Antarktis
© NASA/GRACE team/DLR/Ben Holt Sr.Archiv: Antarktis-Panorama

Mountain View/ USA - Im Gegensatz zum heutigen kalten und staubtrockenen Mars zeichnen die meisten Planetenwissenschaftler mittlerweile das Bild einer einstigen warmen und nassen Oberfläche des Roten Planeten, auf der dann auch lebensfreundliche Bedingungen geherrscht haben könnten. Alternativ zu dieser Vorstellung findet jedoch auch das Szenario eines frühen Mars zusehends Verbreitung, der - zumindest in der nördlichen Hemisphäre - von einem kalten Ozean und Landmassen bedeckt war. US-Forscher wollen nun weitere Beweise für diese Theorie gefunden haben.

Das Team um Alberto Fairén vom "SETI Institute" und dem "Ames Research Center" der NASA sieht in den Forschungsergebnissen ein Szenario bestätigt, wonach der der frostige nördliche Marsozean einst von Gletschern umgeben war und so ungewöhnliche Mineralfunde in den nördlichen Tiefländern des Roten Planeten erklären könnte. Ihre Ergebnisse haben die Forscher aktuell im Fachmagazin Nature Geoscience veröffentlicht.

Hier sind im frühen Krustengestein nahezu keine Schichtsilikate zu finden, während diese in den Tiefländern der südliche Hemisphäre des Planeten relativ weit verbreitet sind (...wir berichteten, s. Links) und wie sie charakteristisch für maritime Sedimente auf der Erde sind.

Wie "Space.com" erläutert, legen die klimatischen und geochemischen Modelle der Forscher die Vorstellung nahe, dass die Temperaturen des einstigen Marsozeans der nördlichen Hemisphäre kurz vor dem Gefrierpunkt lagen und sich an den Küsten gewaltige Gletscher befanden. Neben dem Umstand, dass dieses Modell zahlreiche geologische Merkmale wie Moränenlandschaften erklären könnte, würde eine solche Umwelt auch das Entstehen von Schichtsilikaten verhindern.

"Sollte es einst Ozeane auf dem Mars gegeben haben, so waren sie eiszeitlich kalt, ähnlich wie die Polarmeere auf der heutigen Erde. Die Küsten wären von Gletschern eingerahmt gewesen und große Teile der flüssigen Ozeane wären selbst von Eis bedeckt gewesen", so Fairén.

Die relativ neue Theorie des Mars als Gletscher- und Eiswelt steht in Konkurrenz zu den beiden bisherigen Erklärungsversuchen für geologische Merkmale und Bodenanalysen durch Mars-Orbiter, -Landeeinheiten und -Rover. Diese gehen entweder davon aus, dass der Mars schon immer kalt und trocken war und die Merkmale durch rein geologische Phänomene erzeugt wurden oder aber, dass der frühe Mars nicht nur feucht sondern auch warm genug war, um nicht nur Meere, sondern auch Flüsse und Seen zu speisen.
Marsozean
© University of Colorado, colorado.eduArchiv: Computersimulation des einstigen nördlichen Marsozeans
"Die Vorstellung eines kalten und nassen Mars stellt eine passende Erklärung für das jahrzehntealte Rätsel der geologischen Funde dar. Ein glazialer nördlicher Ozean wäre die perfekte Lösung", so Fairén.

Nun wollen die Forscher nach weiteren Hinweisen für Eismeere in den vorhandene Daten suchen. Hinwiese darauf könnten sich im Küstenverlauf der einstigen Marsozeane und in geologischen Hinweisen auf einstige Eisberge finden, wie sie dann in neuen Klimamodelle des Mars eingearbeitet werden könnten. Diese Aufgabe wird wahrscheinlich jedoch nicht einfach, sind solche Merkmale doch möglicherweise unter Tonnen jüngerer Ablagerungen, beispielsweise kilometerdicken Sedimentschichten und vulkanischen Ablagerungen verborgen.