-22 und anderer syrischer Systeme hinaus. Es ist also unwahrscheinlich, dass israelische Jets als Reaktion auf ein syrisches 'Sperrfeuer' auf diese Positionen schossen. Viel wahrscheinlicher ist, dass diese Ziele von Israel vorab definiert wurden, und zwar hauptsächlich über Satellitenbilder.

Israeli targets Syria
Eine IDF-Grafik mit den "iranischen" Zielen, die angeblich vom israelischen Angriff auf Syrien betroffen sind.
Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums bombardierten israelische Streitkräfte am Donnerstag zwischen 1:45 und 3:45 Uhr Ortszeit das syrische Territorium mit 28 israelischen F-15- und F-16-Jets, die rund 60 Luft-Boden-Raketen abfeuerten. Sowohl iranische Militärziele als auch die syrische Luftverteidigung wurden ins Visier genommen. Die IDF veröffentlichte Aufnahmen von einer Kamera, die auf einer der israelischen Raketen montiert war, als sie sich einem scheinbar syrischen SA-22 (Pantsir S1)-Luftverteidigungssystem näherte.

Man sieht im obigen Video, wie eine Person auf die SA 22 zuläuft und sie zu betreten scheint, während ein paar weitere auf der linken Seite stehen. Das deutet darauf hin, dass das System zu diesem Zeitpunkt nicht "aktiv" war. Verglichen mit dem Angriff der USA, Großbritanniens und Frankreichs mit über 100 Marschflugkörpern, der bereits Tage zuvor deutlich angekündigt wurde, war der Angriff Israels am Donnerstagabend eine ziemliche Überraschung und wahrscheinlich deshalb auch erfolgreicher. Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge "schossen syrische Luftabwehrsysteme mehr als die Hälfte der Raketen ab".

Syrian air defenses Israeli attack
Syrische/russische Flugabwehrraketen schießen in den Himmel, um israelische Raketen abzuwehren.
Ungeachtet der tatsächlichen Trefferquote der israelischen Luft-Boden-Raketen scheint es klar zu sein, dass der Angriff ein vom US-Militär partnerschaftlich genehmigter Versuch des israelischen Militärs war, die von Russland gelieferten/aufgerüsteten syrischen Flugabwehrsysteme auszuschalten, die im letzten Monat Trumps schöne, neue und smarte Marschflugkörper weitgehend wirkungslos machten.

Israels plausible 'moralische' Rechtfertigung, "iranische Militärziele" in Syrien anzugreifen, ist eine nützliche List, um das eigentliche Ziel zu erreichen: nämlich die Niederlage der syrischen Armee und die Entfernung von Assad, was immer noch das Hauptziel der US-Außenpolitik in Syrien ist. (Zumindest in einigen 'tieferen' Abteilungen des US-amerikanischen Establishments.)

Es ist ein Zeugnis der Komplexität und Widerwärtigkeit des "globalen, geopolitischen Schachspiels", das von den "Großmächten" auf der ganzen Welt gespielt wird. Ganz zu schweigen davon, dass der israelische Premierminister Netanyahu einen Tag vor dem Angriff auf die russisch-syrische Flugabwehr bei den Paraden zum russischen Siegestag als VIP-Gast von Präsident Putin zu sehen war.

Putin netanyahu- victory day
"Ist das ein iranisches Flugzeug?" Der israelische Premierminister Netanjahu während seiner Teilnahme an der Siegesparade in Moskau
Trump schmeißt den 'Iran-Deal' über den Haufen

Noch bevor er Präsident wurde, machte Trump deutlich, dass er den Iran-Deal für "schlecht" hielt. Als Geschäftsmann, der einzig darauf aus war, "Amerika wieder groß zu machen", ist es naheliegend, dass seine Sichtweise die eines Unternehmers war. Der Iran-Deal hob die Sanktionen gegen den Iran ausschließlich für nicht-amerikanische Unternehmen und Bürger auf. Infolgedessen beruht der größte Teil des Handelswachstums der vergangenen drei Jahre seit Vertragsunterzeichnung auf dem Handel zwischen dem Iran und europäischen, chinesischen und russischen Unternehmen. Die europäischen Importe und Exporte mit dem Iran sind fast wieder auf dem Stand vor der Sanktionierung. Zudem gibt es dort ein großes Investitionspotenzial.

EU Trade Iran
Trump sieht den Iran-Deal als vertane Chance für den möglichen Einfluss Amerikas auf den Iran, weshalb er ihn "neu verhandeln" will. Der Plan sieht die Wiedereinführung der vorherigen, äußerst strengen Sanktionen vor, die als Hebel gegen den Iran gedacht waren und die sich auch gegen jeden richten, der Geschäfte mit dem Iran tätigt. Das Problem ist, dass die USA mit diesem Plan besonders die europäischen Verbündeten Amerikas bestrafen, was wiederum einen erheblichen Bruch in den 70 Jahre andauernden, "besonderen Beziehungen" zwischen Europa und den USA bedeutet, bei denen Europa immer schon die zweite Geige gespielt hat, während Amerika den Ton angab.

Aber das ist noch nicht alles. Offensichtlich steht Trump, genauso wie viele seiner Vorgänger, unter starkem israelischen Einfluss. Israel ist sehr besorgt über den wachsenden Einfluss des Iran in Syrien und sieht seine unverhältnismäßig starke Position im Nahen Osten gefährdet. Dasselbe gilt für Saudi-Arabien. Diese Probleme lassen sich deutlich auf die russischen Intervention in Syrien im Oktober 2015 zurückführen. Der Iran-Deal wurde im Juli 2015 unterzeichnet, zu einer Zeit, als man mit der Niederlage der syrischen Regierung rechnete, nachdem man dem so genannten "Schiitenhalbmond" vom Libanon bis zum Iran einen schweren Schlag versetzt und damit dem Iran Einflussmöglichkeiten genommen hatte. Aber seit der russischen Intervention hat sich das Blatt gewendet, der Iran wurde in der Region gestärkt, ganz zu schweigen von der mächtigen Rolle, die Russland jetzt dort spielt.

Was wir hier vor uns haben, scheint eine Mischung aus Trump's "show me the money"-Außenpolitik und Israels unbedingter "Iran-Eindämmungs-Politik" zu sein. Die Tatsache, dass ein unverbesserlicher Kriegsfalke wie John Bolton soeben zum nationalen Sicherheitsberater von Trump geworden ist, ein Mann, der an den amerikanischen Exzeptionalismus und die Vorsehung Amerikas glaubt, macht das Ganze zu einer hochexplosiven Mischung.

Aber trotz der ständigen Panikmache der Leitmedien, aber leider auch vieler alternativer Medien, dass wir kurz vor dem Ausbruch eines dritten Weltkriegs stehen, ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass sich die Ereignisse zu einem großen militärischen Konflikt zwischen atomar bewaffneten Nationen ausweiten werden. Es ist eher mit weiteren israelischen Angriffen auf Syrien zu rechnen, da sowohl die USA als auch Israel (und Saudi-Arabien) ihre eigenen Regimewechselziele in Syrien verfolgen. Die neuen aufstrebenden Mächte im Nahen Osten brauchen nur ihre eigenen Interessen zu schützen und diese neue Realität auf natürliche Weise entstehen zu lassen.

Das Triumvirat aus dem US-amerikanischen "Deep State", Israel und Saudi-Arabiens, steht dagegen vor einem "existenziellen" Ringen um seine schwindende Vorherrschaft in der Region. Ihr wahres Problem besteht darin, dass sie nicht gegen einen Nationalstaat oder eine Ideologie kämpfen (auch wenn sie das behaupten), sondern vielmehr gegen die Realität selbst, gegen eine natürliche Ordnung, die weltweit Gestalt annimmt. Und Menschen, die versuchen, einen Krieg gegen eine aufkommende, natürliche Ordnung zu führen, werden dabei früher oder später den Kürzeren ziehen.