Osterspai - Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes haben heute Mittag um 12.50 Uhr in Osterspai eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden.
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© MARKUS WAKULAT

Sie liegt auf einer schwer zugänglichen Wiese am Osterspaier Ortsausgang Richtung Braubach nur 50 Meter von den Bahnschienen entfernt. Die Bombe soll am Dienstagabend um 20 Uhr entschärft werden. Deshalb werden ab 18 Uhr alle Osterspaier und Gäste mit Bussen evakuiert. Ihnen steht die Turnhalle der Marksburgschule in Braubach als Unterschlupf zur Verfügung.

Darüber hinaus wird das Umland aus Sicherheitsgründen in einem Radius von 1000 Metern gesperrt. Bereits ab 14 Uhr können Wanderer den Rheinsteig nicht mehr passieren. Ab 18 Uhr ist die B 42 für den Durchgangsverkehr ab Braubach und Kamp-Bornhofen gesperrt, es folgt um 19.30 Uhr die B 9. Evakuiert werden muss zudem der Campingplatz gegenüber von Osterspai.

Auch die Schifffahrt ist betroffen: Ab 19 Uhr müssen die Besatzungen in Lahnstein und Bad Salzig anlanden. Die Bahn wird rund 30 Minuten vor der Entschärfung alle Züge in die Bahnhöfe einfahren lassen. Das heißt: Der gesamte Verkehr im Mittelrheintal ruht.

Wie lange die Sperrung andauert, hängt ganz davon ab, in welchem Zustand die Bombe ist. Weil das schräge Gelände nur schwer zu erreichen ist, können die Spezialisten die Bombe nur mit einem kleinen Bagger freilegen. Schaufel für Schaufel und mit Bedacht grub sich Kampfmittelräumer Frank Brombach deshalb zum gefährlichen Ziel vor.

Am Montagnachmittag lag der erste Zünder schließlich frei und Brombachs Kollege Dietmar Schmid war erleichtert, dass dieser nicht zerstört wurde, was die Entschärfung leichter macht. Wie schwer die Bombe genau ist, konnte gestern noch nicht 100-prozentig festgelegt werden. Kurze Zeit war unter den Experten von einer 20-Zentner-Bombe die Rede. Auszugehen ist aber von einem zehn Zentner schweren Brocken, mit dem die Alliierten vermutlich den Lahnsteiner Güterbahnhof treffen wollten.

Schon seit Jahrzehnten wurde vermutet, dass auf der Obstbaumwiese am Ortsrand noch ein Blindgänger amerikanischer Luftangriffe in der Erde liegt. Vor zwei Jahren entdeckte Dietmar Schmid, der in Osterspai lebt, dann eine entsprechende Aktennotiz und begann nachzuforschen. Doch mit den eigenen Suchgeräten ließ sich der Metallkörper nicht nachweisen. Erst die Spezialgeräte der Firma Ebinger Prüf- und Ortungstechnik aus Köln spürten den großen magnetischen Gegenstand tief im Boden auf, der sich gestern als Bombe erwies.

Die Feuerwehr verteilte noch am Abend Handzettel an die Bevölkerung, um die Sachlage zu erklären. Heute wird die Feuerwehr mit Lautsprecheransagen auf die Evakuierung hinweisen.

Wenn die Osterspaier am Dienstag ab 18 Uhr ihre Häuser verlassen, wird die Polizei im Ort Streife gehen, um Einbrüche und Plünderungen zu verhindern. Ab 20 Uhr ist der Ort dann abgeriegelt und alles steht still. Hoffentlich nur für wenige Minuten.